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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Untergebenen, Grazie«, stellte Aruula sie der Fürstin vor. »Wie wir stammen sie aus dem Reich der Dreizehn Inseln. Sie sind uns mit Leib und Seele ergeben.«
    »Was für eine entzückende Geisteshaltung ihr in eurer Heimat pflegt!«, sagte Jolie und lachte. So heftig, dass ihr massiger Körper bebte und die sechs Diener in Gefahr gerieten, unter ihrem Gewicht zusammenzubrechen. Dann brüllte die Grazie unvermittelt: »Hunger! Ich habe Hunger!«
    »Wir nehmen Eure Einladung in den Fürstenpalast gerne an«, fuhr Aruula ungeachtet des Chaos fort, das ringsum ausbrach. »Wann sollen wir bei Euch sein?«
    »Wollt ihr etwa schon gehen?«, fragte Jolie. Sie verzog ihren Schmollmund zu einem bedauernden Lächeln. »Die Nacht ist jung und ich würde gerne einen Tanz mit euch beiden Hübschen wagen. - Wo bleibt das Fleisch, ihr Kretins? Ich werde den Küchenchef töten, rösten und vierteilen lassen - aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge!«
    »Das ehrt uns, Fürstin Jolie. Aber Ihr müsst verzeihen. Wir sind erst heute Mittag nach einer anstrengenden Reise in Monacco angelangt und zu Tode erschöpft.« Aruula legte ein Lächeln auf, das einen Stein zum Schmelzen gebracht hätte. »Ihr wollt doch, dass wir hübsch und ausgeruht bei Euch erscheinen?«
    »Und ob ich das möchte!« Die Gier glänzte in den Augen der Grazie. »Dann geht meinethalben, und seht zu, dass ihr zur Mittagszeit vor den Pforten des Palastes steht. Ich verspreche euch Stunden, wie ihr beide sie niemals zuvor erlebt hat.«
    Aruula kicherte. So dümmlich, dass sich Matt vergewissern musste, dass die Laute tatsächlich aus dem Mund seiner Freundin kamen.
    »Wir werden da sein, Fürstin.« Tumaara und Aruula verbeugten sich und erlaubten der Grazie tiefe Einblicke in die Dekolletés.
    »Ich kann es kaum noch erwarten. - Und jetzt will ich meinen Mitternachtsimbiss, und zwar sofort! Maareschall! Führ mich zu Tisch!«
    Die Fürstin wandte sich ab - beziehungsweise wurde sie von den sechs Dienern abgewandt - und kümmerte sich nicht mehr weiter um Aruula, Tumaara und ihre beiden vermeintlichen Diener. Der Maareschall drängte an die Seite Jolies und bot ihr galant einen Arm an. Jedermann folgte dem bizarren Paar, hin zu einem rasch vorbereiteten Bankett-Tisch. Goldene Früchte fanden sich dort zuhauf neben Bergen gegrillten, dampfenden Wakuda-Fleisches.
    »Wir verschwinden. So rasch wie möglich«, befahl Matt, sobald sie wieder ausreichend Ellbogenfreiheit besaßen. »Seht zu, dass wir fürstliches Wachgeleit zur Verfügung gestellt bekommen. Hier und jetzt wird man euch beiden wohl keine Bitte abschlagen. Ihr seid zu Günstlingen der Grazie aufgestiegen. Gut gemacht…«
    Just in diesem Moment drehte sich der Maareschall Matthew zu. Mit einem Finger deutete er einen raschen Schnitt quer über den Hals an, so rasch, so unauffällig, dass niemand außer ihm die Geste wahrnahm.
    Matt atmete tief durch. Sie hatten ein Vabanquespiel begonnen, dessen Ausgang mehr als ungewiss war.
    ***
    »Ich wusste, dass auf Hoorge kein Verlass ist!«, quetschte Manoloo hervor.
    »Bloß weil er nicht am vereinbarten Treffpunkt erschienen ist?« Matt sah sich aufmerksam um, bevor er Aruula und Tumaara aus der Unterkunft winkte. »Damit schneidet er sich doch nur ins eigene Fleisch. Schließlich schulden wir ihm den Rest der Summe.«
    »Trotzdem«, maulte der Saade weiter. »Das zeigt doch, dass er keine Ehre im Leib hat. Ein Versprechen muss man einhalten!«
    Matt seufzte nur. Manche Dinge änderten sich nie. So, wie der mediterrane Stadtstaat Monacco auch heute noch Gäste mit Brot und Spielen wie im alten Rom anlockte, so hatte die sprichwörtliche Sturheit der Sarden die Jahrhunderte überdauert.
    Matt achtete nicht weiter auf seinen Begleiter. Misstrauisch beäugte er mehrere Karabiiners, die entlang der Straßen arbeiteten. Doch keiner der Uniformierten kümmerte sich um sie. Sie waren vollauf mit Umbauarbeiten beschäftigt. Holztribünen wurden für das erlauchte Publikum errichtet, immer mehr Sicherheitsnetze hochgezogen, bunte Blumengirlanden an den Häuserfronten abgesteckt, der Straßenbelag sorgfältig gereinigt. Monacco rüstete für den Grau Prie. Schon bald würden hier die ersten von Sebezaans gezogenen Wagen entlang rasen, vorbei an sensationsgeilen Zuschauern.
    Sie folgten der Uferpromenade. Im Hafen herrschte ein geringeres Geschäftsaufkommen als gestern. Die wenigen verbliebenen Händler taten zwar so, als ginge sie das Tohuwabohu um den Grau Prie nichts

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