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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zeigte ihm, daß er sich nicht geirrt hatte. Es war ein Boot, ein sehr kleines, in welchem ein einzelner Mann, ein Schwarzer, saß.
    Was wollte dieser Mann hier! Es war möglich, daß Abu el Mot seinen Weg nicht auf dem diesseitigen, sondern auf dem jenseitigen Ufer zurückgelegt hatte, um seinen Feinden ja nicht etwa während der Überfahrt zu begegnen. In diesem Fall mußte er den Fluß weiter oben durchqueren. Dabei konnte er an ein Negerdorf gekommen sein und von dort einen Boten abgesandt haben, um den Feldwebel zu warnen, freilich ohne diesen wissen zu lassen, von wem die Botschaft eigentlich komme. Schwarz nahm sofort die zwei kräftigsten Ruderer in das kleine Boot, bewaffnete sich mit seinem Gewehr – die Revolver trug er stets im Gürtel – und stieg selbst mit ein, um den Schwarzen abzufangen.
    Dieser hatte jetzt die Mitte des Sees, also den eigentlichen Strom erreicht und hielt ein wenig aufwärts, um den durch die Strömung verursachten Abtrieb auszugleichen. Danach wurde seine Absicht klar, den diesseitigen Teil des Sees zu erreichen und dann vielleicht nach dem Maijeh zu rudern.
    Schwarz ließ ihn noch näher kommen und stieß dann vom Schiff ab. Sein Boot befand sich in ruhigem Wasser und gehorchte den Rudern also mit weit größerer Geschwindigkeit als dasjenige des Schwarzen. Es war klar, daß dieser die abwärts am Ufer liegenden Schiffe noch gar nicht gesehen hatte: bald aber erblickte er das Boot. Er hielt für einige Augenblicke im Rudern inne, wohl um sich zu überlegen, was er tun solle. Dann wandte er sich zur Flucht dem südlichen Ufer der diesseitigen Seehälfte zu. Das konnte das Zeichen eines bösen Gewissens, aber auch die einfache Folge des Mißtrauens sein, welches jeder einsam wohnende Mensch, zumal Neger, gegen jede fremde Erscheinung hegen muß.
    Er war von dem Punkt, welchem er zustrebte, viermal so weit entfernt als von dem Boot des Deutschen. Obgleich er seine Kräfte bis auf das Äußerste anstrengte, kam ihm dieses immer näher und näher.
    „Ein Abaka-Neger!“ sagte einer der beiden Niam-niam. „Ich sehe es am Kopfputz.“
    Schwarz rief dem Mann ein gebieterisches Halt zu, doch ohne Erfolg. Schießen wollte er nicht, einesteils weil er dadurch die Aufmerksamkeit auf sich zog, falls einer oder mehrere der Leute des Feldwebels am See sich befanden, und andern teils, weil er den Mann sicher erreichen mußte, denn die Entfernung zwischen den beiden Booten verringerte sich von Augenblick zu Augenblick.
    Als dieselbe höchstens noch dreißig Ellen betrug, legte er sein Gewehr auf ihn an und drohte: „Halt an, sonst schieße ich dich tot!“
    Jetzt zog der Mann die Ruder ein. Sein Atem flog, und seine Brust keuchte vor Anstrengung. Einige Augenblicke später war er erreicht. Schwarz zog das kleine Boot Bord an Bord und fragte: „Wer bist du?“
    „Ich sein Hahli“, antwortete der Neger in gebrochenem Arabisch.
    „Von welchem Stamme?“
    „Abaka.“
    „Wo wohnst du?“
    „Dort am Wasser.“
    Er zeigte nach dem rechten, östlichen Ufer des Sees und Flusses.
    „Allein?“
    „Die Abaka wohnen auf Murrh (Viehweide).“
    „Wohin willst du?“
    „Hahli darf nicht sagen.“
    „Warum?“
    „Es ihm verboten.“
    „Von wem?“
    „Darf auch nicht sagen.“
    „Ich weiß es dennoch. Ein Weißer hat es dir verboten?“
    „Woher das wissen?“
    „Es sind fünf Araber zu euch gekommen?“
    Der Mann antwortete nicht, machte aber ein sehr erstauntes Gesicht, welches leicht erraten ließ, daß Schwarz das Richtige getroffen hatte. Er war groß, kräftig und noch jung, wurde aber durch eine große entzündete Wulst auf der einen Wange, welche dicker als eine Männerfaust war, entstellt.
    „Der eine dieser fünf Männer war sehr lang und sehr dürr?“ fragte Schwarz weiter.
    „Woher das wissen?“
    „Er hat dich da hinüber nach dem Maijeh gesandt?“
    „Warum fragen, wenn schon wissen?“
    „Ich weiß nur, daß du ein Bote dieses Mannes bist, und ich will wissen, was du den Asaker da drüben zu berichten hast.“
    „Darf nicht sagen.“
    „Warum nicht?“
    „Sonst Hahli müssen sterben.“
    „So! Dann steig einmal zu uns herüber!“
    „Warum? Hahli freilassen!“
    Er sagte das in ängstlichem Ton.
    „Wir tun dir nichts. Du wirst bei uns zu essen bekommen; auch will ich dir ein wenig Duhchan (Tabak) schenken; dann kannst du wieder gehen.“
    Bei dem schönen Wort Duhchan begann das Gesicht des Mannes zu glänzen. Er fragte: „Wohin Hahli soll mit?“
    „Auf unser

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