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261 - Ein falscher Engel

261 - Ein falscher Engel

Titel: 261 - Ein falscher Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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passierten ein langgezogenes, flaches Steinhaus in der ungefähren Ortsmitte, über dessen Haupteingang ein Holzschild hing. Parliament prangte darauf in ungelenken Buchstaben und Rulfan musste unwillkürlich lächeln.
    Plötzlich drangen pfeifende, knarrende Töne an sein Ohr, die schnell lauter wurden. Hoppla , dachte er und verzog das Gesicht.
    Das klingt ja mehr als schräg. Ist das etwa einer der Pipaas, von denen uns Jed erzählt hat?
    Tatsächlich! Während die Menschen hier dem Widdergespann erst im letzten Moment auswichen, machten sie nun bereits viel früher Platz. In der entstandenen Gasse erschien ein etwa sechzehnjähriges Milchgesicht mit aufgeblasenen Backen. Der Junge trug einen Luftsack mit sich, an dem eine Art Pfeife hing. Durch ständiges Drücken des Luftsacks mit dem rechten Arm und durch Blasen der Pfeife entlockte er der Bagpaip, wie das Ding hieß, diese fürchterlichen Töne.
    Rulfan lenkte das Gespann unwillkürlich etwas zur Seite. Das hatte weniger mit den Tönen zu tun, als vielmehr mit dem rotbraunfelligen Tier, das neben dem jungen Pipaa trottete, mit leicht gesenktem Kopf und immer wieder leise nach links und rechts knurrend.
    Es ähnelte einem Lupa, war aber mit einem Meter fünfzig Risthöhe wesentlich größer als ein solcher. Die drei fingerlangen Kampfhörner auf dem Schnauzenrist und die tückischen Augen ließen es so gefährlich wirken, wie es war. Rulfan wusste, dass man sich am allermeisten vor dem Schlagschwanz in acht nehmen musste. Jed Stuart war einmal Zeuge geworden, wie ein Hieb damit einen Mann glatt geköpft hatte.
    Colleys wurden die Tiere hier genannt.
    Der Pipaa und sein Colley gingen ganz nahe am Widdergespann vorbei. Nervös senkten die beiden Widder auf der ihnen zugewandten Seite ihre Köpfe und gaben ein scharfes Schnauben von sich. Die Fellhaare des Colleys sträubten sich daraufhin, sein Knurren wurde lauter.
    Rulfans Hand ging bereits in Richtung des Drillers – eine Gabe aus Jeds Waffenkammer –, den er unter seinem Mantel verbarg. Doch der Pipaa war schneller und änderte die Melodie in eine Abfolge kurzer schneller Signale. Sofort wurde der Colley wieder ruhig. Kurze Zeit später war das seltsame Gespann zwischen den Häusern verschwunden, die Melodie ebbte langsam ab.
    »Das waren ein Pipaa und sein Colley«, erklärte Myrial mit leiser Stimme.
    Rulfan nickte. »Ja. Jed Stuart hat mir schon von ihnen erzählt. Wenn ich’s richtig behalten habe, richtet ein Pipaa seinen Colley, der ihm vom Chieftain seines Clans zugewiesen wird, bereits von der sechsten Lebenswoche an ab. Deshalb ist ein Colley sein Leben lang ausschließlich auf die Bagpaip seines Herrn fixiert. Stirbt ein Pipaa vor seinem Colley, muss man das Tier sofort töten, weil es sonst zur blutgierigen Bestie wird. Anderen Pipaas gehorcht ein Colley nicht.«
    »Das stimmt, Herr«, antwortete Myrial und knuffte ihn an den Oberschenkel. »Es gibt nur drei Clans in den Highlands, die Pipaas ausbilden und somit über die Colleys verfügen können. Als Kampfhunde richtig eingesetzt, sind sie verheerende Waffen.«
    Das konnte sich Rulfan lebhaft vorstellen. Wahrscheinlich handelt es sich auch bei den Colleys um Daa’muren-Experimente , überlegte er.
    Durch Verändern der Erbmasse verschiedenster Tiere hatten die Außerirdischen einst versucht, den für sie optimalen Körper für diese Welt zu finden.
    Durch Schlagen der Zügel und Zurufe setzte Rulfan das Gespann wieder in Bewegung und bog auf Pellams Anweisung in eine Nebenstraße ab. Vor ihnen tauchte ein Gasthaus mit angrenzendem Stall auf. Auf der Wiese daneben wühlten einige Wakudas im Schnee nach etwas Essbarem, während vor dem Stall vier Gespanne standen, an denen Männer herumschraubten und -putzten.
    Das registrierte Rulfan aber nur am Rande. Geradezu fasziniert starrte er auf die drei großen Schneemobile, die jeweils auf zwei breiten, anscheinend lenkbaren Kufen etwas abseits, sauber in Reih und Glied geparkt standen. Hinter der rundum verglasten Fahrerkabine gab es einen Kastenaufbau mit kleinen Fenstern. Auf den weißen Fahrzeugen prangte ein Wappen, das einen blauen Kreis mit einem roten, aufgerichteten Löwen darin zeigte.
    Antennen und Motorhaube zeigten Rulfan, dass die militärisch wirkenden Schneemobile einen wesentlich höheren technischen Standard aufwiesen als alles, was er bisher bei den Scoots gesehen hatte; Jed Stuarts Ausrüstung einmal ausgenommen.
    Dieser Eindruck bestätigte sich, als in diesem Moment zwei finster

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