Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
262 - Route 66

262 - Route 66

Titel: 262 - Route 66 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Hydriten nicht dazu zählten; die beiden Freunde hatten geschworen, sie zu bewahren.
    Matt wollte den Raum bereits wieder verlassen, als er Vogler mit einem zufriedenen Lächeln an einem der Tische sitzen sah. Der Marsianer nahm ein spätes Mittagessen zu sich. Zwar gab es auf dem Raumschiff keinen echten Tag- und Nachtzyklus, aber es gab feste Essenszeiten, um den Dienst habenden Crewmitgliedern die Abläufe so bequem wie möglich zu machen.
    »Hallo Vogler!« Matt setzte sich ungelenk zu ihm auf die schmale hohe Bank. Seine Füße erreichten den Boden nicht. Das Sitzmöbel war wie alles hier für die meist über zwei Meter großen Marsianer konzipiert. Matt fühlte sich einmal mehr fehl am Platze. »Wie vertreibst du dir die Zeit?«
    »Ich bereite mich auf die Ankunft vor. Auf den Wald. Auf die Bäume und Vögel und meine Leute. Jede Minute, die wir dem Ziel näher kommen, erfüllt mich mehr mit Vorfreude.«
    Matt sah zum Panoramafenster. »Na toll«, murmelte er. »Und Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.«
    Vogler musterte ihn eingehend. »Clarice hat mir erzählt, dass du immer unausgeglichener wirst. Bist du sicher, dass du die Sache mit Deimos nicht doch ausprobieren möchtest?«
    »Da lasse ich mich lieber in Kälteschlaf versetzen«, brummte Matt.
    »Das ist auch eine Möglichkeit.«
    »Nicht wirklich. In diesem Zustand würde ich es nicht mitbekommen, wenn Ann endlich gefunden wird.«
    Der Waldmensch war irritiert. »Aber du kannst doch auch im Wachzustand nichts unternehmen. Und ob du die Neuigkeit nun vier Wochen früher oder später erfährst…«
    »Danke, Doktor Freud«, entgegnete Matt sarkastisch. »Du hast keine Kinder, oder?« Er wusste, dass er nicht fair war. Je länger die gespannte Lage anhielt, desto unausstehlicher wurde er.
    Vogler stand auf. »Ich empfehle das Fitnessdeck. Oder eben Deimos.« Damit ließ er Matt allein am Tisch sitzen.
    Matt verfluchte sich innerlich. Wenn er so weiter machte, verlor er noch die wenigen Freunde, die er an Bord hatte.
    Deimos.
    Ob er es doch versuchen sollte? Eins war jedenfalls klar: Wenn er es nicht bald schaffte, wieder normal zu werden, war er ziemlich schnell das einsamste Wesen an Bord dieses Schiffes - neben Hi'schi.
    ***
    CARTER IV, Steuerkanzel
    Fillice Braxton runzelte die Stirn, als er die Messdaten las, die der JCN-4000, das neue Bordcomputersystem, ermittelte. Die Daten waren auf Drängen des Navigators Karem Pat Tsuyoshi erhoben worden, der üblicherweise auf einem Sitz hinter dem Piloten und dem Kopiloten saß. In dieser Phase hatte er Pause und schlief in seiner Kabine unweit der über dem Bug gelegenen Steuerkanzel. Bei einem Notfall konnte er innerhalb einer Minute in der Kanzel sein.
    Der Kopilot sah zu Tendon Angelis hinüber, dem Piloten und Kommandanten der CARTER IV. Tendon war selbst für einen Marsianer groß und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen.
    »Sieh dir das mal an, Tendon!« Er schickte die Daten auf den Nebenschirm an der Konsole des Piloten.
    Angelis las die Daten. »Ein kleineres Meteoritenfeld. Dann hatte Karem also doch recht. Vermutlich entstand es aus zwei größeren Brocken, die bei einem Zusammenprall zerborsten sind.«
    Fillice blickte nach vorn in die Schwärze des Alls. Die Steuerkuppel war wie in der CARTER I, die damals die ersten Menschen von der Erde zum Mars gebracht hatte, komplett verglast. Sie erlaubte einen fast 360-Grad-Rundumblick. »Wahrscheinlich ein lieber Gruß aus dem Van-Heusen-Gürtel zwischen Mars und Jupiter.«
    »Glaubst du, dem Schiff droht eine Gefahr?«
    »Unser guter Jayson rechnet noch.« Jayson - so hatten sie den JCN-4000 getauft, um ihm etwas mehr Persönlichkeit zu verleihen. »Gib ihm noch ein paar Sekunden.« Braxton sah sich die Ergebnisdaten der Berechnungen an und prüfte sie eingehend. »Keine große Sache. Das Feld liegt weit abseits. Die Trümmer werden uns in einer Distanz von gut ein Achtel AE passieren.«
    »Gut. Sonst irgendwelche Auffälligkeiten oder Abweichungen?«
    »Nein, nichts. Die Strecke ist frei, das Schiff läuft in den gewohnten Parametern.«
    »Was macht unser Sondergast?«
    »Dieser Hi'schi? Als ich ihn zuletzt überprüft hatte, lag er selig in seinem Kälteschlaf. Zum Glück. Zwei Freaks an Bord sind zwei Freaks zu viel.«
    Tendon Angelis hob eine Augenbraue. »Du meinst die Barbarin, nicht?«
    »Sicher.« Fillice schüttelte sich leicht. »Schlimm genug, wie sie aussieht und herumläuft, ohne jedes Schamgefühl. Aber dass sie in

Weitere Kostenlose Bücher