Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Wort der deutschen Rede verstanden, aber diesen Namen herausgehört hatte. „Dort ist Ombula.“
    „Also dort?“ antwortete Schwarz. „Wie weit von hier?“
    „Drei Tagesreisen von der Seribah Omm et Timsah.“
    „Also zwei und eine halbe von hier aus. Eine Warnung unsrerseits würde zu spät kommen. Die Sklavenjäger haben Reittiere, wir aber nicht. Wollte einer von uns diesen Weg machen, so müßte er gehen, und sie würden also vor ihm dort sein.“
    „Nein“, sagte der Steuerer, indem er sich zum erstenmal in dieser Angelegenheit hören ließ. „Man kann doch noch eher hinkommen als die Araber.“
    „In welcher Weise?“
    „Auf einem schnellen Reitkamel.“
    „Aber wir haben doch keins.“
    „Das Volk der Dschur besitzt in dieser Jahreszeit Kamele. Ich kenne ein Dschurdorf, welches westlich von der Seribah Omm et Timsah liegt. Wenn wir es aufsuchen, können wir ein Kamel oder auch mehrere kaufen oder geliehen bekommen.“
    „Liegt dieses Dorf weit von der Seribah?“
    „Nein. Die Bewohner sind von Abu el Mot bezwungen worden; sie müssen ihm dienen, er bezahlt sie dafür; aber wenn sie können, ohne daß es verraten wird, sind sie sehr gern bereit, ihn in Schaden zu bringen.“
    „Würden sie wohl dazu zu bringen sein, aus ihrer Mitte einen Boten nach Ombula zu senden?“
    „Nein, denn sie befinden sich mit den Bewohnern des Belandalandes in Feinschaft. Sie würden sich von dir bezahlen lassen und den Boten auch wirklich vor deinen Augen absenden; aber er würde gewiß sehr bald umkehren. Wir sind gezwungen, einen von uns zu senden. Ich hätte mich dazu bereit erklärt, aber ich muß im Boot bleiben, da keiner von euch den Fluß kennt und also steuern könnte.“
    „So kommen nur wir beide in die engere Wahl“, sagte Schwarz zu dem Grauen. „Meinst du, daß wir uns mit dieser Angelegenheit befassen?“
    „Natürlich! Erstens ist es unsre Pflicht, den Bedrohten zu helfen, und zweitens wird es mir eine wahre Passion sein, diesem Abd el Mot eine Nase zu drehen, die fast noch größer ist als die meinige. Ich werde also schauen, daß ich ein Kamel bekomme und dann nach Ombula reiten.“
    „Das kann ich nicht zugeben. Ich habe dieselbe Verpflichtung wie du. Die Sache ist außerordentlich gefährlich, und so mache ich den Vorschlag, daß wir losen.“
    „Hab' nix dagegen. Gefahr gibt's hier überall. Ob ich mit dem Boot deinem Bruder entgegen fahr' oder ob ich nach Ombula reit', das ist schnuppe; denn hier wie dort kann's einem ans Leben gehen.“
    „So nehmen wir zwei Stück Schilf, ein langes und ein kurzes, und dann –“
    „Nein!“ fiel ihm Pfotenhauer in die Rede. „Wir selbst wollen das Los nit machen. Die Vögel mögen zwischen uns entscheiden. Paß auf, wann wieder einer über den Fluß kommt. Fliegt er von drüben herüber, so gilt's für dich; fliegt er aber von hier hinüber, so mußt du die Botschaft übernehmen. Soll's so gelten?“
    „Ja, ich bin einverstanden. Zugleich wollen wir die unterbrochene Fahrt wieder aufnehmen, damit wir so bald als möglich das Dorf der Dschur erreichen.“
    Die Niam-niam erhielten den Befehl, zu den Rudern zu greifen. Auch wurden sie aufgefordert, auf die Vögel aufzupassen. Der ‚Sohn des Geheimnisses‘ erklärte: „Da nur fünfzig Männer in der Seribah zurückzubleiben pflegen, so brauchen wir uns nicht zu fürchten. Wir können uns sehen lassen und ganz offen vorüberrudern. Dann legen wir am linken Ufer unterhalb der Seribah an, verbergen das Boot im Schilf, und ich führe euch zu dem Dorf, dessen Scheik ich kenne.“
    Er steuerte das Boot nach der offenen Mitte des Stromes, und dann flog es, von den Rudern getrieben, wie ein Pfeil den Fluß hinab.
    Die Arznei hatte gewirkt. Tolo lag im tiefen Schlaf, und auch Lobo schloß die Augen und schlief ein. Er wußte, daß jemand seine Landsleute warnen werde, und fühlte sich nun von der Sorge frei, welche ihn so schwer bedrückt hatte.

ACHTES KAPITEL
    Ein neuer Gefährte
    Die beiden Deutschen saßen still am Bug des Fahrzeuges. Die bevorstehende Trennung sollte nur eine kurze sein, konnte aber auch eine lebenslängliche werden. Der ‚Vater des Storches‘ arbeitete innerlich; das war seinem Gesicht abzunehmen, welches sich von Minute zu Minute in andre Falten legte. Die Nase war unausgesetzt tätig. Bald blickte sie nach rechts und bald nach links, bald hob und bald senkte sie sich. Er half mit der Hand nach, schob sie herüber und hinüber, räusperte sich, schluckte und knurrte leise vor

Weitere Kostenlose Bücher