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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu berücksichtigen, daß ihr es mit Abendländern und nicht mit dummen Negern zu tun habt. Wir hätten dir nur scheinbar vertraut und wären sehr bald hinter deine Schliche gekommen. Den Beweis dazu habe ich dir bereits geliefert, und du hast ihn gefühlt. Also unterwegs solltest du mit den Nuehr sprechen? Was verstehst du unter ‚unterwegs‘? Wie hat Abu el Mot sich diesen Weg gedacht?“
    „Ich sollte euch überreden, die Schiffe einstweilen zurückzulassen und zu Lande nach der Schlucht zu marschieren.“
    „Das wäre ein Marsch von zwei Tagen, während welcher Zeit allerdings sehr viel gegen uns geschehen könnte. Ich weiß genug und will nicht weiter in dich dringen. Du wirst gefesselt bleiben, bis die Zeit gekommen ist, daß du mir nicht mehr schaden kannst, und dann gebe ich dir die Freiheit. Die Streiche, welche du erhalten hast, sind mehr als wohlverdient. Mein ferneres Verhalten gegen dich werde ich nach dem deinigen richten. Das merke dir!“
    Dauwari wurde zur Seite geschafft, wo er allein lag und mit niemand sprechen konnte. Dann traten die beiden Deutschen mit dem ‚Vater der Hälfte‘, Wahafi, Hasab Murat und den andern ihnen treu Ergebenen zu einer kurzen Beratung zusammen. Es stellte sich heraus, daß sowohl Wahafi als auch der ‚Sohn der Treue‘ und Abd es Sirr die Gutaberge und die Schlucht es Suwar sehr gut kannten. Suwar ist der Plural von Sure; das Wörtchen ‚es‘ ist der Artikel. Die Schlucht es Suwar heißt also zu deutsch die Schlucht der Suren, der Korankapitel. Wahafi erklärte diesen Namen folgendermaßen: „In dieser Schlucht wohnte einst ein frommer Prediger des Islam, welcher die Schwarzen zu Allah bekehren wollte, diese aber wollten ihn nicht hören und erschlugen ihn. Noch sterbend verfluchte er den Ort seines Todes, und darauf gingen alle Bäume ein, welche in der Schlucht standen. Das Wasser versiegte; kein Tropfen Tau fiel vom Himmel, und die Tiere flohen die traurige Stätte, bis ein andrer Imam kam, welcher den Fluch von dem Ort nahm. Er pflanzte so viele Dalebpalmen, wie der Koran Suren hat, also einhundertvierzehn, und sprach bei einer jeden das Hamdullillah issai' jid eddinji, und siehe da, sie wuchsen und gediehen. Nun ist der Ort ein heiliger, und wenn Abu el Mot uns dort vernichten will, so ist sein Beginnen ein doppelt sträfliche Sünde. Allah wird ihn dafür in unsre Hände liefern.“
    „Bist du hiervon so sehr überzeugt?“ fragte Schwarz.
    „Ja. Er kann uns nicht entgehen. Wir werden, was er gar nicht ahnt, eher dort sein als er. Wir werden nicht den Landweg einschlagen, sondern zu Schiff hingelangen.“
    „Meinst du, daß dies schneller geht? Zu Lande können wir die gerade Richtung einschlagen; zu Wasser aber müssen wir jeder Krümmung des Nils folgen. Und bedenke, daß wir aufwärts, also gegen den Strom zu fahren haben.“
    „Das ist wahr, aber habt ihr nicht bisher auch schon Ruderer vorgespannt? Ihr habt mehr als genug Leute, um abwechseln zu können. Ihr könnt Tag und Nacht fahren; schlagt ihr aber den Landweg ein, so müßt ihr ruhen und schlafen und die kostbare Zeit verlieren. Außerdem erwartet Abu el Mot, daß sein Plan gelingt; er vermutet nicht, daß ihr auf dem Nil kommt, und er wird seine Aufmerksamkeit also in eine falsche Richtung lenken. Ich rate euch, sofort aufzubrechen. Abd es Sirr und Ben Wafa kennen den Strom genau und werden euch als Piloten dienen. Ich aber kehre sofort zurück, um den König zu benachrichtigen. Der Ort, an welchem er mit seinen Kähnen und Leuten liegt, beherrscht der Seribah Ulambo, von welcher Abu el Mot Hilfe erwartet. Sollten die dortigen Menschenjäger sein Begehr erfüllen und ihm zu Hilfe eilen, so werden wir uns ihnen in den Weg stellen.“
    „Wir können nicht sofort aufbrechen, da wir die Krieger unsres ‚Vaters der Hälfte‘ erwarten müssen.“
    „Die werden hier sein, bevor eine Stunde vergangen ist“, antwortete der genannte Häuptling.
    „Aber sie sind beritten und müßten doch mit uns in die Schiffe?“
    „So lassen sie ihre Tiere hier. Ihr könnte ja eure Herde auch nicht mitnehmen und müßt sie einer Anzahl von Leuten anvertrauen, welche hier warten müssen, bis wir zurückkehren. Da, blick hinaus gegen die Ebene! Siehst du den langen Reiterzug? Das sind meine Männer; du brauchst also nicht einmal die angegebene Stunde auf sie zu warten.“
    „So ist alles recht, und ich werde also nach meinem Boot gehen, damit ich keine Zeit verliere“, meinte Wahafi. „Morgen abend werdet

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