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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Katalog?“
    „Katalog seinte ein erschütterte Ereignis, trauriges, zum Beispiel Erdbeben, unterirdisches.“
    „Und Katastrophe?“ erkundigte sich der Graue weiter. Er nahm sich vor, dieses Mal trotz der Verwechslung des Katalogs mit der Katastrophe nicht zu opponieren.
    „Katastrophe seinte Buch und Verzeichnis über Acker, besitzender, und Flur, angehöriger.“
    Da die Verwechselung noch weiter um sich griff, als er vorher angenommen hatte, entfuhr es dem Deutschen: „So ein Buch ist doch keine Katastrophe, sondern man nennt es Kataster! Du bist wirklich dera reinste Verwechselungskünstler! Ich kann wirklich nit begreifen, wie du dich nur mit solchen – – –“
    „Schweigte still!“ fuhr ihn der Slowak an, indem er sich nun zu ihm herumdrehte und ihn flammenden Blickes ansah. „Wenn Sie nicht begreifte mich, so kannt auch ich nicht begreifte Sie! Ich hatt gelaßte Ihren Gelehrsamkeit, Ihrige, und nun kann auch Sie gelaßte mir Kenntnisse, meinige! Wenn ich auch hatt gemachte einmal Verwechstelung, unschuldige, so seinte ich doch ein Mann, stets höflicher und herablassender; Sie aber seinte währenddem immer geweste ein Mann von Unhöflichkeit, grober und beleidigender!“
    „Ich?“ fragte Pfotenhauer, ganz betroffen infolge des ungewöhnlichen Zornes, welcher aus den Worten und Blicken des Kleinen sprach. „Wegen eines kleinen Widerspruchs brauchst doch nit gleich so grimmig zu sein!“
    „Ich seinte nicht nur zornig wegen Entgegnung, widersprüchiger, sondern auch wegen Verstößen, oftigen und titulaturigen! Hatt Sie mich verstehnte?“
    „Nein, ich versteh' dich nit. Was redest du da von Titulatur?“
    „Das wüßte Sie nicht? Das begreifte Sie nicht? Ich hatt Ihnen gebte stets das Sie, pluraliges; Sie aber hatt gebte mir stets du, singulariges. Wir hatt noch nicht machte miteinander Brüderschaft. Wenn Sie auch von jetzt an noch gebliebte bei du, einzahliges, so wernte auch ich nicht mehr sprechte Sie, mehrzahliges. Ich hatt studiumtierte, und Sie hatt studiumtierte; wir stehen also auf Stufe, ganz gleichfüßiger. Jetzt hatt Sie die Wahl, entscheidende! Ich sprechte Sie, und ich sprechte du, ganz so, wie Sie sprechte mit mir!“
    Das kam dem Grauen so unerwartet, daß er für den Augenblick gar keine Antwort fand. Er machte ein Gesicht, welches sicher noch verblüffter war als damals, wo sein Professor ihm die berühmte Frage vorlegte. Die Antwort wäre nun auch zu spät gekommen, denn der Slowak wandte sich von ihm ab und ließ ihn in ‚seines Nichts durchbohrendem Gefühle‘ stehen. Da kehrte Schwarz aus der Kajüte zurück; er sah das Gesicht des Grauen, dessen Nase schlaff herniederhing, als ob sie beim Naschen erwischt worden sei und deshalb einen Verweis bekommen habe; er sah auch den Kleinen stolz von dannen schreiten; da wußte er, was geschehen sei, und fragte lachend: „Haben Sie sich wieder einmal nicht mit ihm vertragen?“
    „Ja, er hat mich ganz g'hörig angepfiffen“, antwortete Pfotenhauer. „Der Kerl hat Haar auf allen Zähnen, und was für welche! Er hat g'meint, ich soll ihn nit mehr du, sondern Sie nennen, sonst will er mich auch duzen.“
    „Hat er das? Nun, so ganz unrecht kann ich ihm da nicht geben, lieber Freund.“
    „Danke sehr! Jetzund fehlt nur noch, daß er mich Naz oder kurzweg Vogel-Nazi nennt! Das wär' das richtige Kataplasma!“

FÜNFZEHNTES KAPITEL
    Erfolgreicher Überfall
    Am nächsten Tag, zwischen dem Asr- und Mogreb-Gebet, also vielleicht kurz nach der vierten Nachmittagsstunde, erreichten die fünf Schiffe eine Stelle, an welcher der Strom sich so verbreiterte, daß er einen See bildete, dessen Ufer wohl eine volle Ruderstunde voneinander entfernt waren.
    „Das ist der Ort“, sagte der ‚Sohn des Geheimnisses‘ zu Schwarz und Pfotenhauer, mit denen er vorn am Bug der Dahabiëh stand. „Laß nach dem Ufer halten, damit wir dort anlegen! Wir dürfen nicht weiter, da wir sonst gesehen werden könnten.“
    „Liegt der Feldwebel mit seinen Leuten denn am See?“
    „Nein. Biegen wir rechts in den See ein und fahren wir bis nach dem hintern Teil desselben, so kommen wir an eine Stelle, wo ein schmaler Eingang in einen Busen führt, welcher nicht fließendes, sondern stehendes Wasser hat. Er ist an einigen Punkten sehr tief, weshalb er selbst im heißesten Sommer nicht austrocknet. An den seichteren Stellen wächst Schilf und Rohr; an andern gibt es Grasinseln, welche auf der Oberfläche schwimmen, sich aber nur dann bewegen, wenn der

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