26 - Die Sklavenkarawane
Schiff.“
Sofort wurde seine Miene wieder ängstlich. „Schiff?“ fragte er. „Haben drei Schiff? Dahabiëh und zwei Noqer?“
Durch diese Frage verriet er, daß Abu el Mot ihn vor diesen drei Schiffen gewarnt hatte. Schwarz antwortete: „Nein. Wir haben nicht drei, sondern fünf Schiffe.“
„Das sein gut, sehr gut! Wenn hätten bloß drei Schiffe, dann sein schlimme Menschen.“
„Wir sind gute Menschen; das werde ich dir beweisen. Ich werde dir nicht nur Tabak geben, sondern dich auch gesund machen. Macht dir der Duhdi im Gesicht nicht große Schmerzen?“
„Sehr! Sehr viele bei uns haben Duhdi.“
„Womit heilt ihr ihn?“
„Mit heiß Wasser.“
„Das genügt nicht; da frißt er sich nur tiefer ein. Ich werde dir zeigen, wie man ihn entfernt.“
„Dann Hahli gern mit dir gehen. Duhchan erhalten und Wurm heilen! Wollen schnell auf Schiff!“
Er stieg herüber, band seinen Kahn an das Boot, und dann lenkte Schwarz nach der Dahabiëh um.
Die Filaria, der Guinea- oder Medinawurm, wird im Sudan Frendit genannt. Er ist so dick wie eine Violinsaite und kann bis zwei Meter lang werden. Er scheint nur mit dem Trinkwasser in den Menschen zu kommen, wandert durch den Körper desselben und verursacht an den Ausbruchstellen dicke Eiterbeulen. Durch einen einzigen Schluck unreinen Wassers können mehrere dieser berüchtigten Tiere in das Innere des Menschen gelangen, und dann ist die Wirkung eine grauenhafte. Arme, Beine, Brust und Rücken bilden dann eine einzige geschwollene und mit Geschwüren bedeckte Masse, welche dem Betreffenden entsetzliche Schmerzen verursachen und sehr oft den Tod zur Folge haben. Daß der Abaka-Neger den Wurm im Gesicht hatte, war ein Fall, welcher glücklicherweise nur selten vorkommt.
Dieser Mann stieg mit großem Vergnügen an Bord, und Schwarz nahm ihn sogleich mit sich zur Kajüte, um ihm durch das Messer das Geschwür zu öffnen. Das muß sehr vorsichtig geschehen, damit die Filaria nicht zerschnitten wird. Das beste Mittel, sie zu entfernen, ist nämlich, sie nach und nach auf ein Hölzchen aufzuwickeln, eine Prozedur, welche mehrere Tage erfordert. Es gelang Schwarz, den Kopf mit dem vorderen Teil des Körpers zu erwischen. Er wickelte ihn auf, befestigte ihn, so daß er nicht zurückschlüpfen konnte, und gab dann dem Neger die Unterweisung für sein weiteres Verhalten.
„Das sehr gut!“ lobte der Schwarze. „Wurm heraus und Hahli gesund. Hahli auch andern sagen, wie Wurm entfernen. Aber nun ihm auch Duhchan geben!“
Er bekam eine kleine Quantität Tabak, welche aber für ihn einen solchen Wert hatte, daß er einen Freudensprung machte und entzückt ausrief: „Oh, oh, ah! Jetzt Hahli rauchen und stolz sein, denn andre nicht Duhchan haben! Weiße Männer gut sein, nicht so bös wie Leute auf Dahabiëh und zwei Noqer!“
„So! Was sind das denn für Leute?“
„Das sein Sklavenjäger und Diebe.“
„Das hat der lange, dürre Araber gesagt?“ erkundigte sich Schwarz, wohl wissend, daß er und seine Leute mit diesen Dieben gemeint seien.
„Ja, dieser.“
„Wann kam er denn zu euch?“
„Nicht lange Zeit her.“
„Ist er noch dort?“
„Nein.“
„Wohin ging er mit den andern fünf Männern?“
„Immer am Fluß, weiter nach Süd.“
„Und weißt du, wer er war?“
„Armer Mann. Diebe ihm alles abgenommen. Wollen auch nach Maijeh, wo Asaker sind, und ihnen alles rauben. Darum Hahli hinüber und es ihnen sagen.“
„Sollst du ihnen denn auch sagen, daß der lange Mensch dich sendet?“
„Nein, das verschweigen.“
„Aber sie werden dich doch fragen, wer dich schickt?“
„Dann Hahli sagen, daß er zufällig hinkommen, daß er gesehen drei Schiffe, er hören sprechen Diebe am Ufer und daß sie sagen, nach Maijeh gehen wollen.“
„Und was hat der Mann dir für einen Lohn gegeben?“
„Nichts. Er sagen, daß Asaker mir etwas geben. Vielleicht mir geben Mikajil, dann Hahli sehr glücklich sein.“
„Trinkst du ihn so gern?“
„Oh, oh, ah, sehr!“
Er zog dabei ein Gesicht, welches trotz der Geschwulst vor Wonne glänzte.
„Ich habe auch Mikajil, echten, guten Mikajil. Willst du ihn einmal kosten?“
„Sehr, sehr, viel sehr!“
Schwarz hatte von dem Mudir von Faschodah mehrere Flaschen starken Araki geschenkt bekommen. Er goß ein großen Glas voll, führte den Neger an einen Ort, wo er nicht gestört werden konnte, gab ihm das Glas und sagte ihm, daß er ihm nun erlaube, alle Viertelstunden einen ganz, ganz kleinen Schluck
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