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270 - Hinter dem schwarzen Tor

270 - Hinter dem schwarzen Tor

Titel: 270 - Hinter dem schwarzen Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Tumaara schon versuchte hatte, bei Siilvo zu lauschen . Sie hätte es gekonnt, denn sie war wie Aruula selbst eine Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln!
    Aruula hatte es in der Arena sofort gespürt, als jemand die Auszubildenden - und damit auch sie - belauschte. Im gleichen Moment hatte auch Tumaara ihre Abstammung erkannt und sie nach dem Training zu sich gerufen. Zwar kannten sich die beiden Schwestern nicht persönlich, denn Aruula war schon als Kind von den Inseln entführt worden, doch das geistige Band zwischen ihnen war so stark wie bei allen Frauen ihres Volkes.
    Unten in der Arena versuchten die drei Gladiatoren Siilvo in die Mitte zu nehmen. Sie bluteten bereits aus tiefen Wunden an Oberkörpern und Beinen. Normale Menschen wären bei solchen Wunden längst umgefallen, aber sie attackierten nach wie vor, von ihren Trainern angetrieben und durch Handzeichen gelenkt.
    Siilvo arbeitete dieses Mal in erschreckender Lautlosigkeit. Nachdem er einem der Hulks ein paar wuchtige Hiebe kreuz und quer über den Bauch verpasst hatte, rollte er sich plötzlich nach vorne über die rechte Schulter ab. Dabei kam er genau zwischen den Säulenbeinen von zwei Gegnern durch und erhob sich in ihrem Rücken wieder.
    Drei mächtige Hiebe durchtrennten dem rechten Gladiator die Achillessehnen. Aruula hörte die peitschenden Geräusche bis hier oben. Sie verzog das Gesicht. Tumaara hingegen sprang auf und jubelte laut, als der Muskelberg röhrend zusammensank und wie ein Felsen auf den Arenaboden krachte. Bevor die beiden anderen ihn schützen konnten, bohrte ihm Siilvo das Schwert durchs Auge tief in das Gehirn hinein. Aruula musste den Blick abwenden, als sie das ungelenke Zucken des Sterbenden sah.
    »Siilvo ist ein Monster, Aruula«, sagte Tumaara, nachdem sie sich wieder gesetzt hatte. »Ich verabscheue ihn, wie ich diese ganze Stadt verabscheue. Aber es ist meine Pflicht als Arenameisterin, ihn hochleben zu lassen, wenn er gute Aktionen zeigt. Sonst würde er mich töten. Niemand hat eine Chance gegen ihn, auch ich nicht - und du auch nicht.« Sie ergriff Aruulas Hand. »Ich freue mich so sehr, dass ich dich hier gefunden habe, meine Schwester. Wann warst du das letzte Mal in der Heimat?«
    »Das ist schon eine Weile her…« Aruula erzählte ein wenig von ihren Wanderungen mit ihrem Gefährten Maddrax und warum sie hierher gekommen waren.
    »Ihr seid Freunde von Moss und Noone?«, fragte Tumaara verblüfft.
    »Ja. Warum fragst du?«
    »Weil ich ebenfalls eine Freundin Noones bin.«
    »Tatsächlich? Wo hast du sie kennen gelernt?«
    »Reiner Zufall. Wir haben uns auf einem Markt getroffen, als ich damals in diese Stadt kam«, erzählte Tumaara. »Ich war mittellos und sie hat mir geholfen. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und wurden Freundinnen.«
    Aruula runzelte die Stirn. »Aber wie kannst du Arenameisterin der Meffisi und gleichzeitig Noones Freundin sein? Das verstehe ich nicht. Hast du sie etwa verraten? Oder…«, sie zögerte einen bangen Moment, »… oder ist Noone eine Verräterin an Moss?«
    Tumaara schaute ihre Schwester lange und ernst an. »Ich vertraue dir, Aruula«, sagte sie schließlich und warf einen kurzen Blick in die Arena hinab, »und ich hoffe, ich kann auch dir vertrauen. Noone und ich könnten deine Hilfe gebrauchen. Im Gegenzug schenke ich dir die Freiheit.«
    Aruula machte ein Zeichen der Zustimmung.
    Siilvo erledigte soeben den dritten und letzten Kämpfer. Er schlug so lange auf den Hals des bereits Toten ein, bis der Kopf abgetrennt war. Den nahm er an den Haaren und schleuderte ihn auf die Tribünen.
    Tumaara erhob sich und jubelte frenetisch. Die Gladiatorenmeister taten es ihr nach. »Los, Aruula, du auch!«
    Es widerstrebte ihr zutiefst, aber auch Aruula stand auf und jubelte. Siilvo hob das blutbeschmierte Schwert und schrie nach neuen Gegnern.
    Die beiden Frauen setzten sich wieder, und Tumaara weihte ihre Schwester rückhaltlos in das Geheimnis um Moss und Siilvo und ihre eigene Rolle in dem ganzen Geschehen ein.
    Aruula war wie vor den Kopf gestoßen. Sie deutete kurz auf Siilvo, der sich gerade ein Rudel Taratzen zur Brust nahm. Ein Taratzenschädel flog durch die Arena, begleitet von einem Sprühregen aus Blut. »Das da… ist Moss?«
    »Nein, nicht Moss. Siilvo. Moss' dunkler Bruder . Noone versucht ihn mit heiligen Früchten zu bekämpfen, die ich ihr beschaffe, aber bisher war sie erfolglos. Und ich glaube auch nicht, dass es auf diese Weise funktionieren kann.«

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