26 - Die Sklavenkarawane
Süden eine neue anzulegen. Wir müssen Lobo fragen.“
Der Neger wurde geweckt. Als er erfuhr, was man von ihm wissen wollte, war er sehr erstaunt. Er erklärte, ebenso wie der fest schlafende Tolo nichts davon zu wissen, daß man die Absicht gehabt habe, die Seribah ganz zu verlassen und gar niederzubrennen. Und doch blieb der Steuermann bei seiner Behauptung, daß die ganze Seribah brenne. Er meinte, daß man alle Veranlassung habe, so vorsichtig wie möglich zu sein. Darum ließ er das Boot an ein Schilfdickicht treiben und dort festlegen. Es wurde da Rohr geschnitten, um das Fahrzeug so zu maskieren, daß man es vom Ufer aus für eine kleine schwimmende Insel halten mußte. Dann wurde die Fahrt fortgesetzt, aber so, daß das Boot nur mit dem Strom trieb und von dem Steuer in der Richtung erhalten wurde.
Je weiter man kam, desto schärfer wurde der brandige Geruch. Die Leute saßen still auf ihren Bänken und beobachteten das linke Ufer, indem sie durch das Schilf blickten, welches rund um das Boot angebunden war. Als man dem Herd des Feuers nahe gekommen war, deutete der ‚Sohn des Geheimnisses‘ hinüber und sagte: „Dort hinter den Bäumen liegt die Seribah! Seht ihr den dicken Qualm, welcher da aufsteigt? Das ist nicht von einer einzigen Hütte, sondern die ganze Niederlassung hat in Flammen gestanden. Die Reste derselben, welche aus Erde bestehen, qualmen noch. Und auf dem Fluß hat es auch gebrannt. Seht ihr die Stelle in der Nähe des Ufers, wo das Schilf schwarz aussieht und der Rauch noch aufsteigt?“
„Der Fluß kann doch nicht brennen“, entgegnete der Graue.
„Der Fluß nicht, aber das Schiff, der Noqer, welcher da verborgen lag. Auch er ist angesteckt worden. Das können nur Feinde getan haben. Sollte man die Seribah überfallen haben?“
„Das müßte ganz unerwartet geschehen sein!“
„So etwas geschieht stets unerwartet. Der Feind braucht gar nicht stark gewesen zu sein, da die Seribah nur noch fünfzig Verteidiger hatte. Vielleicht sind es gar die Dschur gewesen, zu denen wir wollen. Wir müssen unbedingt erfahren, was sich ereignet hat.“
„Aber direkt fahren wir nicht hinüber“, warnte Schwarz.
„Nein. Wir treiben so weit abwärts, bis wir nicht mehr bemerkt werden, und legen dann im dichten Rohr an.“
Es war wirklich der Gestank von verbranntem Mauerwerk, welcher hier auf dem Fluß lag. Die beiden Deutschen mußten also die Ansicht des jungen Steuermannes zu der ihrigen machen. Voller Erwartung harrten sie des Augenblicks, an welchem sie das Ufer erreichen würden.
Dies geschah nach kurzer Zeit. Abd es Sirr lenkte das Boot nun nach rechts, dem Land entgegen. Dort, wo er es erreichte, stand die Omm Sufah wie ein Maisfeld so dick und hoch im Wasser und bis an das Ufer heran. Das Boot wurde, ohne daß man den Anker fallen ließ, mit Hilfe eines starken Palmseils an den Stamm eines Baums gebunden. Die Schwarzen durften es nicht verlassen, und der Steuermann sagte ihnen, was sie tun sollten, falls sie von Fremden oder gar Feinden entdeckt würden. In diesem Fall sollten sie sofort vom Ufer stoßen, die Mitte des Stromes gewinnen und sich da abwärts treiben lassen, bis er ihnen vom Ufer aus, an welchem er dem Lauf des Boots folgen wolle, ein Zeichen zum Landen gebe.
Dann stieg er mit den beiden Deutschen aus, sich nur mit dem Spieß und der Wurfkeule bewaffnend. Die Weißen nahmen ihre geladenen Gewehre, Schwarz auch sein Fernrohr mit. Sie stiegen zwischen den nicht dicht stehenden Bäumen am Ufer empor und schritten vorsichtig durch den schmalen Wald bis an den Rand desselben. Bis hierher hatten sie nichts Verdächtiges bemerkt.
Nun sahen sie die Ebene vor sich liegen, die ihnen einen weiten Ausblick erlaubte. Sie befanden sich im Norden der Seribah, welche als ein großer qualmender Trümmerhaufen vor ihnen lag, und zwar so nahe, daß sie dieselbe in fünf Minuten erreichen konnten. Ein lebendes Wesen war nicht zu sehen; selbst die Vögel waren von den Flammen und dem späteren Geruch des Brandes verscheucht worden.
Die drei Personen schritten näher, sich immer unter den Bäumen haltend und von Stamm zu Stamm vorsichtig auslugend, ob nicht etwa ein feindliches Wesen vor ihnen verborgen sei. Die Umzäunung war vollständig niedergebrannt. Bald konnte man das Innere der Seribah überblicken. Da, wo eine Hütte gestanden hatte, lag jetzt ein rauchender Erdhaufen, und zwischen diesen Haufen bewegten sich, wie erst jetzt zu erkennen war, dunkle Gestalten.
„Es sind
Weitere Kostenlose Bücher