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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Augen wie grüngelb schillernde Kugeln auf. Es war ein einziger Moment; im nächsten sprang sie gewiß. Schwarz mußte abdrücken, ohne mit der nötigen Genauigkeit visieren zu können. Sein Schuß blitzte auf – zu gleicher Zeit flog die Löwin unter wütendem Gebrüll durch die Luft auf ihn zu. Sein zweiter Schuß krachte; dann ließ er das Gewehr fallen und warf sich – nicht wie vorhin zur Seite, sondern ganz richtig berechnend, vorwärts, so daß er mit eng an den Leib gezogenen Armen und Beinen sich zweimal überkugelte und wohl fünf Ellen von seinem Platz entfernt zu liegen kam. Dort sprang er augenblicklich wieder auf, riß das Messer heraus und wandte sich nach dem Tier um.
    Hätte er nicht die Arme und Beine an sich gezogen, sondern in mehr erhobener Stellung seinen Platz verlassen, so wäre er von der Löwin erfaßt worden. So aber befand er sich jetzt unbeschädigt hinter ihr. Sie mußte das wissen; sie mußte sich jetzt nach ihm umwenden – so dachte er; aber sie tat es nicht. Ihr Auge war auf den vor ihr liegenden Löwen gefallen, ein kurzer Sprung, sie stand vor ihm, stieß ihn mit der Schnauze an, einmal, zweimal, drei-, viermal; dann hob sie den Kopf und stieß ein Geheul aus, ein langgezogenes, wahrhaft haarsträubendes, welches – – – durch einen Schuß unterbrochen wurde: Der ‚Vater der elf Haare‘ war behend aus dem Gestrüpp getreten und hatte, die Mündung seines Elefantenmörders ganz nahe an ihren Kopf haltend, ihr die ‚ein ganzes Viertelpfund‘ wiegende Kugel gegeben.
    Wie von einem kräftigen Stoß getroffen, flog die Löwin zur Seite, fiel zur Erde, raffte sich wieder auf und wandte den Kopf gegen den neuen Feind. Dieser hatte sein schweres Gewehr schnell umgekehrt und arbeitete, es beim Lauf haltend, nun mit dem eisenbeschlagenen Kolben auf den Schädel des Tieres los, indem er dabei schrie: „Allah iharkilik, Allah iharkilik, ia afrid el afrid! Ehsch khalak, ia kelb, ka kelbe, ia omm el kilab – Gott verfluche dich, Gott verbrenne dich, du Teufel aller Teufel! Wie befindest du dich, du Hund, du Hündin, du Mutter der Hunde?“
    Er schien zu glauben, eine Hyäne und nicht eine Löwin vor sich zu haben. Seine Verwegenheit wäre ihm wohl schlecht bekommen, wenn ihm die Kugel nicht vorgearbeitet hätte. Das Tier war auf den Tod getroffen; es hatte keine Kraft mehr zur Gegenwehr und brach unter seinen Schlägen zusammen.
    „Da liegt sie!“ rief er triumphierend aus. „Hier zu meinen Füßen liegt sie. Ich habe sie erschlagen wie eine Katze. Sie hat nicht den Mut gehabt, mir ihre Zähne und Krallen zu zeigen. Komm her und schau sie an!“
    Er beugte sich zu ihr nieder, um sie anzufassen, doch Schwarz zog ihn zurück und sagte: „Sei vorsichtig! So ein Tier hat ein zähes Leben, und noch wissen wir nicht, ob sie wirklich tot ist. Wir wollen sichergehen.“
    Er lud sein Gewehr und gab dem Löwen und der Löwin noch je eine Kugel vor die Stirn. Die letztere zuckte noch einmal zusammen; sie war also doch noch nicht ganz tot gewesen.
    Die beiden hatten laut gesprochen, waren also von den andern gehört worden. Jetzt fragte Abu Dihk, indem er sich langsam näherte: „Habt ihr gesiegt? Darf man kommen?“
    „Ja“, antwortete der Slowak, „wir haben gesiegt. Ihr könnt kommen, unsre Heldentat zu preisen, denn der Würger der Herden ist hinübergegangen in das Land des Todes und seine Frau mit ihm. Sie sind durchbohrt worden von den Kugeln und niedergeschlagen von dem Kolben meines glorreichen Katil elfil, dem niemand widerstehen kann.“
    Abu Dihk kam herbei und ergriff erst den Löwen, dann die Löwin bei den Pranken, um sie hin und her zu zerren und sich von ihrem Tod zu überzeugen.
    „Sieh, wie sie es sich gefallen lassen!“ sagte der kleine Stephan stolz, indem er sich seine ‚elf‘ Barthaare strich. „Nachdem wir mit diesen Löwen durch unsre Kugeln gesprochen haben, kannst du mit ihnen wie mit jungen Katzen spielen.“
    „Hadschi Ali hat auch mitgesprochen“, erinnerte ihn Schwarz. „Der Tapfere hat bei uns gekniet und den Löwen mit dem Spieß empfangen. Wir werden bald erfahren, wer von uns dreien ihm und ihr den Tod gebracht hat, demjenigen, der ein Tier erlegt, gehört das Fell. Jetzt holt einen Brand herbei, damit wir das Feuer wieder anbrennen.“
    Obgleich die Araber und Dschellabi jedes Wort hörten, getrauten sie sich doch noch nicht herbei. Als die beiden Kleinen zu ihnen kamen, um Brände zu holen, krochen die Zaghaften hinter den

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