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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entkommen zu können, und dadurch unsre Rache verdient. Du magst noch so großmütig sein und uns nach Hause ziehen lassen, ohne uns unsre Schiffe, ja selbst unsre Waffen und Compajir zu nehmen, so ist uns das doch nicht so lieb und willkommen, als wenn du uns erlaubst, bei euch zu bleiben und diesem Chajin zu zeigen, daß er uns nicht unbestraft in der Gefahr verlassen darf. Er hat, indem er dieses tat, den Bund mit uns zerrissen, und ich knüpfe nun einen neuen mit euch, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen.“
    „Gut! Ihr sollt euch bei uns wohler als bei ihm befinden. Ihr habt gesehen, daß wir stärker sind als er, und so gebietet euch schon die Klugheit, es lieber mit uns als mit ihm zu halten. Wir schenken euch dafür das Leben, die Waffen, die Compajir, kurz alles, was euch gehört, und dir auch deine Bornata el Lulu. Dazu sollt ihr einen Teil der Beute haben, welche wir machen werden. Die Herden und Vorräte Abu el Mots werden in unsre Hände fallen, auch seine Soldaten, denen wir die Gewehre nehmen, um sie euch zu geben. Ihr werdet dann besser bewaffnet sein als alle Stämme an und zwischen den Flüssen und sie euch leicht unterwerfen können.“
    „Herr, das ist ja weit, weit mehr, als wir von Abu el Mot erhalten hätten!“ jubelte der Nuehr. „Du gibst uns Gnade und Leben, anstatt Rache und Tod. Ihr werdet Freunde an uns haben, auf die ihr euch selbst in der größten Gefahr verlassen könnt!“
    „Ich will es dir glauben. Außerdem habt ihr noch einen großen Vorteil, welchen ihr bei Abu el Mot nicht gefunden hättet. Nicht ich allein bin Tabib, sondern dieser Effendi, mein Freund, ist ein noch viel größerer und berühmterer als ich. Wir werden uns eurer Verwundeten annehmen, deren größter Teil bei Abu el Mot wohl nicht hätte gerettet werden können. Hast du, um den Bund mit uns abzuschließen, die Zustimmung deiner Leute zu erbitten?“
    „Was denkst du von mir!“ antwortete der Häuptling stolz. „Ich bin der König meines Stammes, und meine Krieger haben mir zu gehorchen. Aber denke ja nicht, daß sie das nicht gern tun werden. Sie erwarteten den Tod, und anstatt des Verderbens bringe ich ihnen das Glück. Sie werden meine Nachricht mit Entzücken empfangen.“
    „Gut, so seid ihr von jetzt an unsre Freunde und Bundesgenossen. Gib uns die Hand darauf und kehre dann auf den Sandal zurück. Wir werden hören, was deine Leute dazu sagen, und dann hinüberkommen, um die Verwundeten zu verbinden.“
    Der Neger gab beiden seine Hand und ging dann, um sich nach dem Sandal rudern zu lassen.
    „Nun, sind S' einverstanden? Hab' ich's gut g'macht?“ fragte der Graue Schwarz.
    „Ja“, antwortete dieser. „Wir sind zwar auch ohne die Nuehr stark genug, um es mit Abu und Abd el Mot aufzunehmen, aber Feinde in Freunde zu verwandeln ist stets vorteilhaft, und wir können doch vielleicht in eine Lage kommen, in welcher dieser Zuwachs an Leuten uns von Nutzen ist. Aber warum haben Sie den armen Teufel vorher in Beziehung auf die Frisuren in solche Angst getrieben?“
    „Weil's meine Absicht war, in den Besitz seiner Spitzhaube zu kommen. Ich hätt' sie halt gar zu gern als ethnographische Kuriosität mit heimg'bracht. Da er aber mit Leib und Seel' an derselben hängt, so mag er sie b'halten. Nun kommen S'! Wir wollen schauen, was seine Leut' für G'sichter machen. Sie scheinen froh zu sein; hören S', wie sie schreien und brüllen?“
    Die beiden hatten die Kajüte nicht zugleich mit dem Nuehr verlassen; sie waren in derselben zurückgeblieben. Trotz der zugemachten Tür vernahmen sie jetzt ein Getöse menschlicher Stimmen, als ob die Schreienden gepfählt werden sollten.
    „Ja sefa, ja bacht, ja fahra – o Wonne, o Glück, o Freude!“ nur diese drei Worte waren es, welche die Nuehr riefen, aber sie brachten mit ihnen ein solches Stimmengewirr fertig, daß man sich hätte die Ohren zuhalten mögen.
    Und als die Deutschen aus der Kajüte auf das Deck traten, sahen sie die Schwarzen auf ihren beiden Schiffen springen und tanzen, als ob sie wahnsinnig geworden wären.
    „Da hab' ich schönes Unheil ang'richtet!“ lachte der Graue. „Jetzund möcht' man Irrenarzt sein, um die Kerls wieder zu Verstand zu bringen.“
    Der Häuptling trat an den Rand des Sandals und rief herüber: „Seht ihr die Freude meine Krieger? Sie sind voller Wonne und werden euch treu dienen und ihr Leben für euch wagen. Nun kommt auch herüber, und nehmt euch der Verwundeten an, welche mit Schmerzen auf euch

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