26 - Die Sklavenkarawane
Ländern und Dörfern keine Straßenlaternen gibt. Meine Wissenschaft dagegen ist das reinste Licht. Schon mein Latein allein könnte dich zum gelehrten Mann machen, ohne die andern Wissenschaften, mit denen Allah mich erleuchtet hat. Aber zu einem solchen Glanz bringst du es im ganzen Leben nicht.“
„Ich kenne alle Dörfer der Welt, aber nicht ein einziges, welches Latein heißt.“
„O Allah! Latein soll ein Dorf sein! Weißt du denn nicht, daß das eine Sprache ist, welche jenseits des Meeres – – –“
„Verstehen Sie denn wirklich so gut Latein?“ fiel Schwarz, um den ausbrechenden Zwist zurückzuhalten, in deutscher Sprache ein.
„Sehr ausgezeichnet!“ antwortete der Slowak schnell in derselben Sprache. „Ich hab es gelernt von Herrrr Wagner. Und Sie haben es gehört von mirr. Ich hab gesagte doch Fauna und Flora!“
„Aber verkehrt!“
„Das ist geschehnte aus eine kleinen Versehenheit. Ich hab verstehnte sogarr die ganze Zoologie und Botanik.“
„Nun, was ist Zoologie?“
„Zoologie ist alles, was seinte in Herbarium.“
„Und Botanik?“
„Botanik seinte alles vom Geschöpf menschliches und Affen, tierlichen, bis herrrab zurrr Raupe, insektliche.“
„Abermals umgekehrt! Zoologie ist Tier- und Botanik ist Pflanzenkunde.“
„Ist abermals nur aus einerrr kleinen Verwechstelung von Wissenschaft meiniger. Jedermann hat gewüßten, daß Latein ungarisches ist das vortrefflichste von derrr ganze Welt. Ich habe studiumtierte der Horraz und der Virgill.“
„Was zum Beispiel?“
„Kaisern Max österreichischer an der Martinswand von Virgill.“
„Dieses Gedicht ist, glaube ich, nicht von dem Römer Virgil, sondern von Anastasius Grün.“
„So habe ich aberrrmals mich nur versehnte aus Wissenschaft meiniger, gründlicher. Ich habe lernen die Astronomie und Mathematigkeit und viel noch mehr.“
„Wie? Auch die Astronomie? Was versteht man darunter?“
„Das Einmaleins und Quadrat viereckiges.“
„Und unter Mathematik?“
„Die milchige Straße am Himmel und der Kommet, um den Monat laufte.“
„Wieder verwechselt. Die Mathematik handelt unter anderm auch vom Viereck und die Astronomie von der Milchstraße.“
„So hab ich nur vertauschte Milch himmlische mit Einmaleins, auswendiges.“
„Sie scheinen immer zu vertauschen und zu verwechseln?“
„Das kann verzeihen wernte. Professor, zerstreuender, hat auch genommte Besen anstatt Regenschirm. Warum soll Gedächtnis meiniges sich mehr angestrengte als Aufmerksamte seinige? Kenntnisse, die ich habe, sind so viel und groß, daß Verwechslung, zufällige, einmal vorkommen kann.“
„Ja, diese Kenntnisse sind um so erstaunlicher, als ich annehmen möchte, daß Sie keine höhere Schule besucht haben.“
„Nein. Ich war nie der in Schule Gewesente. Ich hütet Schafe und Schweine, Vaterige, und hatte nicht Zeit gefinte, in Schule zu gehente. Aber ich hatte geschenkte bekommen eine Tafel, schieferige, und einen Stift, schieferigen, und zuweilen kam der Sohn, nachbariger, um mir zu zeigen, wie wird gelesen und geschreibt. Dann hab ich geborgt von allen Leuten Kalender, unbrauchbare, und habe studiumtierte fleißig weiter. Später bin ich wanderte aus liebe Heimat meiniger und habe besuchte Leihbibliothek überall, wohin ich kommte. Auch habe ich suchte Bekanntschaftlichkeit von Männern gescheite, um nach und nach zu bekommen Kenntnisse diejenigente, welche verleihen Bildung und alle Gelehrsamkeiten. Ich habe lernte sogar Mythologie und Pharmalogie!“
„Sie wollen sagen Pharmakologie. Was verstehen Sie darunter?“
„Pharmalogie ist Kenntnis von Jupiter und Proserpina, von Olymp und Donnergott.“
„Und Mythologie?“
„Mythologie ist Bewußtsein, gelehrtes, von Salben und Pflaster, von Silber, schwefelsaurem, und Rheumatismusketten, Geldbergerige, auch von Schweizerpillen, Richard Brandtige, und Brechweintestein.“
„Das ist wieder eine Verwechslung. Die Mythologie oder Götterlehre ist es, welche uns über den Olymp und dessen Bewohner unterrichtet, und die Pharmakologie lehrt uns in streng wissenschaftlicher Weise die Arzneimittel kennen.“
„So habe ich nur vertauschte Jupiter mit Geist, salmiakigem, was ihm nicht gereichten wird zu Schaden großartigem.“
„Darüber können Sie sich allerdings beruhigen. Zeus lebt schon längst nicht mehr. Aber wollen Sie sich Ihr halbes Löwenfell nicht auch so präparieren, wie der ‚Vater des Gelächters‘ es mit dem seinigen tut? Es ist das
Weitere Kostenlose Bücher