26 - Die Sklavenkarawane
du bei den andern neun mit derselben Vorsicht und Klugheit verfährst, so sollst du eine Belohnung von mir bekommen.“
„Ich werde sie mir verdienen; diese Versicherung gebe ich dir! Da sind wir schon beim zweiten Feuer.“
„Kennst du den Namen auch dieses Mannes?“
„Ich kenne sie alle, wie ich dir bereits gesagt habe. Dieser Posten wird noch viel mehr erstaunt sein als der vorige, denn er stand dabei, als ich mich in das Wasser fallen ließ.“
„So wird er um so leichter überrascht werden. Also hin zu ihm!“
Dieser zweite Wächter wurde auch unschädlich gemacht, und nach ihm auch die weiteren acht. Der Onbaschi fand sich außerordentlich gut in seine Rolle; er bediente sich stets derselben Worte, welche kein einziges Mal ihre Wirkung versagten.
Als man mit dem letzten Posten fertig war, kehrten die vier, nämlich Schwarz, Pfotenhauer, der Kleine und der Onbaschi, auf demselben Weg, den sie jetzt gemacht hatten, zu den auf sie Wartenden zurück. Bei dieser Gelegenheit überzeugten sie sich davon, daß an den Wachtfeuern alles in Ordnung war.
An der Stelle, wo die Asaker in tiefster Stille geharrt hatten, angekommen, sagte Schwarz zu dem Grauen: „Sie werden hier bei den Leuten bleiben; ich aber schleiche mich nach dem Lager, um dasselbe in Augenschein zu nehmen.“
„Ist das notwendig?“ fragte Pfotenhauer.
„Ja, ich muß wissen, wie ich die Leute zu postieren habe. Eher kann ich sie doch nicht mitnehmen.“
„Ich tät's anders machen!“
„Wie denn?“
„Ich macht' gar nit viel Umstand' mit den paar Kerlen, und tät' gleich über sie herfallen.“
„Von Ihrem Standpunkt aus haben Sie recht. Der Überfall würde ihnen so unvermutet kommen, daß sie vor Überraschung wohl gar nicht an Gegenwehr dächten. Uns aber ging dabei vielleicht viel verloren.“
„Was könnt' das sein?“
„Wenn ich mich jetzt anschleiche, bekomme ich wahrscheinlich manches zu hören, was uns von Vorteil ist. Das würde aber nicht der Fall sein, wenn wir sie jetzt gleich überfallen.“
„Aber Sie begeben sich in G'fahr!“
„O nein! Ich verstehe mich darauf, an jemand zu kommen, ohne daß er es bemerkt.“
„So nehmen S' wenigstens mich mit, damit ich Ihnen beispringen kann, wenn's fehlgeht!“
„Ihre Gegenwart kann mir keinen Nutzen, sondern nur Schaden bringen. Komme ich ja in Gefahr, was ich aber nicht glaube, so werde ich schießen. In diesem Fall eilen Sie mir sofort mit allen Leuten zu Hilfe. Solange ich dieses Zeichen nicht gebe, befinde ich mich in vollkommener Sicherheit. Sie brauchen also keine Sorge um mich zu haben, wenn ich längere Zeit fortbleibe.“
Er ging. Pfotenhauer blickte ihm nach, bis er ihn nicht mehr sehen konnte, und räusperte sich dann unwillig. Es ärgerte ihn, daß er hatte zurückbleiben müssen.
„Haltet euch bereit“, sagte er zu den Asakern. „Ihr hab gehört, was der Effendi sagte. Sobald er schießt, springen wir nach dem Lager. Wer sich dort nicht freiwillig ergibt, wird niedergehauen oder erschossen. Ich vermute, daß wir den Schuß bald hören werden. Es ist tollkühn, sich ganz allein in eine Gefahr zu begeben, welche man so leicht umgehen kann!“
Diese Worte ärgerten den ‚Vater der elf Haare‘. Er durfte nicht dulden, daß das Verhalten seines geliebten Herrn getadelt wurde; aber er wollte dem Tadler auch nicht vor den Soldaten entgegentreten, darum sagte er in deutscher Sprache, welche nicht von ihnen verstanden wurde. „Was Herrrrr Doktor Schwarz hat gemachte, seinte ganz gut und richtig!“
„So!“ brummte der Graue. „Was versteht aan Dschellabi davon!“
„Ich verstante gar wohl davon! Ich sein geweste Zeit, sehr lange, bei Effendi, doktorigen, und hab' lernen kennte Person, seinige, sehr genau. Was er hatt gemachte, das hatt er gemachte stets richtig.“
Der Graue nahm diese Belehrung oder Zurechtweisung ruhig hin. Er wollte jetzt, wo es galt, still und vorsichtig zu sein, allen Zwist vermeiden. Der Kleine wandte sich stolz, keine Entgegnung gefunden zu haben, den Asakern zu und erzählte ihnen, auf welche Weise die Posten überrumpelt worden seien. Er wollte dabei seine Person in den Vordergrund stellen, wurde aber von dem ‚Vater des Gelächters‘ zurückgewiesen, indem ihm dieser erklärte: „Was du uns da erzählst, das haben wir schon gewußt.“
„So? Warst du denn dabei?“
„Nein. Aber der Effendi erklärte vorhin doch, wie es gemacht werden solle, und da es genauso geschehen ist, so brauchst du es uns nicht zu
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