26 - Die Sklavenkarawane
meines Sohnes oder seines Entführers finde. Nur mußt du dort verschweigen, daß du mich hier bei den Dschur getroffen hast, da ich sonst, weil ich Gast derselben gewesen bin, bei den Belanda als Feind aufgenommen würde. Erfahren sie es nicht, so vermag ich dich vor Feindschaft zu schützen, denn mein Name ist ihnen gar wohl bekannt. Alle Völker von hier bis hinunter zu den Leuten am Ufer des Tanganjikasees haben Ehrfurcht vor dem Mann, welcher überall nur Sejad ifjal genannt wird.“
„So preise ich den Zufall, welcher mich mit dir zusammengeführt hat.“
„Ja, du magst ihn preisen, denn ohne mich würdest du nie aus dem Gebiet der Belanda zurückgekehrt sein, denn du wärst ganz gewiß in die Hände der Sklavenjäger gefallen, da du nicht wissen kannst, wie dieselben reisen.“
Das klang so selbstgefällig, daß Schwarz es für geraten hielt, zu entgegnen: „So schlimm wäre es wohl nicht geworden. Ich habe mit Menschen zu tun gehabt, welche wenigstens ebenso gefährlich waren, wie diese Jäger es sind, und wenn ich auch die Gegend nicht kenne, so wäre das doch nicht das erste Mal, daß ich mich durch ein feindliches Gebiet zu schlagen hätte.“
„Ja, ich weiß es, ich weiß es“, nickte der Araber, indem ein überlegenes, aber wohlwollendes Lächeln um seine bärtigen Lippen spielte; „die Gelehrten wissen alles und können alles, und also ist es wohl möglich, daß Allah dir geholfen hätte, den dir hier drohenden Gefahren zu entgehen; aber ich denke, daß ich dir immerhin von einigem Nutzen sein werde. Du bist ein Deutscher; ich wünsche, dein Freund zu sein, und hoffe, daß du mich nicht zurückweisen werdest.“
„Dich zurückweisen? Das kann mir gar nicht einfallen! Ich gebe dir vielmehr hiermit die Hand, dich willkommen zu heißen, und sage dir aufrichtig, daß ich mich sehr darüber freue, dich getroffen zu haben.“
Der Sejad ifjal schlug in die dargebotene Hand ein und sagte in wohlwollendem Ton: „Ich erkläre, daß ich mit dir gehen und dich beschützen werde. Du scheinst ein mutiger Mann zu sein; aber die Gelehrten verstehen es nicht, gegen den Löwen und Panther, den Elefanten, das Nashorn und Flußpferd zu kämpfen. Ich jedoch lebe von der Jagd dieser Tiere und kann dich von ihnen befreien. Mit deiner kleine, dünnen Flinte könntest du nicht eins dieser Tiere erlegen. Da sieh dagegen einmal mein Gewehr an!“
Er hielt ihm die alte, schwere Waffe vor die Augen. Jetzt war es Schwarz, welcher mit einem leise ironischen Lächeln antwortete: „Ja, es ist noch einmal so dick wie das meinige; aber Allah gibt zuweilen auch dem Schwachen Stärke. Doch freut es mich, überzeugt sein zu dürfen, daß ich mich auf deinen Schutz verlassen kann. Es ist fest beschlossen, daß wir zusammen reisen; wann aber bist du zum Aufbruch bereit?“
„Sobald ich mich bei den Dschur hier mit einem neuen Reittier versehen habe. Mein Ochse, der mich hierherbrachte, ist abgetrieben, und da unsre Reise schnell vor sich gehen muß, so werde ich ein Kamel oder ein Pferd kaufen.“
„Das muß ich auch tun. Bist du mit Geld versehen?“
„Nein. Geld habe ich nie. Ich bezahle alles mit Elefantenzähnen und Nashornelfenbein. Ich kam mit zwei Tieren. Das eine trug mich, das andre die Zähne, welche ich erbeutet hatte. Das reicht mehr als hin, zwei Pferde oder Kamele und auch Proviant für uns einzutauschen. Ich werde den Handel machen, und du kannst mich dann mit Geld bezahlen, damit ich auch einmal ein Silberstück in die Hand bekomme.“
„Schön! Aber du wirst es erlauben, daß ich mir mein Tier selbst auswähle!“
„Nein, das darf ich nicht erlauben. Wir dürfen keine Unklugheit begehen. Diesen Dschur ist nicht zu trauen. Sie halten es mit Abu el Mot, welcher in jedem Augenblick zurückkehren kann. Wenn sie ihm sagen, daß du nach Ombula willst, wird er dich töten. Es ist ein Fehler von dir, daß du nach diesem Ort gefragt hast. Du mußt ihn dadurch wiedergutmachen, daß du dir den Anschein gibst, als ob du diese Absicht aufgegeben hättest. Wie du siehst, beladen sich die Dschur soeben mit den Gegenständen, welche sie dem Feuer entrissen haben. Sie werden mit denselben in ihr Dorf zurückkehren, und ich begleite sie. Sobald ich denn den Handel abgeschlossen habe, komme ich wieder, um dich abzuholen.“
„So soll ich hier auf dich warten?“
„Ja; aber du mußt dich verbergen, damit Abu el Mot, wenn er ja schon jetzt ankommen sollte, dich nicht finden kann. Du sagst jetzt dem Scheik der Dschur,
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