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263 - Von Menschen und Echsen

263 - Von Menschen und Echsen

Titel: 263 - Von Menschen und Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Körper und ließ sich in die Tiefe fallen, wie ein Raubvogel. Nur um Haaresbreite verfehlte er den Rand der Klippe, tauchte seitlich von Bahafaa hinab, um stromlinienförmig weiter an Geschwindigkeit zu gewinnen, unter sie zu gleiten -
    - und sie aufzufangen!
    Die Kriegerin prallte auf Thgáans raue Rückenhaut, rutschte ab und geriet in Gefahr, neuerlich abzustürzen.
    Grao hatte seine Beine um Hautwülste des Lesh'iye geklammert. Mit einem verzweifelten Schrei dehnte er seinen rechten Arm bis an die Grenze der Belastbarkeit, bekam die Frau im letzten Moment zu fassen und zog sie an sich, während der Todesrochen nur wenige Meter über der Wasseroberfläche seinen Sturzflug beendete, in die Horizontale ging und rasch wieder an Höhe gewann.
    Bahafaa stierte in eine blicklose Ferne. Sie bewegte ihren Mund, aber kein Wort drang über ihre Lippen. Sie wirkte entrückt - und glücklich.
    Seltsam. Ausgerechnet jetzt, da Grao von Gefühlen der Erleichterung überschwemmt wurde und sich um die geistige Gesundheit Bahafaas sorgte, erinnerte er sich an jenen Albtraum, der ihn während seiner Zeit unter der Erde auf der Insel Kisiwaaku geplagt hatte. Er dachte an die beiden Gottheiten Kaka-Gye und Azele, die ihm eine Antwort gegeben hatten, zu der ihm die Frage fehlte.
    Er meinte nun zu wissen, was ihm die beiden Schimären hatten sagen wollen - vorausgesetzt, er akzeptierte, dass dieses Gespräch tatsächlich stattgefunden hatte.
    Zur Antwort: »Kein Daa'mure« gab es seiner Meinung nach nur eine passende Frage. Sie lautete: »Was bist du?«
    Er war kein Daa'mure mehr. Nicht, seit er sich deren Logik verschlossen und einen Angehörigen seines Volkes umgebracht hatte. Auch seine Empfindungen für Bahafaa waren nicht in Einklang mit den Gesetzen seiner Heimat zu bringen. Sein Geist vermenschlichte zusehends, aus imitierten Emotionen wurde tiefes Empfinden. Selbst sein Körper, den er in regelmäßigen Abständen in seine echsenartige Ursprungsform zurückverwandeln musste, gab ihm allmählich das Gefühl von… Heimat.
    Grao'sil'aana starb, und aus ihm erwuchs etwas ganz anderes.
    Allerdings kein Groom, wie er mit Bedauern einsehen musste. Wenn ich auf den Inseln bleiben möchte, muss ich mir eine andere Identität zulegen - oder darauf hoffen, dass Dykestraa ihrer Verwundung erliegt. Sie hat gesehen, dass ich kein Mensch bin.
    Noch war ihm nicht klar, wie er all seine Probleme lösen sollte. Doch er hatte eine vage Idee…
    13.
    Bahafaa kam zu sich. Es war wie das Erwachen aus einem Tage währenden Albtraum - an den sie sich nicht erinnern konnte. Sie wusste, dass ihr etwas Schreckliches widerfahren war, doch sie konnte es nicht benennen.
    Die letzte Erinnerung war die an einen Sturz in die Tiefe, der von einem fliegenden Etwas aufgehalten worden war. Dann war da das Gesicht Grooms gewesen, das sie besorgt gemustert hatte. Es hatte teigig gewirkt, aus den Ohren und den Nasenlöchern war Dampf gedrungen.
    Sie richtete sich abrupt auf. Sie befand sich in ihrer Hütte. All ihre Glieder schmerzten, an den Oberschenkeln und den Armen zeigten sich tiefe Kratzspuren.
    »Trink das«, sagte eine ihr wohlbekannte Stimme.
    »Groom!«, rief sie erfreut, drehte sich ihrem Liebsten zu - und blickte in Hermons Augen.
    »Bleib ganz ruhig«, sagte der Händler und reichte ihr einen Holzkelch mit dampfender, nach Minze riechender Flüssigkeit.
    Sie war zu schwach und zu verwirrt, um etwas zu entgegnen. Sie wärmte ihre Hände am Kelch und kämpfte darum, nicht vollends den Verstand zu verlieren.
    »Hermon ist nicht mehr«, sagte Hermon. »Lass dich nicht täuschen. Schließ die Augen und höre auf deine innere Stimme. Ich bin Groom in der Gestalt des Händlers. Es blieb mir keine andere Möglichkeit, um in deiner Nähe bleiben zu können.«
    »Groom«, echote sie. »Aber wie…?« Die Verwirrung wollte sich nicht legen, auch wenn sie eine ganz besondere Vertrautheit zu diesem Mann spürte.
    »Es ist kompliziert«, meinte Hermon. »Du kannst dich an nichts erinnern?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Was ist passiert?«
    Es setzte sich neben ihr aufs Bett. Sachte und auf ausreichend Distanz bedacht. »Ich werde versuchen, dir alles zu erklären. Bitte hab Verständnis, wenn ich nicht immer die richtigen Worte finde. Es fällt mir schwer, so wie du zu reden und zu denken.«
    Bahafaa nickte willenlos und hörte zu. Sie lauschte der Geschichte eines Wesens, das einmal von einer ganz anderen Art gewesen war und gelernt hatte, sich wie ein Mensch

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