Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
daß du nicht nach Ombula wollest, da dieser Weg für dich zu gefährlich sei. Ihr kehrt in euer Boot zurück und fahrt mit demselben ab. Sobald man euch von hier aus nicht mehr sehen kann, legst du wieder am Ufer an, um auszusteigen und heimlich hierher zurückzukehren. Siehst du dort links den hohen Hegelik über die anderen Bäume ragen? An seinem Stamm magst du auf mich warten, während dein Boot nach der Seribah Madunga weiterfährt, wo du mit deinen Gefährten wieder zusammentreffen wirst.“
    Schwarz erklärte sich einverstanden, fügte aber hinzu: „Ich darf mich doch auf dich verlassen? Denke dir meine Lage, wenn mein Boot fort wäre und du nicht kämst!“
    „Hab keine Sorge! Ich gebe dir hiermit meine Hand und schwöre dir bei Allah und dem Propheten, bei meinem Bart und bei allen meinen Vätern, daß ich jetzt alles, was du brauchst, für dich besorgen und dann zu dir zurückkehren werde!“
    Diesen heiligen Schwur bricht ein Mohammedaner nie; er gibt vielmehr sein Leben daran, ihn zu halten. Darum fühlte Schwarz sich vollständig beruhigt. Gut war es übrigens, daß die Verabredung zu Ende war, denn jetzt kam der Scheik herbei, welchem es aufgefallen war, daß die drei Männer so abseits heimlich miteinander verhandelten. Auf seinem Gesicht lag das deutlichste Mißtrauen, als er fragte: „Darf ich hören, was hier gesprochen wird? Wir gehen jetzt nach unsrem Dorf. Wenn der fremde Herr wirklich zu den Belanda will, so werde ich ihm einen Führer auswählen, der ihn bis an die Grenze bringt.“
    „Das hat sich erledigt“, antwortete der Elefantenjäger. „Diese Männer haben eingesehen, daß es gefährlich ist, jetzt ihren Vorsatz auszuführen. Sie werden also aufbrechen, um ihre Reise fortzusetzen.“
    „Aber es wurde mir doch Geld versprochen!“ meinte der dicke Schwarze enttäuscht.
    „Für den Führer, ja; aber da sie ihn nun nicht brauchen, hast du nichts zu verlangen.“
    „Wohin wollen sie von hier aus?“
    „Den Fluß abwärts, bis sie ein Schiff erreichen, mit welchem sie nach Khartum fahren können.“
    „So erfordert es die Höflichkeit, daß ich sie bis an ihr Boot begleite, um ihnen dort Heil für die Reise zu wünschen.“
    Sein Mißtrauen war nicht geschwunden. Er wollte sich von der Abfahrt des Weißen überzeugen. Der Jäger verabschiedete sich sogleich von ihnen, wobei er durch eine heimliche Pantomime zu verstehen gab, daß er sicher Wort halten werde. Der Schwarze aber ging mit ihnen bis zur Stelle, an welcher ihr Fahrzeug angebunden lag. Er betrachtete die Insassen desselben genau und sagte dann: „Ich muß auf das Geld verzichten; aber ihr werdet nicht abreisen, ohne mir ein Geschenk gegeben zu haben. Ich bin der Scheik des Dorfes und habe von jedem Fremden, welcher unser Gebiet betritt, ein Tribut zu fordern.“
    „Wir haben nur die Seribah, nicht aber dein Dorf betreten“, antwortete Schwarz. „Dennoch will ich dir eine freiwillige Gabe nicht verweigern, damit du Gelegenheit findest, in Freundlichkeit an uns zu denken. Hier nimm!“
    Er hatte, wie jeder Europäer, der die dortigen Länder bereist, einen Vorrat von Handels- und Tauschartikeln bei sich und entnahm demselben mehrere Perlenschnüre, die er dem Neger reichte. Aber in neuerer Zeit sind so viele Glasperlen durch die Händler nach dem Bahr el Dschur gebracht worden, daß diese Ware ihren früheren Wert dort fast ganz verloren hat. Der Häuptling hielt die Schnüre einige Augenblicke in der Hand, warf sie denn in das Boot zurück und rief in zornigem Ton:
    „So ein Geschenk wagt ihr mir anzubieten? Ich brauche keine Perlen. Hängt sie euch selbst um die Hälse, wenn ihr solche Weiber seid! Allah sende euch schlechten Wind auf eurer Fahrt und tausend Krokodile, die euch fressen!“
    Dann rannte er, so schnell es ihm seine Korpulenz gestattete, von dannen. Die Ruderer lachten ihm nach; die Weißen aber nahmen die Sache ernster. Als das Boot vom Ufer gestoßen war und der Mitte des Stromes zustrebte, sagte Schwarz: „Dieser Mensch hatte sich wohl den Empfang einiger Theresienthaler eingebildet. Nun mag ich mich nur vor ihm und seinen Leuten in acht nehmen.“
    „Ja, vorsichtig wirst du sein müssen“, antwortete der Graue. „Nun darfst dich vor ihnen nit derblicken lassen. Sie schaffen jetzt die Sachen von der Seribah fort, kehren aber gewiß nochmals zurück, um vollends aufzuräumen. Wenn sie dich dabei entdecken, so will ich zwar nit sagen, daß d' verloren bist, doch halt' ich's für besser, daß ich

Weitere Kostenlose Bücher