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272 - Dieser Hunger nach Leben

272 - Dieser Hunger nach Leben

Titel: 272 - Dieser Hunger nach Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Schatten schwingen siebendimensional wie ich, sind jedoch nicht von einer Schutzschicht umgeben. Sie könnten mir die benötigte Energie beschaffen und dann dem Kollektiv zuführen.
    Noch mit diesen Gedanken beschäftigt, nahm Mutter plötzlich eine Schwingung wahr. Eine siebendimensionale Schwingung!
    Erregung erfasste das Siliziumwesen. War dies eine Spur zurück in das blaue Feld? Oder gar zu jener Wesenheit, der es angehört hatte, bevor die Menschen es abgesprengt und aus der Tiefe gezogen hatten?
    Auf jeden Fall versprach die Schwingung Nahrung. Und vielleicht sogar Heimkehr.
    Zum ersten Mal wirkte Mutter mit ihren Gedanken direkt auf das Schiff ein. Es lag längsseits zu der Richtung, aus der die Schwingung kam. Mutter wollte, dass sich die Karavelle dorthin bewegte. Es funktionierte nicht. Das Schiff kam nicht voran.
    Mutter stellte fest, dass die Karavelle trotz ihrer Halbstofflichkeit die Eigenschaften eines Schiffs aufwies und sich mit dem Bug voran bewegen musste. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass es die Wellen teilte, ohne auf spürbaren Widerstand zu stoßen. So drehte es Mutter in die gewünschte Richtung.
    Jetzt endlich bewegte sich das Schiff, wenn auch nur langsam. Mutter spürte, dass es lange dauern würde, bis sie die Schwingungsquelle erreichten. So beschloss sie, sich in der Zwischenzeit näher mit den Schatten zu beschäftigen und deren alte Leben kennenzulernen. Was sollte sie sonst tun?
    Als Erstes durchforschte sie die Mentalsubstanz Bartolomé de Quintanillas. Er erschien ihr am interessantesten.
    ***
    Geschichte des Dominikaners Bartolomé de Quintanilla
    Wir schreiben das Jahr des Herrn 1499 und ich sitze schwermütig an Deck der Karavelle Doña Filipa. Mein Geist ist leer, meine Hoffnungen allesamt geschwunden, versenkt im Strom des Lebens wie ein Stein im tiefen Meer.
    Mit dem großen Cristóbal Colón(uns als Christoph Columbus bekannt) bin ich Anno Domini 1494 nach Las Indias gesegelt. Keine Geringere als lsabel la Católica, unsere gepriesene Königin, hatte mich gebeten, den Genueser auf dessen zweiter Reise in die Neue Welt zu begleiten, um möglichst viele der Einheimischen mit Nächstenliebe zum rechten Glauben zu führen.
    Voll frohen Mutes setzte ich meinen Fuß auf eines der siebzehn Schiffe, mit denen tausendfünfhundert spanische Christenmenschen sowie Dutzende von Pferden und Hunden auf die gefahrvolle Reise gingen. Doch nun kehre ich nach Spanien zurück, am Boden zerstört und all meiner Hoffnungen beraubt.
    Als wir in Las Indias auf El Isla Espanola ankamen, fanden wir Colóns erste Siedlung, La Navidad, von den Indios überfallen und vollkommen zerstört vor. Um die Überreste der Leichen balgten sich Krähen und andere Aasvögel. Mit Schüssen aus einigen Arkebusen vertrieben wir sie und bestatteten anschließend die sterblichen Überreste in christlicher Erde, die ich und zwei meiner Glaubensbrüder geweiht hatten.
    Colón war tief erschüttert. Wir segelten mit der ganzen Flotte ostwärts an der Küste entlang. An einem geeigneten Platz landeten wir und errichteten die factoria La Isabela, indem wir Häuser aus Stein, einen Pulver- und mehrere Wachtürme sowie eine rundum laufende, schützende Palisade bauten.
    Die Indios, die sich Taino nennen, waren uns zunächst freundlich gesinnt. Sie halfen uns sogar beim Bau der factoria und schossen Wild für uns. Und so manches der jungen Mädchen, die immer wieder fast nackt, nur mit einem schmalen bunten Lendentuch und Blumen im Haar bekleidet, bei der factoria auftauchen, ließen sich bereitwillig mit den wilden Conquistadores ein.
    Auch ich selbst nahm das eine oder andere der Mädchen mit auf mein Lager, wenn auch in völlig anderer und lauterer Absicht. Denn indem ich sie bestieg, führte ich sie dem wahren Glauben zu. Das sorgte für Murren und Kopfschütteln bei zahlreichen meiner Landsleute, die nicht begriffen, was für ein großes persönliches Opfer ich damit auf mich nahm. Nur Cristóbal Colón, der mir wohl gesonnen, ja ein Freund war, begriff es, ließ mich gewähren und schützte mich.
    Ich war auch sonst freundlich zu den Taino, was ich von den meisten Conquistadores nicht behaupten kann, redete mit ihnen, versuchte ihre Sprache zu erlernen und wurde so in eines ihrer Dörfer inmitten des Urwaldes eingeladen. Dort machte ich nicht nur die Bekanntschaft des mächtigen Kaziken Caonabo, wie die Taino ihre Häuptlinge nennen, sondern auch die seiner Tochter Mencia.
    Sofort war mir klar, dass sie die

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