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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Zahlung einverstanden sei.
    „Gut! Wo hast du dein Geld?“ fragte der Emir.
    Der Raïs zögerte mit der Antwort, wurde aber durch die drohend erhobene Peitsche gezwungen, zu sagen, daß er seine Kasse unten im Raum verborgen habe.
    „So wirst du uns hinab begleiten“, meinte der unerbittliche Inquisitor. „Wohin ist denn deine Dahabiëh bestimmt?“
    „Nur bis Khartum.“
    „Nicht weiter? Das ist Lüge. Du gibst mir diese Antwort, damit ich nicht erraten möge, welche Art von Handel du da oben treiben willst. Welche Waren hast du geladen?“
    „Solche, welche dort gesucht werden, Zeugstoffe, Werkzeuge, billige Schmucksachen für die Neger und ähnliche Dinge; dafür will ich die Produkte des Landes eintauschen.“
    „Das klingt recht unverfänglich, doch glaube ich dir nicht. Die Kisten und Ballen, welche ich unten liegen sah, haben eine Gestalt, welche erraten läßt, daß sie ganz andere Dinge enthalten. Ich werde sie also öffnen lassen, und wehe dir, wenn ich dich auf verbotenen Wegen ertappe!“
    „Emir, ich wandle auf den Wegen des Gesetzes“, versicherte der Alte, „und du kannst dir die Mühe des öffnen getrost ersparen.“
    „Wirklich? Ich habe glauben müssen, daß du mit Brettern, Pfosten und anderen Hölzern handelst, denn ich habe eine Menge derselben unten liegen sehen. Wozu sind dieselben denn bestimmt?“
    „Auch zum Verkauf. Im Süden gibt es keine zugeschnittenen Hölzer, weshalb sie von wohlhabenden Leuten, welche sie zum Bau ihrer Wohnungen brauchen, sehr gut bezahlt werden.“
    „Einem anderen dürftest du das sagen, mir aber nicht. Wie kommt es dann, daß diese Stützen, Balken und Latten so zugeschnitten und abgepaßt sind, daß du mit ihnen zwei oder gar drei Unterböden herzustellen vermagst?“
    „Das ist Zufall, Emir!“
    „Wenn du ein gläubiger Sohn des Propheten wärst, würdest du wissen, daß es keinen Zufall gibt. Handelst du etwa auch mit eisernen Ketten? Ich habe einen ganzen Haufen im Raum liegen sehen. Die Bretter und Ketten verraten dein eigentliches Gewerbe, und dein Leugnen ist erfolglos. Ich brauche dein Geständnis nicht und werde dir den Beweis, daß du ein Sklavenhändler bist, durch die Aussage deines eigenen Steuermannes liefern. Man hole ihn her! Er fürchtet sich vor der Peitsche und wird uns sofort die Wahrheit sagen.“
    Infolge dieser Worte richteten sich aller Augen nach der Stelle, an welcher sich der Steuermann befunden hatte. Er war nicht mehr dort; man suchte, doch ohne ihn zu finden. Der Raïs Effendina nahm die Sache weit leichter, als ich vermutet hatte. Er gebot schon nach kurzer Zeit seinen eifrig forschenden Leuten:
    „Gebt euch keine Mühe! Ich sehe, daß er fort ist. Ihr habt nicht aufgepaßt, und es ist ihm gelungen, sich unbemerkt über das Landungsbrett nach dem Ufer zu schleichen. Ich sollte euch eigentlich bestrafen; da er aber kein so verstockter Halunke wie hier dieser sein Raïs war, so mag er immerhin entkommen sein, und ich will euch verzeihen. Jetzt wollen wir wieder hinab, um uns das Fahrgeld zurückzahlen zu lassen.“
    Er lud mich ein, ihm zu folgen. Zwei seiner Leute ergriffen den Raïs, um ihn zur Luke zu führen. Die anderen blieben oben. Unten angekommen, war es mit Hilfe der Laternen leicht, sich zurecht zu finden. Das Innere der Dahabiëh bildete einen großen Raum, von welchem hinten und vorn ein kleiner Verschlag abgeschnitten war. In diesem Raum sah ich nur etwa zwanzig Kisten und Ballen liegen. Das war allerdings auffällig, da diese Schiffe gewöhnlich Kairo nicht eher verlassen, als bis sie volle Ladung haben. In dem hinteren, unverschlossenen Verschlag stand ein Werkzeugkasten; dort lagen auch die erwähnten Ketten, die von verschiedener Länge, Stärke und Konstruktion, aber ohne Ausnahme zur Fesselung der Sklaven bestimmt waren. In dem großen Raum waren zu beiden Seiten desselben hohe Lagen von Brettern und Balken aufgeschichtet. Dazu bemerkte ich drei übereinander liegende, horizontale Reihen von Pfosten, welche an die Schiffsrippen festgeschraubt waren, diese sollten offenbar die Seitenstützen der drei Unterdecks bilden, welche man aus den vorhandenen Brettern herzustellen beabsichtigte. Diese Unterdecks oder Böden waren natürlich zur Aufnahme von Negern bestimmt. Die Entfernung der Rippenpfosten ließ erkennen, daß jedes dieser Decks nur eine Höhe von noch nicht einmal vier Fuß besaß und die armen Schwarzen also kaum sitzen konnte. Übrigens gestand der Raïs später, daß es ihnen nur

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