Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Gepäckstücken hervor, und der Scheik fragte: „Ihr lebt? Ihr seid nicht von dem Herrn mit dem dicken Kopf verschlungen worden und auch nicht von seiner Frau?“
    „Das fragst du noch!“ antwortete Stephan. „Ich lasse mich weder von einem Herrn noch von einer Frau verschlingen. Merk dir das! Und selbst wenn der leibhaftige Scheïtan käme, um mich zu fressen, so fragt es sich sehr, wer in dem Magen verschwände, er in dem meinigen oder ich in dem seinigen. Kommt und seht euch das glorreiche Werk an, welches wir vollbracht haben, ohne daß der Herdenwürger und seine Gefährtin es gewagt haben, uns ein Haar zu krümmen!“
    Sie folgten dieser Aufforderung, aber nicht allzu eilig. Als sie sich so weit genähert hatten, daß sie die Körper der erlegten Raubtiere liegen sahen, blieben sie stehen. Erst als das Feuer wieder brannte und sie sahen, daß die Tiere von den drei glücklichen Jägern hin und her gewendet wurden, gingen sie ganz heran.
    Nun endlich, da sie vollständig überzeugt sein mußten, daß nicht die geringste Gefahr mehr vorhaben sei, wich ihre Furcht. Sie bildeten einen Kreis um die beiden Tiere, und der Scheik erhob, die andern zum Schweigen auffordernd, seine Arme.
    „Allah il Allah we Mohammed rassuhl, Allah!“ sagte er in pathetischem Ton. „Er hat Himmel und Erde geschaffen, die Pflanzen und die Tiere und zuletzt den Menschen. Und als alles geschaffen war, schuf er noch den Moslem, damit er Herr über alles Erschaffene sei. Ihm sind selbst die gewaltigsten Tiere Untertan, und wenn sie ihm nicht gehorchen, so töteter sie mit starker Hand. Dieser Mörder der Pferde, Kamele, Rinder und Schafe, welcher hier vor uns liegt, hatte Hunger. Anstatt sich mit dem Fleische eines unreinen Halluff (Wildschwein) oder Wawi (Schakal) zu begnügen, hatte er die Verwegenheit, uns, die Lieblinge des Propheten, welcher das Paradies regiert, fressen zu wollen. Er hatte sein Weib mitgebracht, welches nicht einmal seine rechtmäßige Frau ist, denn als er sie nahm, hat kein Kadi sich unterschrieben. Sie lechzten nach unserem Blut. Sie freuten sich auf unser Fleisch und auf den Wohlgeschmack unserer Knochen. Sie wollten uns verzehren ohne Chali und Zet (Essig und Öl), ohne Zibd und Bahahr (Butter und Gewürz), ganz so, wie der Racham (Aasgeier) eine gefallene Dibb (Hyäne) verschlingt. Aber Allah war in unsrer Nähe. Wir beteten die heilige Fatiha und die Sure Jesin, deren Worte den Gläubigen in der Gefahr beschützen. Da kam der Mut der Helden und die Kraft des Sieges über uns. Wir griffen zu den Waffen und sandten den menschenfressenden Teufel und seine Teufelin in die Hölle, wo sie nun am ewigen Feuer braten und kein Mensch sie essen mag. Wir triumphieren, und unsre Kindeskinder nebst deren Enkeln und Urenkeln werden uns preisen. In allen Städten und Dörfern wird man von uns erzählen, und die Musikadschi werden dazu die Pauken schlagen und auf allen Saiten spielen. Wir aber wollen jetzt unsern Sieg genießen und den Erschlagenen die Felle abziehen. Vorher jedoch müssen wir ihnen zeigen, wie sehr wir sie verachten und daß sie Schmutz und Würmer sind gegen uns, die starken Helden, welche niemals Furcht gekannt haben!“
    Er trat erst zum Löwen und dann zur Löwin, um beide anzuspucken. Kaum hatte er dieses Zeichen gegeben, so folgten die Homr und Dschellabi seinem Beispiel. Die Tiere wurden mit Fäusten geschlagen, mit den Füßen getreten und mit allen möglichen Schimpfworten, welche Verachtung bezeichnen, bedacht.
    Dies dauerte wohl eine Viertelstunde lang, wobei die Leute sich wie verrückt gebärdeten. Dann zog der Scheik sein Messer und sagte: „Jetzt haben sie gefühlt und auch gehört, wie verächtlich sie uns sind. Nun wollen wir ihnen die Kleider nehmen, um uns mit denselben zu schmücken. Dem Sieger gehört das Fell des Besiegten. Wenn wir dann heimkehren zu den Zelten der Homr, werden die Männer uns beneiden und die Frauen uns mit Lobgesängen empfangen.“
    Die andern Araber zogen auch ihre Messer.
    „Halt!“ gebot Schwarz. „Wir werden diesen Tieren die Felle allerdings nicht lassen, aber wer soll sie bekommen?“
    „Die Sieger!“ antwortete der Scheik.
    „Und wer ist das?“
    „Wir alle sind es.“
    „Ah, so! So sollen die Felle in vierzehn Stücke zerschnitten werden?“
    „Nein, denn was wären sie dann wert? Aber du weißt, daß ich der Scheik bin!“
    „Das weiß ich, doch was hat dieser Umstand mit den Fellen zu tun?“
    „Der Scheik hat sie zu bekommen.“
    „Das

Weitere Kostenlose Bücher