2725 - Preis der Gerechtigkeit
der Tomopat. »Vielleicht aber auch nicht. Du hast vom Thema abgelenkt.«
»Und das wäre?«
»Der Zellaktivator.«
»Wenn es dir gelingt, ihn an dich zu nehmen, soll er dir gehören. Weder ich noch irgendjemand vom Widerstand werden ihn dir streitig machen, dessen kannst du dir sicher sein. Du hast mein Wort. Auch solltest du nicht vergessen, dass du hier auf Tefor früher oder später den Behörden in die Hände fallen wirst, wenn wir dir nicht beistehen. Du bist ein entflohener Strafgefangener. Der einzige, der je aus Holosker entkommen ist. Du bist vielen Tefrodern ein Dorn im Auge.«
»Du drohst mir?«
»Aber nein. Es bedarf keiner Hinweise von mir oder sonst jemandem aus dem Widerstand, damit die Behörden dich fangen.«
»Wenn du dieser Meinung bist.« Schechter trat einen Schritt zurück. »Sei es, wie es sei – ich bin einverstanden. Der Zellaktivator genügt mir als Bezahlung. Nun brauche ich alle Informationen, damit ich einen Plan entwickeln kann.«
»Der Plan steht bereits in seinen Grundzügen. Uns werden ständig Informationen aus dem innersten Kreis um Vetris weitergeleitet.«
»Wer ist der Verräter?«
Ein blechernes, metallisches Lachen. »Diese Frage meinst du nicht ernst.«
»Natürlich nicht«, sagte Schechter.
Der Junker trat zurück in den Schatten. »Einer der führenden Strategen des Widerstands wird sich bei dir melden, sobald weitere Informationen eingegangen sind und unser Plan in allen Einzelheiten feststeht. Ich wünsche dir viel Glück, Schechter, bei deinem nächsten Mord.«
»Du nennst mich einen Mörder?«, fragte der Tomopat. »Und was bist du?«
»Ich«, sagte der Junker, »verteidige nur meine Heimat und meine Freiheit.«
6.
Countdown zum zwölften Oktober
27. September 1514 NGZ
Gador-Athinas wollte Khaika sagen, dass er das Kloster nun verlassen musste, aber sie ließ ihn nicht ausreden. »Ich weiß«, sagte sie. »Schon als du gekommen bist, wusste ich, dass du wieder gehen und mich zurücklassen würdest.«
Die Nonne drehte sich um und flüsterte dabei ihrem Kieselstein etwas zu; so laut, dass er es auch hören konnte: »Er hat uns geholfen, uns selbst zu suchen, und wenn wir ihn irgendwann wiedersehen, wissen wir, dass wir ihm gehören.«
Dann eilte sie davon, leichtfüßig, fast wie schwebend. Gador-Athinas blieb zurück und fragte sich, ob sie gewusst hatte, dass er die letzten Worte hörte. Natürlich. Natürlich hat sie es gewusst. Sie hat mir zum ersten Mal eines ihrer Geheimnisse anvertraut, die sie sonst nur mit dem Kieselstein teilt.
Er schaute ihr nach, bis ihre Gestalt durch eine Holztür verschwand, und selbst danach starrte er noch dorthin.
Er hörte Schritte. »Patron?«
Schechter stand da und neben ihm Kelen-Setre. »Ich bringe euch in die Stadt«, sagte der Tefroder. »Es gibt ein Quartier in Apsuma, wo ihr bis zum Attentat unterkommen könnt, um von dort aus weitere Vorbereitungen zu treffen.«
»Ja«, sagte Gador-Athinas abwesend. Er würde das Kloster vermissen, stellte er plötzlich schmerzhaft fest. Nicht nur Khaika, sondern das ganze Leben in dieser Insel der Verschrobenheit und der Einfachheit. All diese von Vetris' Skorpionen geschädigten Leute – er stand ihnen nahe, viel näher, als ihm in den letzten Tagen klar geworden war. Nun erst, da er ihre Gesellschaft verlor, begriff er, wie wichtig sie für ihn waren.
Er schüttelte die Gedanken ab und folgte Kelen-Setre und Schechter. Der Letzte, den er im Kloster sah, war der Kopfnicker, wie er gerade halutische Heidelbeeren erntete; er schleppte eine Kiste zu einer Schubkarre und hob und senkte dabei unablässig sein Kinn.
Gador-Athinas ging ohne ein Wort des Abschieds. Sie verließen das Kloster, gingen auf einen davor geparkten Gleiter zu – ein Medomodell, klein und wendig, dazu entwickelt, nahezu jeden Ort erreichen zu können, um Verletzte zu bergen und sofort zu versorgen.
Als er in den Gleiter steigen wollte, eilte zu seiner Überraschung der Abt Vigureis auf ihn zu.
»Ich danke euch«, sagte Vigureis.
»Wir danken dir für die Aufnahme in dein Kloster«, widersprach Gador-Athinas.
Der Abt winkte ab. »Ich gewähre euch jederzeit wieder Asyl. Ihr habt mir mehr gegeben, als ihr euch vorstellen könnt.«
»So?«, fragte Gador-Athinas.
»Ich stehe kurz davor, mich selbst zu finden.«
»Und dann?«, fragte Schechter. »Wirst du wieder leben?«
»Ich lebe doch«, sagte Vigureis.
Der Tomopat deutete mit dem Fuß auf seinen Ghyrd. »Tust du das? Oder bindet dich
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