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261 - Ein falscher Engel

261 - Ein falscher Engel

Titel: 261 - Ein falscher Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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gemacht und sie gefragt, ob sie bereue, was sie getan habe.
    Nur zögerlich war sie mit der Sprache herausgerückt: »Vielleicht glaubst du ja, nachdem ich dich verführt habe, dass ich mich so an jeden heran mache. Leichte Mädchen kann kein Mann lieben. Er schläft nur mit ihnen.«
    Rulfan hatte ihr versichert, dass er sie keineswegs für ein leichtes Mädchen halte, und froh darüber sei, dass sie so reagiert habe. Und er hatte ihr versprochen, ihren Eltern nichts von dem Vorfall zu erzählen. Denn Pellam und Ayrin waren sehr sittenstreng und hätten Myrial für ihr Tun künftig mit Verachtung gestraft.
    »Stattdessen werde ich demnächst ganz offiziell bei deinen Eltern um deine Hand anhalten«, sagte Rulfan. »Du sollst die neue Herrin von Canduly Castle werden.«
    Myrial hatte geweint vor Glück und Rulfan gebeten, ihre Liebe bis dahin nicht offen zu zeigen. Trotzdem konnte sie es sich nicht verkneifen, ihn auf dem Schlittenbock immer wieder flüchtig zu berühren und ihn anzustrahlen, wenn sie glaubte, dass Pellam es nicht sah.
    Es war kurz vor der Mittagszeit, als sich der schmale Bergpass plötzlich vor ihnen öffnete und den Blick auf ein weites Tal frei gab.
    Rulfan brachte die Widder mit lauten Zurufen zum Halten, um kurz das atemberaubende Panorama genießen zu können.
    Ein nicht zugefrorener See erstreckte sich auf dem Grund des Tales und verschwand irgendwo zwischen den weit entfernten Bergen im Hintergrund. An seinen Ufern gab es eine größere Ansiedlung aus flachen Stein- und Holzhäusern, zum Teil umgeben mit Erdaufschüttungen. Rulfan schätzte, dass es gut hundert Häuser waren.
    Ein breiter, relativ steil ansteigender Weg führte zu der mächtigen Burg empor, die auf einem schroffen Hügel über Ardenach thronte.
    Auf halbem Weg stand eine Steinfigur, die gut zehn Meter groß sein musste.
    Pellam zeigte auf die Burg. »Das ist die Deestyl, in der sie ihren berühmten Uisge herstellen.«
    Rulfan nickte. »Und was ist das da für eine Statue?«
    »Keine Ahnung. War schon lange nicht mehr hier«, erwiderte Pellam. »Beim letzten Mal stand sie noch nicht da.«
    Rulfan brummte etwas. Er schaute den mächtigen schwarzen Rauchwolken nach, die aus einem hohen Kamin quollen, sich träge in der Luft ausbreiteten und irgendwo über den Bergen zerfaserten.
    Die Mecgregers scheinen ja wirklich mit Volldampf zu produzieren, dachte er amüsiert. Bin mal gespannt, was passiert, wenn ihnen irgendwann ihr geheimer Zusatz ausgeht.
    Sein Blick wanderte zurück zu den Häusern Ardenachs. Auch hier dampfte es aus verschiedenen Kaminen. Am faszinierendsten aber fand er das Leben zwischen den Gebäuden. Es wimmelte geradezu vor kleinen bunten Punkten. Auf dem Anstieg zur Deestyl bemerkte er zwei mit Uisgefässern beladene Gespanne, die sich langsam nach unten bewegten, während fünf andere, leere, in der Gegenrichtung unterwegs waren. Auch in dem kleinen Hafen am See, an dessen drei Molen sieben plumpe Holzkähne dümpelten, herrschte reges Treiben. Zwei Schiffe waren zudem auf dem See unterwegs, begleitet von Scharen von Kolks, die um die flachen Aufbauten flatterten.
    Da Rulfan weder Segel noch Ruder sah, handelte es sich wohl um Motorschiffe.
    Der Albino setzte die Widder wieder in Bewegung und lenkte sie nach Ardenach hinab. Bald schon befanden sie sich inmitten des Gewimmels aus rund dreihundert Menschen, viele in ihren seltsamen bunten Kilts, und gut halb so viel Tieren. Es ging zu wie auf einem Marktplatz. Den Neuankömmlingen wurde dabei nur wenig Beachtung geschenkt.
    Auf fest gestampften Schneewehen lagen Bretter, die als Verkaufsstände dienten. Rulfan sah Fische und andere Waren ausliegen, lautstark angepriesen von bärtigen Männern und rotwangigen Frauen in den rotblauen Farben der Mecgregers. Fremde und Clanangehörige gleichermaßen scharten sich um die Stände und handelten mit den Verkäufern. Rulfan konnte zornige Reden und lautes Lachen gleichermaßen hören, als er die Widder auf der geräumten und fest gestampften Hauptstraße durch die Menge manövrierte. Pellam, der schon öfters hier gewesen war, sagte ihm, wo sie hin mussten.
    Dann erkannte Rulfan erste Schwerbewaffnete in der Menge. Sehnige Mecgreger-Krieger, darunter auch einige Frauen, patrouillierten in Dreiergruppen in der Ansiedlung und sorgten allein durch ihr Auftauchen dafür, dass allzu laute Streitereien sofort eingestellt wurden.
    »Die Marktwache«, erläuterte Pellam. »Sie sorgt für Ruhe und Ordnung.«
    Rulfan und Begleitung

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