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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bereist werden kann.
    Also Schwarz hielt die Karawane, welche er in der Nähe vermuten mußte, für eine Gum. Es war also alle Veranlassung zur Vorsicht und Wachsamkeit vorhanden, zumal er allen Grund hatte, anzunehmen, daß die Homr-Araber sich mit den Räubern im Einverständnis befanden. Es war zunächst nichts zu tun, als die Araber zu beobachten und die Dschellabi von der auch ihnen drohenden Gefahr zu benachrichtigen. Er tat dies, indem er während einer Pause, welche in der Unterhaltung der Leute eingetragen war, den ‚Vater der elf Haare‘ fragte: „Ihr seid durch das Land der Baggara gekommen. Waren diese Leute friedlich gesinnt?“
    „Ja“, antwortete der Slowak. „Es gibt keinen Stamm, welcher uns Dschellabi feindlich behandelt. Man braucht uns ja überall, da wir allein es sind, welche den Leuten bringen, was sie brauchen. Darum sind wir überall willkommen und werden von jedem als Freunde behandelt.“
    „Und doch habe ich gehört, daß auch Dschellabi angefallen und ausgeraubt worden sind.“
    „Das sind sehr seltene Ausnahmen und geschieht nur von solchen Stämmen, mit denen man nicht verkehrt. Wir sind auch stets so vorsichtig, uns überall genau zu erkundigen, ob vielleicht eine Gum sich unterwegs befindet oder gar gesehen worden ist.“
    „Nun, habt ihr vielleicht in letzter Zeit so etwas erfahren?“
    „Nein. Die Baggara sind augenblicklich alle daheim, und mit den Schilluk, in deren Land wir uns jetzt befinden, leben wir in Freundschaft.“
    „Kommt ihr auch zu den Homr-Arabern?“
    „Nein. Ihre Dörfer liegen uns zu weit entfernt.“
    „So würdet ihr euch unter Umständen vor ihnen wohl nicht ganz sicher fühlen.“
    „Wir würden ihnen, wenn es sich tun ließe, aus dem Weg gehen. Heute, da wir ihnen und dir begegneten, war dies nicht gut möglich. Sie sind allerdings nicht freundlich mit uns gewesen, aber wir haben nichts von ihnen zu befürchten.“
    „Denkst du?“
    „Ja. Wir stehen doch wohl unter deinem Schutz?“
    „Gewiß. Aber wird dieser Schutz im gegebenen Fall sich bewähren?“
    „Jedenfalls, da sie dich begleiten und also deine Freunde sind. Der Araber ist stets der Freund der Freunde seines Freundes.“
    „Hast du denn nicht gesehen und gehört, daß sie sich nicht sehr freundlich zu mir benahmen?“
    „Ich habe das bemerkt, aber das tut ja nichts. Sie haben dir ihr Wort gegeben, dich sicher nach Faschodah zu bringen, und müssen es halten.“
    „Und dennoch traue ich ihnen nicht. Sie haben mir das Versprechen gegeben, mich und meine Sachen auf ihren Kamelen zu transportieren. Ich dagegen versprach ihnen, sie in Faschodah dafür zu bezahlen. Das ist alles.“
    „Wie? So ist nicht ausdrücklich ausgemacht worden, daß sie dich unter Umständen sogar mit ihrem Leben zu beschützen haben?“
    „Nein.“
    „Du hast nicht die Formel ‚Dakilah ia Schech‘ (Ich bin der Beschützte, Herr!) mit ihnen gewechselt?“
    „Nein. Ich wollte es, aber sie behaupteten, daß dies bei ihnen nicht gebräuchlich und übrigens auch gar nicht nötig sei.“
    „Dann darfst du ihnen allerdings nicht trauen, und auch wir sind nicht sicher. Die Formel hätte sie gezwungen, nicht nur ehrlich gegen dich zu sein, sondern dich auch nötigenfalls gegen alle Feinde zu verteidigen. So aber haben sie keine Verpflichtungen gegen dich, und nach ihren Regeln und Begriffen können sie dich ausrauben und töten, ohne die geringste Schuld auf sich zu laden. Daß sie dir die Formel verweigert haben, ist fast ein sicheres Zeichen, daß sie Böses beabsichtigen. Daß sie es noch nicht ausgeführt haben, darf dich nicht sicher machen, sondern muß dich vielmehr für heute zur doppelten Vorsicht auffordern. Heute ist der letzte Abend. Morgen würdest du Faschodah erreichen, wo sie dir nichts mehr anhaben können. Vielleicht ist meine Befürchtung ohne Grund; aber ich rate dir, anzunehmen, daß dir heute eine große Gefahr drohe, dir und also auch uns. Ich werde nicht schlafen und sofort meinen Elefantenmörder wieder laden, was ich unterließ, da ich nicht wußte, daß unsre Sicherheit bedroht ist.“
    Er griff auch wirklich nach dem gewaltigen Katil elfil und nach dem Pulverhorn. Der ‚Vater des Gelächters‘ zeigte, daß er ganz der Ansicht seines Kollegen sei, denn er sagte: „Meine Harbi (Lanze) ist leider am Bauch des Löwen zerbrochen, aber ich werde mich mit den Armen und Händen wehren. Diese Väter und Söhne des Raubes sollen weder mein Leben noch meinen Esel, noch meine Waren bekommen.

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