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264 - Verschollen

264 - Verschollen

Titel: 264 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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sechzig Schafe ihre flauschigen Körper aneinander. Kein einziger Laut war von ihnen zu hören. Sie schienen zu dösen. Abseits der Koppel ragten die Stämme einzelner Bäume aus der Erde. Wie knorrige Riesenfinger streckten sie ihre blattlosen Äste gen Himmel. In unregelmäßigen Abständen knarrte und knirschte es, wenn Windböen gegen ihr Gehölz drückten. Begleitet wurden diese Geräusche von einem Rascheln, das von der Brabeelenhecke hinter den Baumriesen kam. Die Hecke erstreckte sich bis zu dem abschüssigen Pfad, der hinauf in die Wälder führte.
    Huschte dort nicht ein Schatten? Ann kniff die Augen zusammen. Doch so sehr sie auch stierte, sie konnte nichts weiter entdecken als das ferne Gestrüpp, das sich unter dem Ansturm des immer stärker werdenden Windes krümmte. »Da ist nichts«, murmelte sie leise, »nur der Wind.« Dennoch wandte sie sich nach den beiden Hirtenhunden beim Stall um. Doch die hoben nicht einmal den Kopf. Friedlich dösend lagen sie vor dem geöffneten Stalltor.
    Und auch der Schwarze schien sich wieder beruhigt zu haben. Schwanzwedelnd trottete er an Anns Seite. Wahrscheinlich hatte er da draußen nur ein paar Hasen gewittert. »Guter Wachhund«, lobte das Mädchen ihren tierischen Gefährten. Sie hob den Arm, um ihn anerkennend zu tätscheln. Doch ihre kleine Hand griff ins Leere. Schneller als das Kind Hey rufen konnte, hatte das große Tier über die Einfriedung gesetzt und tollte nun mit gestreckter Rute über die Weide.
    Er will doch nicht etwa die armen Hasen jagen. Ann kletterte auf die Mauer, um besser sehen zu können. Es dauerte nicht lange, bis sie entdeckte, was die Aufmerksamkeit des Hundes erregt hatte: eine hagere Männergestalt, die sich gut hundert Meter entfernt im Zwielicht der Dämmerung von den Umrissen der Brabeelenhecke löste.
    Mit ausholenden Schritten und wehenden Mantelschößen lief die Gestalt dem Schwarzen entgegen. Auch ohne sie genau sehen zu können, wusste das Mädchen, wer sich da näherte: Robin Fletscher, der Bärtige aus der Bucht! Kein anderer benutzte den Waldpfad, um von der Bucht in das Dorf zu gelangen. Komischer Kauz , so wurde er von den Dorfbewohnern genannt. Pieroo nannte ihn Heruntergekommener Dreckskerl , und Mum Verwirrter Mensch . Ann zog ihre Stirn kraus. Ganz egal, wie ihn alle nannten, Fletscher kam immer näher, und eigentlich durfte er gar nicht hier sein! Na warte, der Schwarze wird dich schon vertreiben.
    Doch der Hund tat alles andere als das. Freudig begrüßte er den Fremden. Sogar streicheln ließ er sich. Als wären sie alte Freunde. Dann strich das dumme Tier schwanzwedelnd um Fletschers Beine und ließ ihn einfach weitergehen. Ann war gleichermaßen empört und entsetzt. Sie sprang von der Einfriedung und stapfte Mann und Hund entschlossen entgegen. Beim Näherkommen allerdings stellte sie erschrocken fest, dass der Schwarze sich von Fletscher füttern ließ. Wollte der ihn vergiften?
    »Pfui!«, rief sie empört. Wütend ballte sie die Hände zu Fäusten und rannte die letzten Meter zu ihrem Hund. Dort angekommen, zerrte sie schimpfend an einem Stück Schinken, das zwischen den Lefzen des Schwarzen hing. »Böser Hund!«
    Der Schwarze zog zwar den Kopf ein, ließ aber seinen Bissen nicht los. Ann geriet über seinen Ungehorsam so sehr in Rage, dass sie den verdutzten Fletscher ganz und gar vergaß. Schimpfend riss sie mit beiden Händen am Schinkenzipfel im Maul des Tieres. Erst als sie bei dem Gerangel den Halt verlor und auf ihren Hintern plumpste, fiel ihr Blick auf Fletscher, der direkt neben ihr stand.
    »Lass ihn doch!« Er beugte sich über sie und reichte ihr die Hand. »Ist doch nur ein Stück Schinken.«
    Ann starrte wütend in das bärtige Gesicht. »Er darf nichts von Fremden nehmen!« Sie missachtete seine Hand und rappelte sich auf die Füße. »Und Sie dürfen nicht hier sein, Mister!« Mit glühenden Wangen und klopfendem Herzen brachte sie schnell einige Meter zwischen sich und den Mann. Dann blieb sie stehen und stemmte die Hände in die Hüfte. »Pieroo wird sehr böse sein, wenn er Sie hier entdeckt.« Verstohlen blickte sie zum Hof in Fletschers Rücken. Sie hatte sich in ihrer Entrüstung weiter davon entfernt, als gut war. Man würde sie dort nicht mehr hören können, wenn sie rief. Ihr Herz klopfte noch schneller. Entmutigt ließ sie die Arme sinken.
    Der Komische Kauz folgte ihrem Blick. Dann wandte er sich wieder um und stierte sie aus schmalen Augen an. Ein komischer Ausdruck lag auf

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