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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte. Was in den Hütten zurückgelassen und nun gerettet worden war, hatte man auf einen Haufen zusammengetragen, nicht etwa, um es Abu el Mot später auszuhändigen, sondern um es selbst zu behalten.
    Schwarz schickte den Steuermann zu dem Boot zurück, um die Ruderer zu benachrichtigen, daß nichts zu befürchten sei, und dann auf seine Ankunft zu warten. Die Dschurneger standen jetzt beisammen. Bei ihnen befand sich ein Mann, dem es anzusehen war, daß er nicht zu ihnen gehörte. Seine Haut war zwar von der Sonne verbrannt, aber doch viel heller als die ihrige, und seine Gesichtszüge zeigten ebensoviel arabischen wie Negertypus. Seine Gestalt war nicht hoch, aber sehr breit und ungemein kräftig gebaut. Gekleidet war er in einen lichten Haïk, dessen Kapuze seinen Kopf bis zur Stirn bedeckte. An den Füßen trug er Bastsandalen, und in der Hand hielt er ein doppelläufiges Gewehr von demselben starken Kaliber wie die einläufige Elefantenbüchse des Slowaken, welcher ‚Vater der elf Haare‘ genannt worden war. Ein langer, grauer Bart hing ihm fast bis auf den Gürtel herab. Sein Gesicht war tief eingefallen. Es machte den Eindruck inneren Leidens und äußerlicher Anstrengungen und Entbehrungen; doch war der Blick seines dunklen Auges lebhaft und von ungewöhnlicher Schärfe.
    „Das ist der Sejad ifjal“, sagte der Häuptling, indem er auf ihn deutete. „Er wird mir bezeugen, daß es gefährlich ist, zu den Belanda zu gehen.“
    „Ihr wollt zu den Belanda?“ fragte der Neger, indem er die Deutschen mit einem langen Blick musterte.
    „Nur ich allein will hin“, antwortete Schwarz.
    „Dann bist du ein kühner Mann. Darf ich erfahren, welchem Stamm du angehörst?“
    „Keinem. Ich bin ein Nemsawi, welches Volk du wohl nicht kennen wirst.“
    „Ich kenne es, denn ich habe bei einem Nemsawi gewohnt, welcher mich aus großer Gefahr errettet und mir dann von seiner Heimat erzählt hat. Dein Vaterland zerfällt in mehrere Länder, deren jedes einen großen, mächtigen Sultan hat; aber der oberste Schah, welcher über sie alle herrscht, wird Uilelem auwalani (Wilhelm I.) genannt. Ist es so?“
    „Ja“, stimmte Schwarz bei.
    „Sein oberster Wesir heißt Bisemar (Bismarck), und sein berühmtester Dschanaral ist Moltika (Moltke) geheißen?“
    „So ist es.“
    „Du siehst, daß ich dein Land und dein Volk kenne. Ihr habt große Kriege gehabt und alle Schlachten gewonnen, sogar den Sultan von Ferensa (Frankreich) gefangengenommen. Ich liebe die Völker, welche tapfer sind, und ich liebe ganz besonders euch, weil ich einem der Eurigen das Leben zu verdanken habe.“
    „Darf ich erfahren, welcher Mann das ist?“
    „Du darfst es. Ich trage seinen Namen stets auf der Zunge, um ihn zu preisen und ihm dankbar zu sein. Er nennt sich Emin Pascha und beherrscht das Land Wadelai. Kennst du ihn vielleicht?“
    „Ja; er ist ein hochberühmter Mann, welcher alles tut, um den Wohlstand seiner Untertanen zu begründen und zu heben. Besonders duldet er keinen Sklavenhandel, den er in seiner Provinz aufgehoben hat.“
    „Das ist recht von ihm, und darum bin ich doppelt sein Freund, obgleich er einer der Eurigen und nicht ein Anhänger des Propheten ist.“
    „Wie? Ich halte dich für einen Araber, und so wundert es mich, daß du ein Gegner des Sklavenhandels bist.“
    „Ich bin aus Dar Runga und besaß früher viele Sklaven, welche mich bedienten, aber ich hatte einen Feind, welcher mir aus Rache meinen Sohn, mein einziges Kind, raubte und die Sklaverei führte. Da gab ich sämtlichen Sklaven die Freiheit, vertraute meine Zelte und Herden meinem Bruder an und reiste fort, um den Geraubten zu suchen.“
    „Und du hast ihn noch nicht gefunden?“
    „Nein. Viele Jahre sind vergangen, und ich sah weder meinen Sohn noch meine Heimat wieder. Ich wandere umher wie der Jahudi el Abadi, von welchem die Christen erzählen, daß er in Ewigkeit wandern muß, weil er Isa Ben Marryam die Ruhe versagt hat. Auch den Feind, welcher mir meinen Sohn raubte, habe ich nicht wiedergesehen; nicht die geringste Spur fand ich von den beiden. Nun kann ich nichts andres tun, als von Land zu Land, von Stamm zu Stamm ziehen, um es dem Zufall zu überlassen, mir Kunde von dem Verlorenen zu geben. Jetzt komme ich von dem Idris und will zu den Belanda und Babukur.“
    „Du sagst aber doch, daß es sehr gefährlich sei, die ersteren aufzusuchen!“
    „Von hier aus, ja, weil sie mit dem hiesigen Negern in Feindschaft leben. Ich werde ihnen aber

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