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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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haben!“
    Die Dahabiëh war da, zur linken Seite des Sandal; sie ließ ungefähr vierzig Schritt von ihm entfernt den Anker fallen und trieb dann an der Kette desselben ein Stück zurück, so daß sie nicht Bug gleich Bug, sondern mehr rückwärts zu liegen kam. So war es ihr möglich, das Deck des Sandals und auch des Noqer mit ihren Kugeln zu bestreichen. Die Situation war also folgende: Vorn, mit dem Bug ein Stück in dem Rohrdickicht, lag der Sandal, neben ihm der kleinere Noqer. Rechts von beiden, und zwar eine halbe Schiffslänge rückwärts, die Dahabiëh. Hinter diesen drei Fahrzeugen die beiden Noqer aus Madunga, ihnen so nahe, daß von dorther die Flintenkugeln ihr Ziel noch trafen.
    Schwarz hatte sich hinter die Maximkanone gesetzt, so daß er von dem Deck des Sandal aus nicht gesehen werden konnte. Beim Raïs stand der Hauptmann aus Faschodah, welcher zuerst sprechen sollte. Er tat dies, indem er hinüberfragte: „Was ist das für ein Sandal und für ein Noqer? Wem gehören diese Schiffe?“
    „Mir“, antwortete Abu el Mot, welcher am Rande seines Fahrzeugs stand und mit Befriedigung die kriegerische Haltung seiner Nuehr bemerkte.
    „Wer bist du?“ erkundigte sich der Hauptmann weiter.
    „Ich heiße Jussuf Helam und bin Händler.“
    „Womit?“
    „Mit allerlei Waren.“
    „Wo bist du her?“
    „Aus Wau.“
    „Und wohin willst du?“
    „Stromaufwärts, um zu handeln und zu tauschen.“
    „Mann, ich glaube, du lügst!“
    „Allah erleuchte dein Gehör! Ich habe die Wahrheit gesagt; hast du sie nicht gehört, so sind deine Ohren schuld; du hörst anders, als man spricht!“
    „Spotte nicht; ich kenne dich!“
    „Und ich habe dich noch nicht gesehen!“
    „Du bist Abu el Mot, der Sklavenräuber.“
    „So erleuchte Allah auch deine Augen; denn du siehst Dinge und Menschen, welche gar nicht vorhanden sind!“
    „Ich sehe sehr richtig. Ich sehe sogar fünf Männer, welche hinter dir stehen. Gehören sie nicht zu den Homr, von denen auch Abu el Mot stammt?“
    „Nein. Sie sind auch Handelsleute aus Wau, welche ihre Waren auf meinen Schiffen transportieren.“
    „Das ist nicht wahr. Ich kenne dich und sie. Der Mudir Ali Effendi Abu hamsah miah in Faschodah läßt euch grüßen. Er sucht nach euch und hat mich beauftragt, euch nach Faschodah zu bringen.“
    „Suche die, welche er haben will! Wir sind es nicht.“
    „Ihr seid es. Oder wäret ihr wirklich nicht diejenigen, welche an der Quelle des Löwen, westlich von Faschodah, einen fremden Effendi überfielen, um ihn zu töten?“
    „W'allah! Das wird schlimm!“ raunte Abu el Mot seinen Homr zu. „Es kommt zum Kampf. Wehrt euch gut!“ und laut antwortete er: „Wir sind niemals in jene Gegend gekommen und haben nichts mit einem Effendi zu tun gehabt!“
    „Auch nicht mit mir?“ fragte jetzt Schwarz, indem er aufstand und sich sehen ließ.
    Ein grimmiger Fluch entfuhr den Lippen Abu el Mots. Man sah deutlich, daß er erbleichte. Diesen Fremden hier, so weit von der Quelle des Löwen entfernt, zu sehen, das hätte er für unbedingt unmöglich gehalten. Und zudem mit drei Fahrzeugen und Soldaten! Er wußte wirklich nicht, was er antworten, ob er gestehen oder leugnen solle.
    „Er ist's“, sagte einer der Homr hinter ihm. „Aber wir fürchten uns nicht. Die beiden Noqers tun uns nichts. Es sind ja die gefangenen Leute Hasab Murats darauf, und mit der Dahabiëh werden wir wohl fertig!“
    Diese Worte gaben Abu el Mot seine Fassung und sein Selbstvertrauen zurück, und als jetzt Schwarz seine Frage wiederholte, rief er ihm zornig zu: „Ja, mit dir habe ich zu tun gehabt, du Hund, du Enkel eines Hundes. Und nun sollst du mit mir zu tun bekommen! Geh zur Dschehennah!“
    Er riß sein Gewehr an die Wange und drückte ab. Schwarz bückte sich blitzschnell hinter die Kanone nieder, und die Kugel flog über ihn hinweg.
    „Gebt Feuer! Schießt!“ rief Abu el Mot seinen Leuten zu. „Schießt den Offizier weg!“
    Seinem Befehl wurde augenblicklich Folge geleistet. Auf dem Sandal standen zweihundert und auf dem Noqer einhundert Nuehr. Sie sahen auf der Dahabiëh nur halb soviel Soldaten und waren überzeugt, daß sie mit diesen bald fertig sein würden. Ihre Gewehre knallten, und eine Wolke von Pfeilen und Wurflanzen flog von ihnen herüber. Aber die Soldaten hatten für Deckung gesorgt. Sie bückten sich hinter die Deckschanze, hinter die Masten, hinter Kisten, Körbe und andere Gegenstände, welche zu diesem Zweck vorher auf das Deck

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