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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich hin und sagte endlich: „Wann's einem so zu Herzen geht, dann mag der Teufel Schlittschuh fahren! Wir müssen bald aus'nander, und keiner weiß, ob er seinen guten Kameraden jemals wiederschaut. Aber was soll man machen? Ich würd' mich für den Schuldigen halten, wenn diese Schwarzen getötet oder in die Sklaverei geschleppt würden, ohne daß wir den Versuch g'macht hätten, sie zu warnen.“
    „Mir ergeht es ebenso. Übrigens darf man sich die Sache nicht so gefährlich vorstellen. Es reitet einer von uns nach Süden und gibt sich Mühe, unterwegs nicht in feindliche Berührung zu kommen. Das ist doch nicht allzu schwer.“
    „Nein. Doch wenn die Mühe vergebens ist und er kommt doch mit Feinden zusammen, so ist er allein und wird ausg'löscht, ohne daß der andre ihm helfen kann. Ich wollt', das Los tät' mich treffen. Lieber will doch ich derjenige sein, den es trifft.“
    „Nimm es doch nicht so schwer, alter Freund!“
    „Schweig! Wann ich einen liebhab', so seh' ich ihn nicht gern einer Gefahr entgegengehen, in der ich ihm nit beistehen kann. Das kannst dir doch denken, und – – – halt, schaust sie? Da kommen's g'flogen!“
    Er war aufgesprungen und deutete nach dem jenseitigen Ufer, von welchem eine ganze Schar schreiender und kreischender Vögel herübergeflogen kam. Seine ausgestreckte Hand folgte der Richtung ihres Fluges, und seine Nase, welche sich erhoben hatte, tat ihrerseits ganz dasselbe.
    „Kennst sie?“ fragte er.
    „Ja. Es sind Sporenkibitze, Hoplopterus spinosus.“
    „Richtig! Du bist gar kein übler Vogelkenner. Es ist selten, daß sie um diese Zeit so hoch in die Luft gehen. Jedenfalls sind's da drüben von einem Nilpferd aufg'scheucht worden. Weißt auch, wie sie hierzulande heißen?“
    „Siksak.“
    „Und warum?“
    „Weil sie so schreien.“
    „Hast recht. Dieses Siksak, wann man's am Morgen aus hundert Schnäbeln hört, klingt gradso, als ob der Fuchs seinen Namenstag feiert. Jetzt sind's herüber und im Schilf verschwunden, wo sie im Morast nach Schnecken suchen.“
    Da er die Vögel nicht mehr sah, setzte er sich wieder nieder und fuhr fort: „Ich will hoffen, daß wir im Dorf der Dschur wirklich a schnelles Kamel bekommen. Der von uns, den es trifft, hat sich für sechs Tag' mit Proviant zu versehen. Der andre aber hat zu warten und auf deinen Bruder aufzupassen. Aber wo soll er das tun? In der Nähe von der Seribah Omm et Timsah kann er es nicht tun.“
    „Nein, das kannst du nicht, weil die Besatzung der Seribah dich nicht sehen darf“, antwortete Schwarz, indem er leise lächelte. „Du wirst vielmehr weiter hinab bis nach der Seribah Madunga fahren, deren Bewohner unser Steuermann kennt. Er sagte, daß wir dort gut aufgenommen würden. An dieser Seribah muß mein Bruder vorüberkommen; du kannst ihn gar nicht fehlen, falls er eher kommt, als ich von Ombula zurückkehre.“
    „Du?“ fragte der Graue erstaunt.
    „Ja, ich!“
    „Du willst nach Ombula? Nit ich soll hin? Wer hat denn das g'sagt?“
    „Du selbst hast es so angeordnet.“
    „Ich? Ist mir im ganzen Leben gar nit eing'fallen!“
    „Oho! Wer hat denn bestimmt, daß der Flug der Vögel entscheiden soll?“
    „Ich.“
    „Nun, er hat doch entschieden!“
    „Davon weiß ich nix, Willst mir wohl 'was weismachen! Denkst wohl, daß ich so a Firlfax bin, der – – –“
    Er hielt inne, machte den Mund weit auf und starrte den Gefährten eine ganze Weile sprachlos an. Die Spitze seiner Nase hob sich auch empor, als ob sie ebenso betroffen sei wie ihr Herr. Dann platzte er los: „Meiner Seel', daran hab' ich ja gar nit mehr g'dacht! Die Sporenkiebitz' sind doch übers Wasser g'flogen!“
    „Na, also! Und in welcher Richtung?“
    „Von drüben herüber.“
    „Also bin ich es, auf den das Los gefallen ist. Das gibst du doch zu?“
    „Ich muß wohl. Aber dieses nixnutzige G'sindel hätt' auch was Bessers tun können, als da herüberzukommen. Wär' mir die Flint' zur Hand g'west, so hätt' ich sie alle mit'nander derschossen! Wollen wir nit lieber noch mal losen?“
    „Nein. Ich bin für den Ritt bestimmt und werde ihn also ausführen.“
    „So mag sich von heute an kein Kiebitz mehr vor mir sehen lassen, sonst knall' ich ihm eins auf den Frack, daß ihm der Atem vergeht! Wer hätt' denken können, daß das Los dich treffen tät!“
    „Warum sollte es dich leichter als mich treffen?“
    „Weil ich's so schlau darauf ang'fangen hab'.“
    „Wieso?“
    „Ich hab' g'sagt, wann der Vogel

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