Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
geschafft worden waren. Es wurden ihrer nur einige leicht verwundet.
    Schwarz hatte den Kopf und die Arme unter die Decken gesteckt, welche auf der Kanone lagen, um sie zu maskieren. Er zog die oberste derselben ein wenig zur Seite, so daß er zielen konnte. Er richtete den Lauf. Dabei sah er, daß Abu el Mot, die doppelläufige Flinte, von der nur ein Lauf abgeschossen war, in der Hand, nach ihm suchte. Die zweite Kugel sollte ihn besser treffen als die erste.
    Da ertönte als Antwort auf den Angriff Abu el Mots und der Nuehr das Kommando des Hauptmanns. Seine Leute richteten sich auf und schossen. Der Erfolg war bedeutend, wie man sehen und auch hören konnte. Viele der Feinde stürzten nieder; alle aber schrien auf vor Wut und Kampfbegier.
    Jetzt richtete auch Schwarz sich wieder auf. Sobald Abu el Mot ihn erblickte, legte er das Gewehr an, zielte, drückte ab und rief: „Hier hast du den Tod! Diesmal sicher!“
    Aber Schwarz' scharfem und geübtem Auge war die kleine Bewegung des drückenden Fingers nicht entgangen. Er machte eine schnelle Drehung zur Seite, wurde abermals nicht getroffen, riß dann die Decken weg und rief antwortend: „Desto sicherer treffe ich, aber nicht dich, denn dich muß ich lebendig haben!“
    Er ließ den Mechanismus spielen, und die Folgen waren derart, daß Abu el Mot vor Schreck kein Glied zu rühren vermochte. Die Toten und Verwundeten brachen zusammen; alles, was eine Stimme hatte, heulte, schrie und brüllte. Die Projektile hatten nicht nur das Deck des Sandals, sondern auch dasjenige des Noqer bestrichen. Dazu kam, daß nun die Kanoniere auch die Drehbasse ertönen ließen und auf den beiden hinten liegenden Noqers aus Madunga die Schüsse krachten.
    Jetzt erkannte Abu el Mot, daß sich auf diesen beiden Fahrzeugen keine Gefangenen befanden. Und wenn er diese Ansicht noch hätte festhalten wollen, so wäre ihm das unmöglich gewesen, denn es ertönte von dahinten eine laute, schnarrende Stimme, welche er sehr genau kannte: „Das war gut getroffen; das war herrlich! So ist es recht. Ihr Männer, ihr Helden, ihr Tapfern! Ladet schnell wieder, schnell, und gebt es ihm! Möge Allah diesen Abu el Mot verdammen. Schießt, schießt, ihr Feigen, ihr Faulen, ihr Halunken!“
    „El Schacher, ‚der Schnarcher‘!“ rief Abu el Mot seinen Homr zu, welche sich um ihn versammelt hatten. „Hasab Murat, der Sohn einer räudigen Hündin, hat sich mit dem Fremden und den Soldaten verbunden. Schießt, schießt! Zielt auf den Offizier und diesen Christenhund!“
    Aber sie trafen die beiden nicht, denn der Hauptmann stand hinter dem Mast sicher, und Schwarz hatte sich wieder gebückt, um die Kanone zu laden. Auch die Kanoniere hinter der Drehbasse, welche Kugel um Kugel abgaben, hatten sich durch das vorgeschobene Häuschen gedeckt, welches mit starkem Eisenblech gefüttert war und wie eine Panzerplatte die Kugeln auffing.
    Die zweite Salve der Maximkanone wirkte noch vernichtender als die erste. Die Nuehr, welche erst so kampfesmutig gewesen waren, warfen ihre Waffen weg und verbargen sich im Innern der Fahrzeuge. Abu el Mot sah ein, daß er sich unmöglich halten könne. Er durfte nicht einmal mehr schießen. Er mußte den kleinen Rest seiner Munition nicht zu seiner Verteidigung, welche ja erfolglos war, sondern zu seiner Rettung verwenden. Er rief seinen Nuehrs zu: „Schnell in die Boote und an das Ufer! Dorthin ist der Weg noch frei!“
    Abu el Mots Befehl sollte augenblicklich Folge geleistet werden. Aber kaum erschienen die dunklen Gestalten der Nuehr an den Rändern der Fahrzeuge, um hinabzusteigen, so knallten von dem Ufer her, welches Abu el Mot für unbesetzt gehalten hatte, die Schüsse der hundert Soldaten Hasab Murats.
    Diese waren bisher hinter den Büschen versteckt gewesen. Jetzt kamen sie hervor, um sich zu zeigen. Hasab Murat schwang seine Flinte und rief: „Komm herüber, Abu el Mot, komm doch her! Wir werden dich festlich empfangen, denn wir lieben dich. Kennst du mich, du stinkende Hyäne? Komm nur, komm, damit ich dir das Fell über den Kopf ziehe!“
    Abu el Mot sah diesen Ausweg abgesperrt. Links hatte er die Dahabiëh, rechts das besetzte Ufer, hinter sich die Noqer und vor sich das undurchdringliche Schilf – undurchdringlich für seinen Sandal, aber nicht für einen Kahn. Dieser letztere Umstand bot ihm den einzigen Rettungsweg.
    „Ihr seht, daß wir umzingelt sind und eine Übermacht gegen uns haben, der wir unterliegen müssen“, sagte er zu den fünf Homr,

Weitere Kostenlose Bücher