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270 - Hinter dem schwarzen Tor

270 - Hinter dem schwarzen Tor

Titel: 270 - Hinter dem schwarzen Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Tumaara starrte einen Moment vor sich hin. »Ich habe mich bisher nicht getraut, es Noone zu sagen. Sie würde sonst alle Hoffnung verlieren.«
    »Was können wir sonst tun? Du sagtest, dass du meine Hilfe brauchen könntest.«
    »Ay, Aruula. N'arboo leef senta ruuta - kein Baum lebt ohne Wurzeln. Wenn wir den Baum töten wollen, müssen wir die Wurzeln zerstören. Vielleicht hast du ja auch schon versucht, Siilvo zu belauschen . Dann wirst du festgestellt haben, dass es fast unmöglich scheint, so fremd und hasserfüllt ist sein Geist. Bei meinen unzähligen Versuchen bin ich schon ein gutes Stück in ihn vorgedrungen, scheitere aber jedes Mal an einer Barriere, einer Art… schwarzem Tor, hinter dem sich der dunkle Bruder verbirgt und das ich alleine nicht öffnen kann. Mit deiner Hilfe aber könnte es gelingen.«
    Aruula zögerte. Es überlief sie heiß und kalt. Sie dachte an ihre geistigen Kämpfe, die sie in letzter Zeit ausgefochten hatte, vor allem an Nefertari und Queen Victoria. Schließlich nickte sie aber doch. »Also gut, ich werde dich unterstützen. Ich tue es für Noone und Moss.«
    Tumaara lächelte. »Ich wusste, dass ich mich nicht in dir getäuscht habe, Schwester.«
    Aruula lächelte zurück. Nun war sie es, die ihre Hand auf die Tumaaras legte. »Ich habe vorhin viel über mich erzählt. Nun bin ich neugierig, etwas über dich zu erfahren. Was hat dich hierher verschlagen? Aus welcher Sippe stammst du?«
    Tumaara nickte, während sich ihr Gesicht verdüsterte. »Du sollst es erfahren, Aruula. Wenn wir unsere Geistkräfte verbinden, musst du über mich Bescheid wissen - und über meine schlimme Schuld, die ich auf mich geladen habe und wegen der ich von den Inseln floh.«
    »Schuld?«
    »Ja, Schuld. Du hast gefragt, woher ich stamme: aus Nystaas Sippe. Kennst du sie?«
    »Nein, nie gehört.«
    »Sie lebt und jagt im nördlichen Teil unseres Reiches, auf insgesamt drei Inseln. Nystaa ist - oder war? - eine große Stammesführerin. Sie gebar eine Tochter, Ludmeela mit Namen; ein süßes kleines Ding…« Tumaara lächelte bei dieser Erinnerung. Dann schreckte sie plötzlich hoch, ihr Gesicht verzerrte sich. »Ich war zu dieser Zeit die beste Jungkriegerin der Sippe, Aruula. Trotz meiner Jugend hatte ich schon Dutzende Taratzen erlegt und sogar ein paar Izeekepirs. Darum vertraute mir Nystaa ihre Tochter Ludmeela an, als diese vier Winter alt war. Ich sollte sie die Sprache der Natur lehren und sie bereit machen, eine große Kriegerin zu werden.« Tumaara schluckte schwer. »Ludmeela und ich waren ein Herz und eine Seele. Wir suchten zusammen Brabeelen und Heilkräuter, und ich brachte ihr bei, verschiedene Tierspuren zu erkennen, Waffen zu fertigen und mit der Natur zu leben. Ludmeela war sehr gelehrig. Und ich war unendlich dumm. Denn ich war verliebt.«
    Aruula wurde für einen Moment abgelenkt. Siilvo hatte sämtliche Taratzen erledigt und hackte sie nun kurz und klein. Tumaara erhob sich zu erneutem Jubel. Erst dann erzählte sie weiter.
    »Ja, ich war verliebt. In Maagnus, einen Botenläufer aus einer anderen Sippe. Er wusste genau, dass ich mit ihm schlafen und sein Kind austragen wollte, und so folgte er mir in die Wälder.« Tumaara schüttelte den Kopf, als könne sie bis heute nicht fassen, was damals passiert war. »Ich ließ mich mit Maagnus ein und achtete nicht auf Ludmeela. Sie entfernte sich von uns, während wir Liebe machten. Und ist dabei direkt einem Izeekepir vor die Fänge gelaufen. Aruula, glaube mir, ihren Schrei werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen können. Er wird mich noch bis in Orguudoos Reich verfolgen, denn dort werde ich enden, nicht an Wudans Tafel. Ich habe es nicht anders verdient…«
    Aruula war geschockt von dem Gehörten. Tumaara war also Hals über Kopf von den Dreizehn Inseln geflohen, um ihrer Bestrafung zu entgehen - und das verfolgte sie bis heute. Sie räusperte sich. »Es ist furchtbar, was damals geschehen ist, Tumaara, aber du hast doch nicht in böser Absicht gehandelt. Es war ein Unglück. Glaubst du nicht, dass deine Leute dir vergeben hätten?«
    Tumaara seufzte. »Das habe ich mich seitdem immer und immer wieder gefragt. Aber es ist doch längst zu spät. Mit meiner Flucht habe ich alle Brücken hinter mir abgebrochen. Eine Rückkehr bleibt mir auf immer verwehrt.« Die Arenameisterin schaute hoch. Aruula sah Traurigkeit in ihrem Gesicht, aber auch Entschlossenheit. »Nun bin ich hier - und wer weiß, vielleicht hat Wudan mich an diesen

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