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263 - Von Menschen und Echsen

263 - Von Menschen und Echsen

Titel: 263 - Von Menschen und Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Licht der Sonne. »Er ist so leicht«, flüsterte sie. »Ich fühle kaum sein Gewicht.«
    »Und er trocknet rasch«, sagte Hermon mit sanfter Stimme. »Er ist nicht wie schweres Leder, das immer wieder mit ranzigem Fett überzogen gehört, damit es Regenwasser abhält.«
    Täuschte sich Bahafaa, oder bildete sich tatsächlich eine Gänsehaut auf Brythuulas Armen?
    Die Kriegerinnen drängten näher und näher. Auch die Männer des Stammes, die sich anfänglich ferngehalten hatten, folgten ihnen; allen voran Gerrwevaa, der sich stets anders als seine Geschlechtsgenossen verhalten hatte und noch niemals einer Frau beigeschlafen hatte. Bahafaa schob sich aus dem Schatten der Hütte. Sollte sie auch…?
    »Ich bitte euch um ein wenig Geduld!«, meldete sich Hermon mit von sich gestreckten Händen zu Wort. »Am Ufer befinden sich weitere Schachteln, Säcke und Kisten, die einen Gutteil meiner Waren beinhalten. Sie gehören ausgelüftet und sortiert. Stellt ihr mir eine Hütte zur Verfügung, die ich für meine Zwecke nutzen und für eure Besuche herrichten könnte?«
    Das Schweigen währte nur kurz. »Die alte Grishaldaa ist vor kurzem gestorben«, sagte Königin Lusaana. »Wir wollten während der nächsten Tage das Holz ihrer Hütte abtragen und für Ausbesserungen anderer Wohngebäude verwenden…«
    »Ausgezeichnet!« Hermon klatschte begeistert in die Hände. Die Fransen seines Gewandes wippten bei jeder seiner Bewegungen mit. »Ich nehme euer Angebot gerne an. - Gibt es vielleicht jemanden, der mir den Weg zu Grishaldaas Hütte zeigen und mir beim Tragen helfen könnte?«
    Augenblicklich reckten sich mehrere Dutzend Hände in die Höhe, und es mutete wie ein Wunder an, dass sich die Kriegerinnen der Dreizehn Insel keine Rauferei lieferten, um die schweren Kisten und ebenso massiven Stoffballen schleppen zu dürfen.
    Bahafaa folgte in einigem Abstand dem seltsamen Zug, der sich zuerst zur Hafenmole hinab und dann hin zur Hütte der verstorbenen Alten bewegte.
    Sie fürchtete sich ein wenig. Grishaldaa war ihre nächste Nachbarin gewesen. Während der nächsten Tage würde sich rings um ihre Hütte weit mehr abspielen, als Bahafaa recht war.
    Sie verscheuchte eine aufdringliche Zwerglischette. Die Flattertierchen schwärmten heuer reichlich früh.
    ***
    »Kann ich dir helfen?«, fragte Hermon mit zuckersüßer Stimme.
    »Ich möchte mich ein wenig umsehen«, sagte Bahafaa schüchtern. Behutsam streichelte sie über die auf schräg gestellten Holzlatten ausgebreiteten Stoffe. Sie waren so fein gewebt, so leicht, so… so… anders als alles, was sie jemals in der Hand gehabt hatte. Kein Wunder, dass der Händler, seitdem er sich in Grishaldaas Hütte niedergelassen hatte, zur begehrtesten Person der Dreizehn Inseln geworden war. Tagtäglich legten unzählige Ruder- und Segelboote an und brachten Besucher, die sich im Laden des Krämers umsehen wollten.
    Hermon verkaufte nicht nur seine Waren, nein! Kriegerinnen trugen ihre Haare plötzlich hochtoupiert, manche von ihnen schmierten sich geheimnisvolle Farbmischungen auf Wangen, Lippen und die Augenlider, und seltsame kleine Instrumente, die wie Folterwerkzeuge aussahen, machten in den Dörfern die Runde. Hermon nannte sie »Scheren« und »Feilen« und »Pinzetten«.
    »Gefällt dir dieses Tuch?«, fragte der Händler.
    »Neinnein.« Bahafaa ließ den Stoff los und trat einen Schritt zurück.
    »Das gute Stück stammt aus einer Siedlung namens Rooma, tief im Süden Eurees gelegen. Alte, vom mühseligen Tagwerk fast blind gewordene Weiber sitzen dort im Schatten alter Bauwerke und schuften über Wochen hinweg an einem einzigen derartigen Kunstwerk.« Hermon nahm den hennafarbigen Stoff in eine Hand. Er legte sich weich über seine Finger. »Es ist so fein gesponnen, dass man glauben könnte, er besäße gar kein Gewicht. Nicht wahr?«
    »J… ja.«
    »Das Tuch mag für die hiesigen Temperaturen nicht sonderlich geeignet sein, aber es ist einfach wunderschön. Es würde dich herausheben aus der Masse deiner Gefährtinnen. Es würde dich zu etwas Besonderem machen.«
    Zu etwas Besonderem? Was redete Hermon da bloß? Bahafaa war froh, wenn niemand sie anstarrte oder ansprach.
    »Wenn du erlaubst…« Der Händler zog sie mit sich, tiefer in die Hütte hinein. Nahe einem riesigen Spiegel ließ er sie stehen und begann in einer hölzernen Kiste zu kramen.
    Mehrere fremdartige Gerüche vermengten sich miteinander. Sie vermittelten Bahafaa das Gefühl von… von… wärmendem

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