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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als unter den Wipfeln der Bäume hatten.
    Einer sich dicht hinter dem andern haltend, ging es nach der Spitze des Maijeh. Dort gab es eine hell erleuchtete Stelle. Zwei große Feuer brannten da, und weiter hinaus nach der in dichter Finsternis liegenden Ebene zählte Schwarz zehn kleine Feuer, welche einen Halbkreis bildeten und den vor dem Maijeh liegenden freien Platz umschlossen.
    „Dort am Feuer liegt der Feldwebel?“ fragte er den Onbaschi.
    „Ja, Herr“, antwortete dieser. „Wenn wir näher gehen, kannst du ihn und seine Leute sehen.“
    „Das werden wir jetzt noch nicht tun. Was sind das für kleine Feuer da draußen?“
    „Das sind die Feuer der Wächter, damit die Tiere nicht des Nachts ausbrechen sollen.“
    „Also zehn Wachen?“
    „Ja.“
    „Weißt du, in welcher Weise sie abgelöst werden?“
    „Nur einmal, gerade um Mitternacht.“
    „Eine nicht sehr praktische Einteilung, welche uns aber die Ausführung unsres Vorhabens erleichtert, denn wir werden durch die Ablösung nicht gestört werden.“
    „Worin, Effendi?“
    „In der Aufhebung dieser Wachtposten, deren wir uns natürlich erst versichern müssen, ehe wir uns nach dem Lagerplatz verfügen.“
    „Ist es nicht besser, erst den Feldwebel und die bei ihm sind gefangenzunehmen?“
    „Das wäre eine Dummheit, denn es könnte nicht ohne Lärm geschehen; die Posten würden auf denselben aufmerksam werden und uns entkommen.“
    „Aber ebenso schwierig ist es, uns dieser zehn einzelnen Männer zu bemächtigen, ohne daß sie Lärm erregen.“
    „Hab keine Sorge! Ich weiß, wie man das zu machen hat. Und du sollst dabei helfen, da ich überzeugt bin, daß ich mich auf dich verlassen kann.“
    „Vollständig, Effendi! Ich merke gar wohl, daß du mir noch nicht traust; aber ich werde dir beweisen, daß du dich irrst. Was habe ich zu tun?“
    „Du kennst diese Leute alle?“
    „Natürlich! Sie waren ja meine Untergebenen.“
    „Auch ihre Namen?“
    „Alle!“
    „Das ist sehr gut. Ich habe hundert Mann bei mir. Zwanzig mögen mir jetzt folgen, für jeden Posten zwei. Ich werde sie jetzt auswählen.“
    Er bestimmte diejenigen, welche ihm als die geeignetsten erschienen, ließ sie näher treten, damit sie seine leisen Worte verstehen konnten, und erteilte ihnen seine Instruktion.
    „Wir haben Stricke und Schnüre in hinreichender Anzahl mitgebracht“, sagte er. „Nehmt so viele mit, als nötig sind, zehn Mann zu fesseln. Ich gehe mit dem Onbaschi voran, und ihr kommt leise hinterdrein. Wenn wir den ersten Posten erreichen, legt ihr euch nieder, um nicht von ihm gesehen zu werden. Der Onbaschi geht näher zu ihm hin und ruft ihn bei seinem Namen. Der Mann wird kommen und sich höchlichst wundern, den totgeglaubten Unteroffizier lebendig vor sich zu sehen. Dieser spricht einige Worte mit ihm, und währenddem schleiche ich mich von hinten an den Mann und fasse ihn so fest bei der Kehle, daß er nicht um Hilfe rufen kann. Ihr bleibt liegen, um nicht etwa vom nächsten Posten gesehen zu werden; aber einer von euch kommt herbei, um den Mann zu binden.“
    „Was soll ich denn zu ihm sagen?“ fragte der Unteroffizier.
    „Was dir gerade einfällt. Ein langes Gespräch wird es überhaupt nicht geben, so daß du wegen dem, was du zu sagen hast, in Verlegenheit kommen könntest. Ich werde schnell machen, und du kannst dir denken, daß er über dein Erscheinen so betroffen sein wird, daß ihm die Worte im Munde steckenbleiben. Die Hauptsache ist, daß du ihn so weit vom Feuer weglockst, daß es euch nicht mehr hell beleuchten kann, und daß du dich so stellst, daß er mir den Rücken zukehren muß. Dies wird es mir ermöglichen, leichter an ihn zu kommen. Verstanden?“
    „Ja, Effendi. Ich werde meine Aufgabe so ausführen, daß du mit mir zufrieden sein wirst.“
    „Gut für dich, Onbaschi! Denn wenn du den geringsten Fehler machen würdest, so bekämst du augenblicklich meine Kugel in den Leib. Wie du siehst, habe ich den Revolver stets in der Hand, selbst jetzt, in diesem Augenblick.“
    „Du brauchst ihn nicht; diese Versicherung gebe ich dir. Was hat dann ferner zu geschehen?“
    „Bei jedem überwältigten Posten bleiben zwei von euch, einer, welcher sich an seiner Stelle an das Feuer setzt, um die Herde zu bewachen, und ein zweiter, welcher bei dem Posten bleibt, um ihn augenblicklich niederzustechen, falls er fliehen wollte. Dieser zweite hat sich mit seinem Gefangenen möglichst weit vom Feuer zurückzuziehen, damit er nicht gesehen

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