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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ermattet, daß er sich wirklich kaum mehr festzuhalten vermochte. Schwarz rief zwei Niam-niam zu sich herauf, und dann gelang es der vereinten Kraft der drei Männer, den armen Menschen vom Baum auf die Erde zu schaffen.
    Er sah noch immer nicht ein, daß er gerettet sei. Er wollte es trotz aller Versicherung nicht glauben und wimmerte unaufhörlich fort. Er konnte kaum gehen und mußte unterstützt werden, als man jetzt zu dem Boot zurückkehrte. Am Ufer angekommen, sah er Lobo auf der Ruderbank liegen. Einen lauten Schrei der Freude ausstoßend, brach er bewußtlos zusammen. Er mußte in den Kahn getragen werden.
    Lobo war außer sich vor Entzücken, als er saß, daß sein Freund gerettet sei. Zugleich aber verursachte ihm die Bewußtlosigkeit desselben große Sorge. Die beiden Deutschen beruhigten ihn durch die Versicherung, daß Tolo bald wieder erwachen werde.
    Dies geschah allerdings in sehr kurzer Zeit; der Schwarze erwachte, aber die Besinnung war ihm nicht zurückgekehrt. Er wand sich hin und her, stöhnte und wimmerte und bat unausgesetzt um Gnade für seinen Freund Lobo. Die Gefangenschaft, die Anstrengung der Flucht und die Aufregung während der Verfolgung hatten ihn so angegriffen, daß seine Kräfte nun zu Ende waren. Der Arzneikasten mußte wieder geöffnet werden; der Neger erhielt ein beruhigendes Mittel, worauf er in Schlaf verfiel. Er wurde neben Lobo gebettet, welcher die Ruderbank verlassen mußte und in der Mitte des Bootes einen Lagerplatz erhielt.
    Jetzt wurde über das, was vorzunehmen sei, eine Beratung gehalten. Lobo drang darauf, daß ein Bote zu den Bewohnern des Dorfes Ombula gesendet werde, um diese vor den Sklavenjägern zu warnen. Er selbst konnte nicht gehen, Tolo ebensowenig. Von den Niam-niam wollte sich keiner dazu verstehen, den gefährlichen Auftrag zu übernehmen; sie kannten den Weg nach Ombula nicht und hatten überhaupt keine Lust, das Risiko zu übernehmen, unterwegs in Gefangenschaft und Sklaverei zu geraten. So blieben nur die beiden Deutschen übrig. Abd es Sirr, der ‚Sohn des Geheimnisses‘ hörte den Verhandlungen zu, ohne ein Wort zu sagen. Er war überhaupt ein schweigsamer Mensch, und pflegte nur dann zu sprechen, wenn er gefragt wurde oder wenn er es für nötig hielt.
    „Was ist da zu tun?“ fragte Schwarz in deutscher Sprache. „Die Sorge für unsre eigene Sicherheit verbietet, uns mit dieser Angelegenheit zu befassen; aber die Menschen- und Christenpflicht gebietet das Gegenteil. Sollen wir ein ganzes Dorf, welches wir retten können, der Vernichtung anheimfallen lassen? Was sagst du dazu, Doktor?“
    Die Nase des Grauen stieg mit ihrer Spitze in die Höhe, als ob sie mit ihren beiden weiten Löchern den Sprecher zornig anblicken wolle; die Augenbrauen zogen sich finster zusammen, und dann erklang es im unwilligsten Ton: „Weißt, wannst mich in dera Wildnis noch mal Doktor schimpfst, so hau ich dir a Backpfeifen ins Fenster, daß alle Scheiben entzweigehen, du Malefizbub, du! Ich sag' Sepp zu dir, folglich hast du mich Naz zu nennen, und wann dir das nit g'fällt, so kannst gehen, wohin d' willst! Verstanden?“
    „Entschuldige noch dieses Mal; es soll nicht wieder geschehen!“ lachte Schwarz.
    „Das will ich mir ausg'beten haben. Man muß jedem seine Ehr' geben; aber unter Freunden bedarf es keiner Titel und Komplimenten. Oder willst die Brüderschaft, die wir g'macht haben, etwa wieder aufheben?“
    „Das kann mir nicht einfallen!“
    „Schön! Wärst auch übel dabei wegkommen, denn ich hätt' dich von nun an nicht wiederum Sie, sondern bloß nur Er genannt. Und was nun dieses Ombula betrifft, so werd' ich mal nachschauen, ob ich es auf dera Karten find'. Ich weiß nur, daß es im Gebiet der Belandaneger liegt.“
    Er zog eine alte, vielgebrauchte und abgegriffene Karte aus der Tasche, faltete sie auseinander, breitete sie auf seine Knie aus und begann sie zu studieren, wobei sich seine Nase so eifrig von einer Seite nach der andern bewegte, als ob sie die Absicht habe, den Ort noch eher zu entdecken, als der Name desselben von den Augen erblickt wurde.
    „Steht nicht da“, sagte Pfotenhauer nach einer Weile, indem er die Karte wieder zusammenlegte und in die Tasche steckte. „Die Belanda wohnen zwischen den Bongo und den Niam-niam, also südwestlich von hier, wohl gegen die Pambisaberge hin; aber wo das Dorf Ombula steht, davon find' ich auf dera Karten nix und in meinem Kopf noch viel weniger.“
    „Pambisa!“ rief Lobo, welcher zwar kein

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