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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Professor das entdeckt und mich mit in seine Stub' g'nommen, wo er mir mit dem Lineal den Merops so nachhaltig auf den Rücken koloriert hat, daß mir darüber das G'sicht und G'hör vergangen ist. Dieses Konterfei könnt' ich zwar nicht sehen, weil's eben auf dem Rücken war, aber so grün und blau wie der Merops ist's sicher g'wesen, und g'fühlt hab' ich's noch wochenlang. Dieser Professor hat überhaupt einen g'heimen Blitz auf mich g'habt, weil ich immer nach Dingen g'fragt hab', die er nit beantworten könnt'. Dafür hat er mich dann im Examen tüchtig ausg'wischt. Hab' ich's dir vielleicht schon verzählt?“
    „Nein“, antwortete Schwarz sehr ernst.
    „Nun, ich sprech gar nie davon, dir aber kann ich's schon mal sagen. Das war, als ich in der Quart' gesessen bin. Weil's Examen geben hat, hab' ich ein reines Chemisetten umg'bunden und dazu den neuen, schönen Schlips um den Hals, denn ich hab' denkt, daß es mir, so trefflich herausg'putzt, gar nit fehlen kann. Aber es ist halt anders kommen. Nämlich als ich an die Reihe kam und deshalb aufg'standen bin, um die Frag' in schuldiger Ehrfurcht entgegenzunehmen, was hat der Professorn da g'sagt?“
    „Nun, was?“
    „Warum die Vögel Federn haben, hat er mich g'fragt.“
    „Das war freilich für dich eine heikle Sache. Was hast du geantwortet?“
    „Was ich für eine Antworten geben hab'? Nun, zunächst hab' ich die Augen zug'drückt und g'wartet, ob mir vielleichten ein Einfall kommen will, und sodann, als keiner 'kommen ist, hab' ich – – –“
    „Abd es Sirr!“ rief in diesem Augenblick einer der Ruderer, den Grauen unterbrechend, indem er mit der Hand flußaufwärts deutete.
    Der Steuerer kehrte zurück. Er hatte sein Floß am Ufer aufwärts geschafft und kam nun auf demselben um die Spitze des Schilffeldes und auf das Boot zu getrieben. Als er dasselbe erreicht und sich hineingeschwungen hatte, meldete er: „Der Wald ist leer; ich habe keinen Feind gesehen.“
    „Auch Tolo nicht?“ fragte Lobo besorgt.
    „Nein; aber wir werden nun nach ihm suchen und ihn gewiß finden. Ich ging bis vor die Bäume hinaus und sah Reiter, welche sich entfernten.“
    „In welcher Richtung?“ fragte Schwarz.
    „Zwischen Süd und West.“
    „So sind sie fort. Hoffentlich befindet sich Tolo nicht als Gefangener bei ihnen. Wir wollen sofort an das Ufer und nach ihm forschen.“
    Der Anker wurde aufgewunden und das Boot an das Land gerudert. Lobo konnte nicht den Führer machen, da ihn seine Wunde am Gehen verhinderte. Er blieb also bei den beiden Schwarzen, welche zur Bewachung des Fahrzeugs zurückgelassen wurde, beschrieb aber den Ort, an welchem der Subakh- und der Lubahnbaum stand, so genau, daß die Suchenden nicht fehlgehen konnten.
    Schwarz hatte sein Fernrohr mitgenommen. Er führte seine Begleiter zunächst bis an den Rand des Waldes, um sich zu überzeugen, daß der Steuermann richtig beobachtet habe. Er kam noch zeitig genug, um die abziehende Sklavenjägerschar durch die Gläser zu erkennen. Dann wurden die beiden Bäume aufgesucht.
    Es war im Wald kein Laut zu hören; nur vom jenseitigen Ufer klang das ‚Nuk-nuk, kur-nuk‘ eines Pfauenkranichs herüber. Doch als sie die erwähnten Bäume erreichten, hörten sie ein leises, leises Wimmern in der Luft. Es kam aus den dichten Zweigen, deren Belaubung die Gestalt des Obensitzenden nicht zu erkennen erlaubte.
    „Tolo, bist du da oben?“ fragte Schwarz.
    Es erfolgte keine Antwort, doch wurde das Wimmern lauter. Da die Wiederholung der Frage denselben Erfolg hatte, schwang Schwarz sich auf den untersten Ast und kletterte dann weiter hinauf. Er sah den Schwarzen über sich sitzen, die Arme krampfhaft um den Stamm geschlungen.
    „Wir suchen dich; komm herab!“ rief er ihm zu.
    Der arme Mensch schrie wie in höchster Todesgefahr auf und antwortete: „Tolo totmachen, immer Tolo totmachen, aber nur Lobo leben lassen. Lobo ist gut, hat Tolo retten wollen!“
    „Ihr seid beide gerettet. Komm herab; es geschieht dir nichts. Wir sind deine Freunde und werden dich beschützen.“
    „Das ist nicht wahr. Du bist weiß; du bist ein Araber, ein Sklavenjäger; du gehörst zu Abd el Mot!“
    „Nein, ich bin sogar sein Feind. Ich meine es gut mit dir; ich will dich retten. Komm mit mir herab!“
    „Tolo kann nicht klettern; Tolo ist jetzt viel zu schwach dazu.“
    „So werden wir dir helfen.“
    Der Schwarze war durch die Anstrengung der Flucht und die darauffolgende große Angst um seinen Freund so

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