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2721 – Der Paradieb

2721 – Der Paradieb

Titel: 2721 – Der Paradieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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hatte Pino ein Schränkchen, eine Art Tabernakel. Darin bewahrte er die Geschenke auf, die ihm Damen im Lauf der Jahre schon zugesteckt hatten.
    Es handelte sich um sehr persönliche Geschenke: Halsbänder, juwelenbesetzte Haarnadeln, Unterwäscheteile ... Pino war zuversichtlich, seine Sammlung an diesem Morgen erweitern zu können.
    Er kam von einem Routineeinsatz. Ein Swoon-Pärchen auf Flitterwochen hatte das All-inclusive-Package gebucht und sich eine Weile daran ergötzt, dass ein waschechter Terraner ausnahmsweise für sie die Hilfsdienste leistete.
    Der Reiz war rasch verflogen, zumal Pino anzügliche Anspielungen auf sein Geschlechtsorgan im Vergleich mit Gurken oder Bananen stoisch hingenommen hatte. Frühzeitig entlassen, strebte er nun einem delikateren Ziel zu.
     
    *
     
    Er war der Frau nur einmal begegnet, unten in der Halle. Aber sie hatte ihn auf Anhieb beeindruckt. Überlange Beine, schlanke Figur, kastanienrotes Haar, kupferfarbene Haut: eine echte Schönheit.
    Nicht nur war sie außerordentlich attraktiv; ihr Blick hatte ihn förmlich durchbohrt, als sähe sie auf den Grund seiner Seele. Und dann hatte sie gelächelt und ihm zugezwinkert.
    Solche Signale wusste Pino Simoneschi zu deuten.
    Viel Recherche bei den Kollegen von der Rezeption war nicht nötig gewesen, um die Eckdaten zu erfragen: Lydia Rossi hatte vor nunmehr vier Tagen eingecheckt, zusammen mit ihrem Ehemann, dem gemeinsamen elfjährigen Sohn und dessen Onkel.
    Alle vier stammten von Tefor, lebten aber seit acht Jahren in Cosmoledo-Orbital. Die Rossi-Brüder hatten ein beträchtliches Vermögen geerbt. Sie förderten im ganzen Solsystem Vereine, die sich der Pflege des gemeinsamen lemurischen Erbes widmeten.
    Reiche Müßiggänger, kurz gesagt. Ihr schlechtes Gewissen beschwichtigten sie, indem sie sich ab und an als Mäzene aufspielten.
    Pino urteilte niemals schlecht über Hotelgäste. Warum jemand wie die Rossis im Croesus residierte, interessierte ihn höchstens am Rande. Einzelnen Familienmitgliedern nachzuspionieren verbot sich für einen wahren Butler sowieso.
    Allerdings hatte ihm vor Kurzem jene Rezeptionistin, die ihm noch einen Gefallen schuldig gewesen war, fast ungefragt gesteckt, dass die Gebrüder Rossi frühmorgens das Hotel verlassen hatten.
    Lydia, die Frau mit den verlockend wissenden Augen, und der Knabe waren also allein in der Suite. Sie hatten Frühstück geordert: Obstsalat, Muurt-Müsli, Toast und zwei halbseitig gebratene Eier.
    Eine gute Wahl, fand Pino. Unzweifelhaft war Lydia Rossi vom sportlichen Typ und achtete auf ihre Ernährung, ohne den Genuss hintanzustellen.
    Er mochte es, wenn eine Frau schon in jungen Jahren Körperbewusstsein entwickelte. Erfahrungsgemäß fühlte sich das verlängerte Rückgrat in solchen Fällen erheblich knackiger an.
    Die Rezeptionistin würde Pino warnen, falls einer der Rossis zurückkehrte. Sie hatte auch den Servoroboter, der Lydias Bestellung transportierte, so lange angehalten, bis Pino zu ihm aufschließen konnte.
    Er betätigte den Summer. Nachdem die Tür zur Seite geglitten war, tänzelte er mit seinem patentierten Hüftschwung dem Servo hinterher und verkündete: »Gratulation! Du hast bei der hotelinternen Gäste-Lotterie gewonnen und bekommst daher gratis ein Upgrade: mich.«
     
    *
     
    Sie reagierte spröde, beinahe alarmiert. »Was soll das heißen? Wer bist du überhaupt?«
    »Pino, der Hotelbutler. Ich betreue ausgewählte Gäste, zu denen heute auch du gehörst.« Er zwinkerte verschwörerisch, ein Echo des Zwinkerns, das sie ihm kürzlich in der Lobby geschenkt hatte.
    »Sehr freundlich, aber danke, wir verzichten. Der Roboter reicht uns vollauf.«
    »Ich bitte dich. Eine seelenlose Maschine! Gib mir eine Chance, dich von den Vorzügen menschlicher Intuition zu überzeugen! Lass dich von mir verwöhnen! Du musst kein schlechtes Gewissen haben, ich tue es wirklich gern.«
    »Vielleicht ein andermal. Jetzt passt es mir gerade nicht.« Sie warf ihrem Sohn einen Seitenblick zu.
    Der Junge hockte weiter hinten im Raum auf dem Teppich, mit dem Rücken zur Tür, die Kapuze des Sweaters über den Kopf gezogen. Vor ihm flackerten Holos; wahrscheinlich war er in ein Trivid-Spiel vertieft.
    »Ich verstehe.« Pino neigte den Kopf zu Lydia Rossi und raunte ebenso vertraulich wie devot: »Falls dein Herr Sohn sich für die neuesten Spiele interessiert – und welcher Elfjährige würde das nicht –, kann ich ihm in seinem Zimmer ein paar Zugangskodes freischalten.

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