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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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an. Dennoch war auch ihnen die Vorfreude auf dieses besondere Ereignis anzumerken. Ein wenig zu laut und ein wenig zu rasch feilschten sie um Preise und Konditionen, um bald darauf den Abschluss des Geschäfts bei Wein und kandierten Obststückchen zu feiern. Sie hatten es eilig, keine Frage. Der Früchtehandel würde während der nächsten Stunden vollends zum Erliegen kommen.
    Leere Loren parkten unmittelbar neben jenem Vorbau, der den Eingang zum unterirdischen Reich Monaccos markierte.
    Mehr als ein Dutzend Karabiiners versammelte sich soeben dort. Unter gewaltigen Anstrengungen hievten sie mehrere mächtige Eisenbalken in Position. Sie blockierten den Abgang zur Gänze.
    »Da gibt's kein Durchkommen«, stellte Tumaara fest.
    »Ist auch nicht notwendig«, winkte Matt Drax ab. »Seht nur zu, dass ihr im Fürstenpalast eure Rollen gut spielt.«
    »Die Grazie reizen, aber nicht überreizen«, wiederholte Aruula, was sie während der langen Nachtstunden immer wieder durchgesprochen hatten. Sie zeigte ein missmutiges Gesicht. »Ich weiß nach wie vor nicht, wie du dir das vorstellst, Matt.«
    »Wie Hoorge sagte, sind attraktive und charaktervolle Frauen die einzige wirkliche Schwäche Jolies«, begann Matt.
    »Etwa jener Hoorge, der uns versetzt hat?«, stichelte Manoloo einmal mehr.
    Matt beachtete ihn nicht. Vermutlich war der Mann mit dem Pferdegebiss wieder einmal in Schwierigkeiten geraten und hatte deswegen die Verabredung nicht einhalten können. »Für die Aussicht auf ein Schäferstündchen mit euch beiden wäre sie bereit, sehr weit zu gehen«, fuhr er fort.
    »Du hörst dich wie ein Kuppler an, Maddrax«, sagte Tumaara.
    »Ihr wisst, dass es nicht so ist«, verteidigte sich Matt. »Wäre ich mir nicht sicher, dass sich zwei erfahrene Kriegerinnen und Lauscherinnen gegen einen Fettkloß problemlos zur Wehr setzen könnten, würde ich die ganze Sache abblasen.«
    »Sehe ich auch so«, ließ sich Aruula vernehmen und legte die Rechte dort an ihr Gewand, wo sie einen Dolch im Gürtel trug.
    »Lasst euch auf nichts ein, was euch zuwider ist«, sagte Matt. »Findet heraus, wo die Früchte gezüchtet werden, und verabschiedet euch dann unter einem Vorwand.«
    Sie folgten dem Verlauf einer steil bergan führenden Straße, die unvermutet einen Knick um hundertachtzig Grad machte. Matt meinte sich vage an den Namen dieser Kurve zu erinnern: Hatte sie nicht Racasse geheißen? Oder Rascasse?
    Schweigend ging es weiter, vorbei an eben erst errichteten Schutzzäunen, Palmenreihen, luxuriösen Häusern, eilends herbeigeschafften Strohballen. Sie hatten jenen gewaltigen Felsbrocken, auf dem der Fürstenpalast thronte, fast umrundet, als sie unvermutet vor einem gusseisernen Tor zu stehen kamen.
    Zwei Karabiiners kreuzten lächerlich anmutende Hellebarden vor ihnen. »Weitergehen!«, sagte der eine schroff und lugte unter dem Rand seiner halbmeterhohen Fellmütze hervor. »Der Palast ist für Tuuris nicht zugänglich.«
    »Die Grazie erwartet uns.« Matt deutete auf seine weiblichen Begleiterinnen. »Die Fürstinnen Aruula und Tumaara von den Dreizehn Inseln sind zum Mittagessen mit ihr verabredet.«
    Der Karabiiner leckte sich über die Lippen. Er wirkte nervös. »Ich verstehe. Euer Kommen wurde uns angekündigt. Ihr könnt passieren. Gebt vorn bei der Empfangstreppe eure Waffen ab, so ihr welche bei euch tragt.« Er und sein Kollege zogen die Hellebarden beiseite und öffneten das Tor.
    Matt nickte den Wächtern zu. Er vermied es, nach dem Kombacter zu tasten, den er in seinem Futteral am Gürtel trug. Der Stab sah so wenig nach einer Waffe aus, dass Daa'tan ihn jahrelang für ein Zepter gehalten hatte - was ihm letztlich zum Verhängnis geworden war. Matt hoffte, dass auch die Wachen sich täuschen ließen. Den Driller hatte er schweren Herzens und gut versteckt in der Herberge gelassen.
    »Seht zu, dass ihr so rasch wie möglich wieder aus dem Palast verschwindet!«, raunte der Wächter Matt im Vorbeigehen zu. »Die Alte und der Maareschall sind hochgradig nervös.«
    »Warum?« Matthew winkte seinen Begleitern, weiter zu gehen, während er sich interessiert dem Karabiiner zuwandte.
    »Während des Rennens herrscht immer gereizte Stimmung. Dieses Jahr umso mehr, als es in den Nachtstunden zu Zusammenstößen zwischen Gesindel aus der Unterstadt und Kumpels von mir gekommen ist. Es gab mehrere Tote.«
    »Seltsam. Auf den Straßen erschien mir alles ruhig.«
    »Das ist die Ruhe vor dem Sturm. Im Volk brodelt es.

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