Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
notwendig, wenn es nicht verderben soll.“
    „Ja, ich werde Fell auch schabte ab von Fleisch und reibte ein mit Asche. Fell ihriges ist auch schon in Arbeit.“
    Diese letzteren Worte bezogen sich auf die Dschellabi, welche aus Dankbarkeit dafür, daß Schwarz sie von dem Löwen errettet hatte, die Haut desselben in der angegebenen Weise bearbeiteten, um sie für die eigentliche, spätere Präparation vorzubereiten.

VIERTES KAPITEL
    Die Gum
    Während dieser Arbeit sprachen die Männer von der Gefahr, in welcher sie sich befunden hatten, und von dem Mut der drei Helden, welche den Raubtieren so kühn entgegengetreten waren. Da gab es viel über die Person und die Eigenheiten des ‚Herrn mit dem dicken Kopf‘ zu hören. Der Bewohner jener Länder umgibt kein Tier mit einem solchen Nimbus wie den Löwen.
    „Glaubt doch nicht solche Dinge!“ sagte der Ungar. „Der Löwe ist ein Tier wie jedes andre. Wenn er Hunger hat, so frißt er; dürstet ihn, so säuft er, und ist er satt, so schläft er. In ihm wohnt nicht die Seele eines verstorbenen Menschen. Er hat zwar sehr scharfe Sinne, aber was in stundenweiter Entfernung von ihm gesprochen wird, das kann er nicht hören. Und wenn er die Worte auch wirklich hörte, so könnte er sie doch nicht verstehen. Ich kenne das; ich muß das besser wissen als ihr, ich, der ich sogar Latein sprechen kann!“
    Sie ließen sich aber nicht irremachen und fuhren fort, sich allerlei haarsträubende Geschichten zu erzählen, in denen natürlich der Löwe die Hauptrolle spielt. Schwarz hörte eifrig zu. Diese Geschichten waren, obgleich die Erzähler selbst an sie glaubten, nur Märchen, aber der Volkscharakter sprach sich in denselben aus. Dies hielt ihn jedoch nicht ab, seine Aufmerksamkeit zu gleicher Zeit auch auf die Homr-Araber zu richten, welche sich auch sehr eifrig, doch mit leiser Stimme unterhielten.
    Er wußte, daß jeder Beduine ein geborener Räuber ist, ferner daß er durch sein kräftiges Auftreten gegen den Scheik sich die Feindschaft dieser Leute zugezogen hatte, und konnte endlich den Gedanken an die Hedj nicht loswerden, welche er hinter sich hatte fliegen sehen. Selbst der Scheik hatte zugeben müssen, daß diese Vögel ein sicheres Zeichen von der Anwesenheit einer Karawane seien. Wo befand sich nun dieselbe? Sie hätte schon längst hier an der Quelle eingetroffen sein müssen. Warum kam sie nicht heran, sondern hielt fern von derselben Rast? Etwa weil die zu ihr gehörigen Leute die ‚Quelle des Löwen‘ nicht kannten? Dies war nicht anzunehmen. Und selbst wenn es der Fall gewesen wäre, so hätten die Kamele sich geweigert, sich niederzulegen. Diese Tiere riechen das Wasser oder vielmehr die Feuchtigkeit, welche eine Quelle in der Luft verbreitet, aus stundenweiter Entfernung. Sie sind dann nicht anzuhalten und eilen im Galopp, welche Gangart ihnen sonst streng verboten ist, auf den Brunnen zu. Es war anzunehmen, daß die Männer, aus denen die Karawane bestand, ihre Tiere mit Anwendung von Gewalt zurückgehalten hatten. Und warum? Doch nur, weil sie nichts Gutes beabsichtigten. Der Schluß, daß diese Karawane eine Gum sei, lag sehr nahe.
    Man unterscheidet nämlich mehrere Arten von Karawanen. Das Wort lautet eigentlich Karwahn oder Kerwahn und bedeutet einen Wanderzug im allgemeinen. Eine Pilgerkarawane im besondern, also ein Zug von Leuten, welche entweder in Mekka, Medina oder Jerusalem anbeten wollen, heißt Hadsch. Eine Handelskarawane wird Kaffilah, in gewissen Gegenden auch Dschellaba genannt, daher Dschellabi, der Händler. Eine Karawane aber, deren Teilnehmer auf Raub ausgehen, heißt Gum. Raubzüge sind nichts Seltenes, und es kommt auch vor, daß eine Kaffilah oder auch gar eine Hadsch sich gelegentlich in eine Gum verwandelt, um nach vollendetem Raub sich wieder in einen friedlichen Handels- oder Pilgerzug zu verwandeln.
    Eine ganz besondere Art der Gum ist die Ghasuah, Plural Ghasauaht, welche den besonderen Zweck des Menschenraubes hat. Sie kommt nicht in der eigentlichen Wüste vor, sondern in den südlichen Grenzländern derselben, deren Bevölkerung aus Negern besteht, welche man raubt, um sie als Sklaven zu verkaufen. Werden diese Raubzüge zu Wasser unternommen, so heißen sie Bahara, d.i. Flußreisen. Diese letzteren kommen besonders am oberen Nil vor, dessen beide Hauptarme sich in so viel Nebenarme verzweigen, daß besonders während des Charif (gefährliche Regenzeit) und einige Zeit nach demselben die Gegend nur mittels Schiff

Weitere Kostenlose Bücher