Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
264 - Verschollen

264 - Verschollen

Titel: 264 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Ann, dass es nicht die Monster von Corkaich gewesen waren, die sie in Cill Airne überfallen hatten. Sondern Hyeenas. Mit Schaudern dachte sie an den Vorfall zurück. Wenn die Männer mit dem EWAT nicht gekommen wären, säße sie wahrscheinlich gar nicht hier. Sie wären alle gestorben: Bill, Fletscher und sie selbst. Ann seufzte. Dann streichelte sie über Fletschers Hand. »Ich bin heute geflogen, Mister. In einem richtigen EWAT. Wie früher meine Mum und mein Dad.«
    Plötzlich schlug Fletscher die Augen auf. »Dein Dad…«
    »Oh, Sie sind wieder wach! Geht es Ihnen besser? Soll ich die Schwester holen?« Ganz aufgeregt wollte Ann schon vom Stuhl rutschen, doch der Mann aus Leeds hielt sie fest. »Warte!«, flüsterte er. »Ich muss dir was… über deinen Dad sagen.«
    »Ja?« Aufmerksam blickte Ann in das bleiche Gesicht.
    »Er war da… in Corkaich… hat dich gesucht… hat nach dir gefragt…«
    Wie vom Donner gerührt starrte Ann den Kranken an. Hatte sie sich verhört? Ihr Dad war in Corkaich? Langsam rutschte sie von ihrem Stuhl. Ganz nahe ans Bett drückte sie sich. Ihr Herz klopfte wie verrückt. »Was hast du ihm gesagt?«
    »Dass ich dich nicht kenne… dass ich nicht weiß, wo du bist… er ist zum Strand gelaufen…«
    Ann hatte genug gehört. Ihr Dad war in Corkaich! Sie stieß sich vom Bett ab und stürmte aus dem Krankenzimmer. Hinaus auf den Gang, vorbei an dem kleinen Zimmer, in dem man sie und Bill untergebracht hatte. Um die Ecke in den nächsten Gang, auf die rote Tür zu, hinter der sie vor wenigen Stunden mit Sheere McGillen geredet hatte. McGillen bestimmte hier!
    Lass sie noch wach sein! Lass sie noch wach sein! Ohne anzuklopfen, riss Ann die Tür auf. Licht brannte, Monitore flimmerten, und Sheere McGillen und Hugh Allison fuhren erschreckt auf.
    »Ann, was machst du denn hier mitten in der Nacht?« Die Bunkerkommandantin blickte sie erstaunt an.
    »Ich muss nach Corkaich! Gleich jetzt! Mein Dad wartet da auf mich!«
    McGillen und der Beauftragte für Außenangelegenheiten wechselten vielsagende Blicke. Dann stand die Frau auf und kam zu Ann. Sie ging vor ihr in die Hocke. »Hör mal, Kleines, in deinem Dorf ist niemand mehr am Leben. Das hast du mir doch selbst heute erzählt.«
    »Ja, das hab ich ja auch gedacht. Aber jetzt ist alles anders!«, rief Ann aufgeregt. »Fletscher hat meinen Vater getroffen. Nachdem die Schatten da waren!« Ann merkte, dass die beiden ihr nicht glaubten. Sie schauten sie an, als wäre sie verrückt. Sie rannte zu Hugh Allison, der heute mit ihr im EWAT geflogen war. »Bitte, Mister, fliegen Sie mit mir nach Corkaich! Dann werde ich Ihnen beweisen, dass da mein Dad auf mich wartet.«
    Allison räusperte sich. »Ich komme gerade aus Corkaich. Also… ich meine, ich war da, bevor wir dich und deine Freunde in Cill Airne fanden. Glaub mir, da lebt niemand mehr. Und da wartet auch niemand.«
    »Dann haben sie eben nicht richtig nachgeschaut, Mister!« Ann hätte heulen mögen vor Wut. Warum glaubte ihr denn keiner? Sie wollte schon wieder von vorne anfangen, als ihr Blick auf den flimmernden Monitor in Allisons Rücken fiel.
    Corkaich! Der Marktplatz, die Hütten und Häuser, die Weiden und der Wald. Überall erstarrte Menschen und Tiere. Steinfiguren!
    »Das sind die Aufnahmen, die Hugh in Corkaich gemacht hat«, sagte Sheere McGillen in ihrem Rücken sanft. »Da siehst du es selbst.«
    »Und der Strand?«, fragte Ann aufgeregt. »Gibt es auch Bilder vom Strand?«
    »Moment.« Allison trat an die Konsole heran und schaltete weitere Fotos durch. »Da ist er.«
    Ann ging näher heran. Der Strand war menschenleer. Da war nichts!
    Sie hörte nicht mehr die Stimmen von Hugh und Sheere, die sie zu trösten versuchten. Weinend brach sie zusammen. »Dad«, flüsterte sie noch. Dann verstummte sie. Redete nicht mehr. Weder in dieser Nacht, noch am darauf folgenden Tag oder in den Monaten, die noch folgen sollten.
    ***
    3. Februar 2526, Westküste
    Beide hatten sich Lupenokulare vor das rechte Auge geklemmt. Braxton arbeitete mit einer Nanosonde, Gonzales mit einem Mikrolaser. So versuchten sie die beschädigten Platinen zu reparieren. Yiling Kyi Angelis richtete eine Arbeitslampe in die Innereien der Ortungsanlage.
    Tita Athena Angelis hockte in einem der Sessel. Die Arme vor der Brust verschränkt, starrte sie zum Frontfenster hinaus. Es schneite. Tita war tödlich beleidigt, weil der Kommandant ihr Sabotage vorwarf. Aber die Fakten sprachen gegen sie. Zurück in der

Weitere Kostenlose Bücher