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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hielten, mußten alle ihre Kräfte anstrengen, die beiden Löwen die kurze Strecke hinüberzuschleifen. Dort wurden den Tieren die Häute abgezogen. Während dieser Arbeit und dann, als die Wunden genau untersucht wurden, stellte es sich heraus, welche tödlich gewesen war.
    Die erste Kugel des Deutschen war dem Löwen durch das Auge in das Gehirn gedrungen; die zweite hatte ihren Lauf nahe am Herzen vorüber genommen. Diese letztere hätte den spätem Tod des Tieres zur Folge gehabt, während die erste schnell und absolut tödlich gewesen sein mußte. Das Fell gehörte also Schwarz.
    Nun kam aber der Umstand, daß der Löwe sich die Lanze so tief in den Leib gestoßen hatte, daß die Spitze derselben am Rückgrat steckte. Der Schaft war einige Zoll unter der Haut abgebrochen. Auch diese Wunde hätte, wenn auch vielleicht erst nach Viertelstunden, den Tod herbeiführen müssen. Schwarz hatte das Vorrecht auf die Trophäe, weil seine Kugeln eher als die Lanze in den Leib des Löwen gedrungen waren, aber der brave ‚Vater des Gelächters‘ war gewiß auch einer Belohnung wert.
    Was die Löwin betrifft, so war ihr die erste Kugel in das Gebiß gegangen, durch die Zunge und seitwärts oberhalb des ersten Halswirbels durch das Hinterhauptbein gedrungen. Diese Wunde war tödlich, wenn auch nicht sofort. Die zweite Kugel hatte die Lunge durchbohrt und sich an einem der letzten Brustwirbel plattgeschlagen. Nach diesen beiden Schüssen hätte das Tier nicht mehr fünf Minuten zu leben vermocht.
    Die ‚viertelpfündige‘ Kugel des ‚Vaters der elf Haare‘ war durch das Gehirn gegangen und hatte die fünf Minuten bis auf eine abgekürzt. Auch dieses Fell gehörte eigentlich dem Deutschen.
    Hadschi Ali und Stephan Pudel gaben das zu, aber mit sichtbarem Bedauern. Sie hätten gar zu gern auch teil an den Fellen genommen. Darum sagte Schwarz: „Jedes der Tiere hat drei Wunden, zwei von mir und eine von euch. Nehmen wir also an, daß zwei Drittel von jedem Fell mir gehören, so würde das eine schlimme Teilung ergeben. Ich will also meine Ansprüche ermäßigen und mir die Hälfte nehmen: Der Löwe ist für mich und die Löwin für euch. So bekommt jeder von euch ein halbes Fell, also mehr, als er eigentlich zu fordern hat, und die Teilung ist bequem, wenn ihr die Haut quer oder lang in zwei Teile schneidet. Seid ihr zufrieden?“
    „Sehr gern“, antwortete der Slowak. „Ich nehme den Kopf, und Hadschi Ali erhält den Schwanz.“
    „Den mag ich nicht“, erklärte dieser. „Warum willst du den Kopf?“
    „Weil ich in den Kopf geschossen habe.“
    „Allah! Habe ich den Löwen etwa in den Schwanz geschossen? Wir schneiden also das Fell lang durch, so bekommt jeder einen halben Kopf und einen halben Schwanz.“
    Das wollte Stephan nicht zugeben. Sie stritten sich hin und her, bis Schwarz fragte: „Was wollt ihr denn mit den Fellen machen?“
    „Ich kleide mich in meine Hälfte“, erklärte der ‚Vater des Gelächters‘.
    „Ich in die meinige auch“, antwortete der ‚Sohn der Blattern‘.
    „So dürft ihr nicht nach der Länge teilen, weil die Hälften dann unbequem zu tragen wären. Schneidet quer, und dann mag das Los entscheiden, wer die vordere und wer die hintere Löwin erhält.“
    Dieser Vorschlag wurde angenommen und das Fell sofort zerschnitten. Das Los zeigte sich dem Slowaken günstig; er erhielt die Kopfhälfte.
    „Das ist gut“, lachte er fröhlich. „Ich habe, was ich wollte. Du bist nun nicht mehr bloß der ‚Vater des Gelächters‘, sondern wir werden dich von nun an auch ‚Abu ed Daneb, Vater des Schwanzes‘ nennen!“
    Hadschi Ali wollte ein bitterböses Gesicht machen, was Folge hatte, daß er wie toll zu lachen schien. Er breitete seine hintere Hälfte aus und zog das Messer, um die Fleischteile abzuschaben und die Innenseite mit Asche einzureiben. Dabei antwortete er: „Und dich können wir ‚Abu el Buz, Vater des Maules‘ heißen, denn du hast das Maul erhalten, obgleich das deinige so groß ist, daß du es gar nicht zu schließen vermagst und es nur immer offen hast, um andre zu beleidigen. Hättest du so viele Völker, Länder und Dörfer im Kopf wie ich, so besäßest du mehr Bildung und könntest ‚Abu 'l Latif, Vater der Höflichkeit‘ genannt werden, was du aber niemals erreichen wirst.“
    „Du weißt, daß ich weder deine Völker noch deine Dörfer haben mag, weil ich gern einen hellen Kopf besitze.“
    „Ist's in dem meinigen etwa finster?“
    „Ja, weil es in deinen

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