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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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des Elefanten, bald die eine Seite des Hippopotamus über dem Wasser. Der erste konnte nicht von dem letzteren loskommen, und das Nilpferd strengte alle seine Kräfte an, den Feind unten zu halten und zu ersticken. Die Wogen stiegen zu kleinen Bergen auf, zwischen denen hohe Fontänen emporgespritzt wurden, so daß man die einzelnen Bewegungen der Tiere nicht zu unterscheiden vermochte.
    Während dieses Kampfes der Riesen der Tierwelt hielten sich die anderen Bewohner des Maijeh wohlweislich fern, und das war ein Glück für den ‚Vater der elf Haare‘, welcher so weit hinausgeflogen war, daß die Krokodile bei ihm gewesen wären, bevor er das Ufer hätte erreichen können. Er hatte sich schnell an die Oberfläche gearbeitet und gab sich alle Mühe, so rasch wie möglich an das Land zu kommen. Als er es erreichte und triefend aus dem Wasser stieg, wandte er sich um, streckte die Fäuste aus und rief: „Hamdullillah, ich bin gerettet! Ich sollte gefressen werden; nun aber wird euch der Scheïtan verschlingen mitsamt eurer ganzen Nachkommenschaft! Kommt schnell herbei und seht, wie ich des Elefanten und des Nilpferdes Herr geworden bin!“
    Dieser letztere Ruf galt Schwarz und dem ‚Vater des Storches‘, welche soeben von seitwärts herbeikamen.
    „Ja, kommt, kommt rasch!“ rief auch der Hadschi vom Baume herab. „Wir brauchen sie gar nicht zu töten, denn sie bringen sich gegenseitig um. Seht den ‚Vater des Rüssels‘! Er bringt das Nilpferd an das Land, kann aber nicht von ihm los und muß elendig aus dem Leben scheiden.“
    Das Nilpferd war tot; der Elefant hatte mit den Füßen Grund bekommen und schleppte es, indem er rückwärts ging, an seinem Zahn dem Ufer zu. Er konnte sich trotz aller Anstrengungen nicht befreien und schrie vor Grimm in einem Atem fort, wobei ihm das Blut armesstark aus der tödlichen Wunde strömte.
    „Da ist die G'fahr also für uns vorüber“, meinte Pfotenhauer. „Bringen wir die G'schicht nun vollends zu End'!“
    Er legte sein Gewehr auf den Elefanten an und drückte los. Beim ersten Schuß wankte das Tier; beim zweiten schlug es hinten aus und brach dann nieder, indem es im Wasser verschwand. Dies sehen und vom Baum her abrutschen war für den Hadschi das Werk nur eines Augenblicks.
    „Fachrulillah, Ruhm sei Gott!“ rief er triumphierend. „Wir haben die Schrecklichen bezwungen und die Entsetzlichen erlegt; sie liegen mit ihrer Schande im Wasser und müssen sich schämen, an ihren ehrlosen Tod zu denken. Sie sind durch meine List gefällt und durch meine Kühnheit überwunden worden. Alle Gefährten werden mich preisen und loben, wenn sie das Fleisch der Riesen verzehren.“
    „Schweig!“ antwortete der ‚Vater der elf Haare‘. „Was hast du denn eigentlich getan? Du bist auf den Baum geklettert und hast gewartet, bis die Tiere tot waren; erst dann kamst du wieder herunter. Halte meinen Heldenmut dagegen, so wird dein Ruhmgeschrei augenblicklich verstummen müssen!“
    „So?“ fragte der Hadschi, indem er vor Ärger ein Gesicht zog, als ob er vor lauter Wonne vergehen wolle. „Zähl doch einmal deine Heldentaten auf! Auch du bist auf den Baum geflohen, sogar fast bis an die äußerste Spitze des Astes. Dann hat der Elefant dich in das Wasser geschüttelt, und nun stehst du pudelnaß vor mir, daß es mich erbarmen könnte!“
    „Sprich nicht solche Albernheiten. Habe ich denn nicht durch meinen Sprung in den Maijeh den Elefanten listigerweise verführt, auch in das Wasser zu gehen, worinnen er den Tod gefunden hat? Bin nicht also ich es, dem der Sieg zugeschrieben werden muß?“
    Die beiden wären wahrscheinlich noch heftiger aneinandergeraten, doch wurde ihrem Wortwechsel durch ein rundum sich erhebendes Freudengeheul ein Ende gemacht. Die vor dem Elefanten geflüchteten Leute hatten die Schüsse gehört und Mut gefaßt; sie waren vorsichtig herbeigekommen und sahen, daß nichts mehr zu befürchten sei. Nun erhoben sie, von denen das Ufer wimmelte, ein Triumphgeschrei, vor welchem, wenn sie ihre Kehlen vorhin in derselben Weise angestrengt hätten, der Elefant samt sämtlichen in der Umgegend sich aufhaltenden Nilpferden auf- und davongelaufen wäre. Sie tanzten und sprangen vor Entzücken, und es dauerte eine geraume Zeit, ehe es Schwarz und Pfotenhauer gelang, Ruhe und Ordnung in die Gesellschaft zu bringen.
    Nun wurden Seile von den Schiffen geholt, mit deren Hilfe man die beiden Tiere, allerdings unter großer Anstrengung, an das Land zog, um sie

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