Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Wind sie treibt oder ein Flußpferd, an ihren Wurzeln naschend, sie in Bewegung setzt. Das ist der Maijeh Husan el Bahr.“
    „So brauchen wir doch nicht hier im Fluß zu bleiben, sondern können in den See einbiegen, um dort zu ankern.“
    „Der Feldwebel lagert am Ufer des Maijeh. Es ist möglich, daß einer seiner Leute nach dem See kommt. In diesem Fall würden wir gesehen, und das willst du doch wohl vermeiden?“
    „Allerdings. Ich werde also den Befehl zum Ankern geben, und dann mag der Onbaschi uns Auskunft erteilen.“
    Onbaschi heißt Korporal, Unteroffizier. Bei den Nuehr hatte sich nämlich der Unteroffizier befunden, welcher dem Feldwebel entflohen war, um Abu el Mot das Lager desselben zu verraten. Auch er war im höchsten Grad zornig darüber, daß sein Herr die Flucht ergriffen hatte, ohne ihn mitzunehmen. Er hatte, als er die Waka'a en nahr verloren sah, mit großer Sorge dem entgegengesehen, was nun mit ihm geschehen werde, und war dann freudig überrascht gewesen, sich mit den Nuehr begnadigt zu wissen. Freilich hatte er Schwarz versprechen müssen, von jetzt an diesen als seinen Herrn zu betrachten und ihm treu und ohne Hintergedanken zu dienen.
    Die Dahabiëh ging so nahe wie möglich an das Ufer und ließ dort die Anker fallen. Die beiden Noqers taten dasselbe. Die Schiffe aus Diakin segelten nicht so gut; sie waren zurück, kamen aber nach einiger Zeit auch und legten hinter den anderen an.
    Schwarz hatte den Onbaschi zu sich auf die Dahabiëh genommen. Er ließ ihn jetzt kommen und fragte ihn: „Kennst du die Stelle, an welcher wir jetzt liegen?“
    „Nein, Effendi.“
    „Aber den See, an dessen Eingang wir uns befinden?“
    „Auch nicht.“
    „Ich glaubte, du seist am Ufer desselben gewesen. In ihn mündet nämlich der Maijeh, an welchem der Feldwebel lagert.“
    „Solange ich bei ihm war, ist keiner von uns nach dem See gekommen. Der Maijeh bot uns alles, was wir brauchten: Schilf zum Brennen, Wasser und auch Fische, soviel wir haben wollten.“
    „Aber wenn ich mit dir nach dem Maijeh ruderte, so würdest du die Stelle finden, wo deine früheren Kameraden sind.“
    „Ganz gewiß. Sie lagern an der Spitze desselben, an der Stelle, welche am weitesten in das Land hineinragt. Die ist selbst in der Dunkelheit leicht zu finden.“
    „Steht der Wald bis dicht ans Wasser?“
    „Ja.“
    „Und ist er licht, oder gibt es Strauchwerk, welches das Gehen erschwert?“
    „Sträucher gibt es nur außerhalb des Waldes, welcher schmal ist und nur aus Bäumen besteht, zwischen denen man leicht fortkommen kann. Soll ich dich führen?“
    „Ich will es mir überlegen“, antwortete Schwarz zurückhaltend.
    „Effendi, du traust mir nicht!“
    „Allerdings. Das will ich dir ganz offen gestehen. Du hast deine Kameraden verraten.“
    „Weil sie selbst Verräter waren!“
    „Aber du warst ihr Mitschuldiger, und sie verließen sich auf dich!“
    „Ich hatte mich geweigert. Ich war der einzige Onbaschi, welcher mit dem Feldwebel zurückgelassen worden war. Er war Gefangener, und ich hatte ihn zu bewachen. Da beredete er mich, mit ihm und meinen fünfzig Asaker eine neue Seribah zu gründen.“
    „Wo?“
    „Bei den Niam-niam.“
    „Das fehlte noch! Müßt ihr denn das Verderben weiter und immer weiter tragen? Und welch ein Wagnis! Fünfzig Mann wollen nach Süden gehen, um ein ganzes Volk in ihre Netze zu ziehen! Da sieht man, wie wenige Teufel dazu gehören, um ganze Völkerschaften unglücklich zu machen. Aber weiter!“
    „Ich ließ mich bereden, denn er versprach mir, daß ich mit ihm Gebieter sein solle; aber schon am ersten Tag gebärdete er sich als der alleinige Herr, und da ging ich fort.“
    „Also nicht aus Reue, sondern aus Rache?“
    „Verkenne mich nicht, Effendi! Du darfst mir trauen. Zu Abu el Mot kann ich nicht wieder und gehe ich nicht wieder. Ich habe heute früh mit Hasab Murat gesprochen. Er nimmt mich mit nach der Seribah Madunga, wo ich mit demselben Rang, als Onbaschi, bei ihm eintreten werde. Daraus magst du ersehen, daß ich dir treu dienen werde.“
    „Ich will versuchen, dir zu glauben. Du magst uns also führen, wenn wir an das Land gegangen sind.“
    Indem er das sagte, fiel sein Auge auf einen kleinen Punkt, welcher sich von dem jenseitigen Ufer des Sees aus näherte. Er hielt ihn für ein Boot und ging, sein Fernrohr zu holen. In den Verhältnissen, unter denen er sich hier befand, mußte ein Kahn seine Aufmerksamkeit, ja sein Mißtrauen erregen. Das Rohr

Weitere Kostenlose Bücher