2726 - Totentanz
perfekt inszenierten Spektakels.
Vetris wartete fast quälend lange, ehe er sein erstes Wort sprach, genau in dem Moment, als die Spannung schier unerträglich wurde. »Tefroder!«, rief er, und tausend Akustikfelder übertrugen es. »Meine lieben Tefroder!«
Atemlose Zuhörer waren ihm sicher. Jedes Wort wirkte, keiner konnte sich dem Charisma des Tamaron entziehen. Er liebte das Rampenlicht, und es liebte ihn.
Niemand war ihm näher als seine drei Partnerinnen – doch diese standen nicht allein. Zwei Tefroder hielten sich dicht bei ihnen auf, offenbar ein Vater mit seinem Sohn.
Schechter war gut genug informiert, um zu wissen, um wen es sich handelte. Neben Oc Shozdor vertraute Vetris diesen mehr als jedem anderen. Noch vor Kurzem wären sie zu viert gewesen – die vier Eroberer, das Mutantenteam des Tamarons, das durch die Jagd nach dem Zellaktivator fast völlig zerschlagen worden war. Nur noch zwei der vier lebten; Lan Meota, der Schmerzensteleporter, und Satafar, der kleinwüchsig war wie ein Kind und manchmal auch die Gesichtszüge eines solchen trug. Ihnen hatte Vetris seine Partnerinnen anvertraut.
Für den Tomopaten spielte es keine Rolle. Die Frauen waren uninteressant. Nur der Tamaron selbst zählte. Und das, was er erhalten sollte. Schechters Beute. Der Zellaktivator.
Genau an diesem Punkt kamen die drei Frauen ins Spiel. Der Junker hatte die Top-Information weitergeleitet, die den Zeitpunkt X markierte, die Sekunde des Angriffs.
Vetris beendete den ersten Teil seiner Rede, der Schechter nicht gefolgt war. Nun würde er den Zellaktivator erhalten – die schwangere Amyon Kial ging los. Um ihre Hände war ein dunkelrotes Samtband geschlungen. Die Enden hingen lose zu beiden Seiten hinunter. Im Zentrum des Bands lag das äußerlich unscheinbare Ei, gebunden an eine Kette. Sie brachte das ewige Leben zum Vater ihres ungeborenen Kindes.
Vetris-Molaud blickte ihr entgegen, und Zehntausende Augen schauten mit ihm. Milliarden Augen, wenn man jene mitzählte, die die Übertragung überall im Tamanium und darüber hinaus verfolgten.
Gutes Publikum für einen Mord.
Noch zehn Schritte, und Amyon Kial würde Vetris erreichen. Sie würde die Hand ausstrecken und Vetris den Zellaktivator an der Kette um den Hals hängen.
Damit dies gelang, musste eine kleine Strukturlücke in den Schutzschirm des Tamarons geschaltet werden.
Der entscheidende Moment.
17 Uhr
Noch acht Schritte.
Sechs.
Vier.
Tamaron Vetris-Molaud streckte die Hand aus, um seine Partnerin Amyon Kial willkommen zu heißen. Er neigte sich ihr zu, damit sie ihm die Kette um den Hals hängen konnte.
Die ganze Galaxis blickte auf ihn.
Zwei Schritte.
Einer.
Ein Flimmern in Vetris' Individualschirm.
Schechter war bereit.
Jetzt.
Amyon Kial legte die Kette um Vetris' Hals, Jubel tönte los, für den Bruchteil einer Sekunde nur.
Dann brach die Hölle los.
Einer der drei Schlachtkreuzer, die weit über der Szenerie schwebten, eröffnete das Feuer auf die Plattform.
Guter Verteidigungsminister, dachte Schechter und rannte los.
Die Schüsse überlasteten den Schirm um die Plattform; er kollabierte. Die ersten Energieentladungen schlugen in der Nähe des Tamarons ein. Ein Milizionär, an dem der Tomopat vorbeirannte, verdampfte binnen eines Lidschlags.
Die Attacke wurde zielgenauer. Während die Zahl der Schreie zunahm, schmetterte eine Salve in den Schutzschirm um Vetris, der ohnehin durch die Strukturlücke geschwächt war.
Amyon Kial wurde rückwärts geschleudert, flackerndes Licht sirrte über ihren Körper, verbrannte den Hals. Eine energetische Entladung musste sie erwischt haben. Sie landete auf dem Rücken, schlitterte weiter, schrie und umklammerte nicht etwa ihren Hals, sondern den Bauch. Ihre Beine brannten.
Flackernd entstand der Schirm über der Plattform wieder, und Bomben regneten von dem Schlachtschiff herab. Die Explosionen tauchten alles in eine einzige Feuerwand, die den Blick in den Himmel und auf die anderen Besucherplattformen verwehrte.
Der erste Schuss lag maximal zehn, fünfzehn Sekunden zurück. Von irgendwo gellte ohrenbetäubender Lärm. Vetris-Molaud eilte los, im Schutz seines Schirms, doch er floh nicht etwa, sondern bückte sich über Amyon Kial. Schon waren einige der Technoskorpione heran, löschten die Flammen, bauten einen blau flirrenden Schutzschirm über die schrecklich zugerichtete Frau.
Wächter hasteten auf den Tamaron zu.
Schechter ging weiter, mitten durch das Chaos, aber er
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