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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pfeifen mit möglichst langen Armen auf den Tisch; er hatte Angst vor einer Wiederhollung der Ohrfeige, welche er erhalten hatte. Als er sah, daß der Türke keine zornige Notiz von ihm nahm, faßte er Mut, uns Kohlen zu reichen. Die Köpfe waren mit Tembek gefüllt, einem schweren persischen Tabak, welcher nur aus dem Nargileh geraucht wird.
    „A'tnina kizazaten bira nimsawiji – gib uns zwei Flaschen österreichisches Bier!“ lautete nun der weitere Befehl.
    Das war eine Höflichkeit gegen mich; ich als Deutscher sollte österreichisches und kein englisches Bier trinken. Desto unhöflicher verhielt er sich gegen den Jungen, denn kaum hatte dieser die Flaschen und die beiden Gläser vor uns hingestellt, so bekam er eine so kräftig verbesserte Auflage der ersten Ohrfeige, daß er wie eine Forelle blitzschnell quer durch den Raum und hinten zur Tür hinausflog.
    „Bu-war partschasi – der hat seinen Teil!“ sagte der Türke lachend, indem er die Flaschen öffnete, um sich und mir einzugießen. Der Mann trank jedenfalls nicht zum ersten Mal mit einem Abendländer, denn er stieß ganz regelrecht mit mir an. Es war Pilsener Bier, ja wirklich Pilsener, und wenn ich mich nicht irre, aus der bürgerlichen Brauerei! Liebster Orient, es wird mir langsam angst um dich! Aber trink nur weiter, trink immer Bier, das ist besser als der scharfe Araki, der dir das Blut vergiftet und die Nerven tötet, obgleich Mohammed ihn nicht so wie den Wein verboten hat!
    Als wir getrunken hatten und die Pfeifen sich in Gang befanden, musterte der Türke mich mit einem Blick, welcher von freundlicher Hochachtung zeugte, und sagte dann:
    „Sie kennen mich nicht; darum muß ich Ihnen meinen Namen sagen. Ich heiße Murad Nassyr und wohne in Nif bei Izmir. Ich bin Kaufmann und habe mehrere Schiffe gehen. Mein Comptoir befindet sich in Izmir, meine Niederlagen aber sind in Nif. Oh, Effendi, ich habe da schöne, sehr schöne und wertvolle Sachen, an denen sich mancher Pascha erfreut!“
    Bei diesen Worten legte er die Spitzen des Daumens und des Zeigefingers an den Mund, küßte sie, schloß die Augen und schnalzte mit der Zunge, als ob er an etwas außerordentlich Schönes denke. Dann fuhr er fort:
    „Aber ich bin nicht nur Bazirgijan, sondern auch Krieger. Ich habe auf meinen Reisen oft die Waffen zu führen, und es gibt keinen Menschen, der sich rühmen könnte, mich jemals besiegt zu haben. Mein Name wird Ihnen das schon sagen.“
    Er hatte das mit großem Stolz gesprochen und sah mich nun erwartungsvoll an, was ich dazu sagen würde.
    „Ihr Name?“ fragte ich. „Meinen Sie Murad oder Nassyr?“
    „Nassyr natürlich.“
    „Nun, dieses Wort hat ja gar nichts mit Tapferkeit zu tun, denn es bedeutet eine Verhornung der Zehenhaut, eine Krankheit der Zehen, welche oft so schmerzhaft ist, daß man Gesichter schneidet, die gar nicht heldenhaft sind.“
    Das türkische Wort bedeutet nämlich das liebliche deutsche Hühnerauge.
    „Allah, Allah!“ rief er aus. „In was für einem Irrtum befinden Sie sich! Das Wort bedeutet ja Sieger!“
    „Das arabische Nassr ist Sieger, nicht aber das türkische Nassyr. Sie müßten Ghalib, Fatih oder Genidschi heißen.“
    „Effendi, wollen Sie mich beleidigen oder meine Wangen schamrot machen? Wie können Sie als Deutscher den Namen eines Mannes, dessen Ahnen unter den berühmtesten Sultanen ruhmvoll gekämpft haben, besser beurteilen können, als er selbst.“
    „Nun gut, so irre ich mich“, lenkte ich höflich ein. „Verzeihen sie meine Unwissenheit!“
    „Ich verzeihe“, antwortete er befriedigt. „Und nun will ich Ihnen auch sagen, wo ich Sie gesehen habe. Es war in Algier, wo mein Schiff vor Anker lag. Kennen sie dort einen französischen Kaufmann namens Latréaumont?“
    „Allerdings.“
    „Sie saßen in einem Kaffehaus der Straße Bab-Azoun. Auch ich kam hin und bemerkte, daß Sie von den Anwesenden unausgesetzt betrachtet wurden. Man sprach leise von Ihnen, und als sie fort waren, erkundigte ich mich. Ich erfuhr, daß Sie der Deutsche seien, der den Sohn Latréaumonts, welcher überfallen und tief in die Sahara geschleppt worden war, mitten aus der Schar der Henker herausgeholt hatte. Ich habe mir Ihr Gesicht genau gemerkt und Sie, als ich sie vorhin erblickte, sofort erkannt.“
    „Ich kann nicht leugnen, daß ich allerdings dieser Deutsche bin; doch hat man das, was ich tat, durch das Vergrößerungsglas betrachtet.“
    „Nein, denn ich weiß, daß Sie die ganze große Gum

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