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2721 – Der Paradieb

2721 – Der Paradieb

Titel: 2721 – Der Paradieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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gemachte Reginald Jeeves, eigentlich kein Butler, sondern vielmehr Bertram Woosters Kammerdiener. Oder, wie wir wahrlich Traditionsbewussten noch treffender sagen würden, dessen Valet.«
    Die Augen des Pagen, der erst noch in seine Uniform hineinwachsen musste, weiteten sich. Möglicherweise hatte er Probleme mit den Kontrollen des üppig beladenen, bedenklich schwankenden Gepäckschwebers, hinter dem seine schmächtige Gestalt fast zur Gänze verschwand.
    »Faszinierend, nicht wahr? Andere Beispiele für Kammerdiener – nicht Butler! – sind der Leporello des Don Giovanni in der gleichnamigen Mozartoper wie auch sein enger Verwandter Figaro, dessen Eigenname zum Synonym einer ganzen Profession wurde. Weiters Passepartout, der mit Phileas Fogg in damals sensationellen achtzig Tagen um die Welt reiste, sowie Kato, den sein Herr, Chefinspektor Clouseau, auch als Sparringspartner für das Training asiatischer Kampfkünste benutzte.«
    Auf der Stirn des Pagen bildeten sich Schweißperlen. Pino wertete dies als psychosomatischen Ausdruck der entzündeten Wissbegier und fuhr fort: »Riff-Raff aus der Rocky Horror Picture Show und der die Addams Family entschieden aufwertende Lurch hingegen sind tatsächlich richtige Butler. Aber pass auf, jetzt kommt's!«
    Der Page, dessen gestapelte Gepäckstücke auseinanderzudriften drohten, gurgelte Unverständliches. Um ihm beizuspringen, reduzierte Pino die Steiggeschwindigkeit im Schacht. Als angenehmer Nebeneffekt ergab sich dabei, dass auch mehr Zeit für die Einschulung des Neulings blieb.
    »Alfred Pennyworth!«, rief Pino. »Ein doppelter Grenzfall. Ist er Butler oder nicht eher doch Valet bei Bruce Wayne? Ha! Oder um mit Bertie Wooster zu sprechen, What ho! – Wir wissen es nicht. Sehr wohl wissen wir jedoch, dass der Ausdruck ›Batman‹ ursprünglich nicht Fledermausmann, sondern Offiziersbursche bedeutete. Oder Ordonnanz, Stiefelknecht, Mädchen für alles, ideal verkörpert vom Josef Schwejk des Oberleutnants Lukasch; aber ich will nicht abschweifen. Also ist Alfred, na? – Der Leibdiener eines Leibdieners! Wahnsinn, oder?«
    Großmütig ignorierte Pino die rührend fruchtlosen Bemühungen des Pagen, die ihm anvertrauten Koffer wieder einzufangen. Wie hatte er gesagt, hieß er? Spinifex? Spiridon? Spiritus? Irgendwas in diese Richtung.
    Egal.
    »Die Funktion, die ich in diesem ehrbaren Haus von meinen Vorgängern übernommen habe, wäre zur Zeit der Hochblüte der Dienstleistungsberufe als footman oder Lakai bezeichnet worden. Diese Männer von ausgesuchtem Wuchs und tadellosen Manieren wurden Hausgästen, die keine eigenen Kammerdiener dabeihatten, kurzfristig zur persönlichen Verfügung gestellt. Sie erfüllten also im Wesentlichen Repräsentationsaufgaben, daher mussten sie vor allem etwas hermachen. Äußerlich – aber ich sage dir, wahre Perfektion kommt von innen.«
    Pino konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, auf welcher Etage der etwas überforderte Hotelpage seine Ladung, die sich längst vom Schweber gelöst hatte, abliefern sollte. Er selbst stieg jedenfalls im 14. Stockwerk aus, nicht ohne dem Jüngling, der ihm fast schon ans Herz gewachsen war, aufmunternd über die Schulter zuzurufen: »Noch bist du ganz unten in der Hierarchie, Söhnchen. Aber wenn du dich ordentlich anstrengst, wirst du mich vielleicht eines Tages beerben. Viel Glück, Kollege!«
     
    *
     
    Es war kurz vor zehn Uhr morgens. In den Restaurants und auf den Terrassen servierte man unverdrossen Frühstück.
    Gästen, die es vorzogen, die erste Mahlzeit des Tages in intimerem Rahmen einzunehmen, brachten Servoroboter das Gewünschte aufs Zimmer. Es gab aber auch immer wieder Personen – Pino Simoneschi hätte sie niemals als exzentrisch verunglimpft –, die nicht von Maschinen umsorgt werden wollten.
    Nicht, wenn stattdessen ein »Butler« zur Verfügung stand. Je nun, der Terminus hatte sich durchgesetzt; man musste damit leben.
    In einer der nächsten Lektionen, die Pino dem neuen Pagen angedeihen lassen wollte, würde er auf eine zusätzliche, durchaus nicht unangenehme Komponente seiner Tätigkeit zu sprechen kommen. Anders als in der glorreichen Frühzeit nahmen heutzutage nämlich auch weibliche Reisende den Rundumservice des hoteleigenen Butlers in Anspruch.
    Manche waren seinetwegen zu Stammgästen geworden. Wie lautete das geflügelte Wort aus einem anderen historischen Vorbild? »Gleiche Prozedur wie jedes Jahr, Miss Sophie?«
    In seinem Zimmer im Personaltrakt

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