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264 - Verschollen

264 - Verschollen

Titel: 264 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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ihr den vorbereiteten Schlaftrunk an die Lippen.
    Immer noch benommen von dem Schlafmittel, das er ihr am Abend gegeben hatte, vermochte Ann kaum die Augen zu öffnen. Ihr Kopf fiel schwer zurück in die Kissen. »Mum?«
    Der Techno aus Leeds sah sie ratlos an. Einen Moment lang überlegte er, wie viel so ein Winzling von dem Zeug überhaupt vertrug. Er hatte keine Ahnung. Wusste nur, dass sie nicht aufwachen durfte, solange er weg war. So wie er Ann bisher erlebt hatte, würde sie wahrscheinlich sofort versuchen, die Höhle zu verlassen. Zu gefährlich für die Kleine! Er hob ihren Kopf an. Es wird sie schon nicht umbringen. Schluck für Schluck flößte er den Inhalt des Bechers in den Mund des Kindes.
    Wenige Minuten später hatte er die Strickleiter an den Karabinerhaken im Felseneingang befestigt und kletterte langsam in die Tiefe. Dabei ließ er seine Umgebung nicht aus den Augen.
    Es hatte aufgehört zu schneien. Der Wind wehte nur noch leicht. Eine dünne Schneedecke lag auf Bäumen und Boden. In der Ferne glitzerte das Meer silbrig im Licht des Mondes. Alles wirkte still und friedlich. Zu friedlich für Fletscher. Als er den Boden unter seiner Höhle erreicht hatte, duckte er sich. Wachsam überprüfte er das Terrain. Erst als er sicher war, dass außer ihm und einigen Nachttieren niemand in der Nähe war, knipste er die Stablampe an.
    Während der schwache Lichtkegel über den Boden kroch, wurde dem Techno aus Leeds heiß und kalt. Er wusste selbst nicht genau, was er erwartet hatte. Fußabdrücke oder sonstige Spuren im Schnee. Doch er stand auf einer schneefreien Fläche und blickte auf totes Erdreich. Die Vegetation rund um die Höhle schien über Nacht schlichtweg verdorrt zu sein.
    ***
    Kurz bevor der Morgen dämmerte, erreichte Fletscher das Dorf. Von seiner Höhle aus hatte er den Umweg über die Bucht genommen. Dabei war er in unregelmäßigen Abständen auf Spuren von verdorrter Flora gestoßen. Die Bucht selbst fand er verlassen vor. Was auch immer die Küste heimgesucht hatte, es war verschwunden. Der einstige Major hoffte inständig, dass die Unheimlichen Jenny nichts angetan hatten.
    Doch seine Hoffnung schwand, als er Corkaich betrat. Aus allen Richtungen brüllten und schrien die Tiere des Dorfes. Auf der Weide, die Corkaich umgab, herrschte anscheinend Tumult. Zwischen Hundegekläffe und dem jämmerlichen Blöken der Schafe glaubte Fletscher Fauchen zu hören. Offenbar wurde die Herde von Wildkatzen angegriffen.
    Fletscher stutzte. Der Lärm musste doch Tote aufwecken! Besorgt schaute er sich um. Weder Lichtschein, noch irgendeine Bewegung bei den Häusern deutete darauf hin, dass sich jemand auf den Weg machte, um den Tieren zu helfen.
    Was war hier los? Panik breitete sich in seiner Brust aus. Sollten diese Schatten etwa die Dorfbewohner mit sich genommen haben?
    Jenny! Er rannte los. Vorbei an Hütten und Häusern. An geöffneten Türen, aus denen Dunkelheit gähnte. Mit brennenden Augen blickte er zum Ende des Dorfes, an dem er das Haus seiner Göttin wusste. Unvorstellbar der Gedanke, dass sie nicht mehr dort sein könnte. »Blödsinn«, keuchte er und rannte weiter. Und als ob sein Ausspruch irgendwelche Zauber bewirkt hätte, tauchten plötzlich vor ihm die Umrisse von Menschen auf.
    Ein knappes Dutzend, schätzte Fletscher. Reglos drängten sie sich beim Brunnen auf dem Marktplatz. Der Techno verlangsamte seinen Schritt. Sahen sie ihn denn nicht kommen oder warum rührten sie sich nicht?
    Bei ihnen angekommen, stockte ihm der Atem. Mondlicht spiegelte sich in den kreidebleichen Gesichtern der Menschen. In manchen lag das blanke Entsetzen. In anderen Gleichmut, so als hörten sie immer noch dem Mann zu, der auf einem Schemel ihnen gegenüber saß. Und allesamt schienen sie von einem auf den anderen Moment erstarrt zu sein.
    Fletscher streckte seine Hand nach einer Frau aus, die ihm am nächsten war. Als seine Finger ihre Wange berührten, schrie er auf. Als hätte er in lodernde Flammen gegriffen, riss er seine Hand zurück. »Stein!«, keuchte er. »Ihr seid aus Stein!«
    Zauberei! Teufelswerk! Entsetzt wich er zurück. Schritt um Schritt weg von dem Ort des Grauens. Er merkte gar nicht, wie er dadurch in eine kleine Gasse gelangte. Erst ein kalter Widerstand in seinem Rücken brachte ihn zum Stehen. Erschrocken wandte er sich um und sah sich unvermittelt Jennys hässlichem Begleiter Pieroo gegenüber. In seinen erhobenen Händen ein Beil, starrte er Fletscher grimmig an.
    Doch wie

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