2726 - Totentanz
beide verschwunden. Es würde minutenlang dauern, bis Lan Meota zurückkehren konnte.
Alles war gut.
Boocor Vazurs letzter Kampfroboter verging im konzentrierten Beschuss einiger Elitesoldaten, die sich Vetris' Position näherten, um ihn zu schützen und zweifellos auch, um ihn wegzubringen.
Die Maschine explodierte, die Druckwelle schleuderte die scharfkantigen Einzelteile meterweit. Eines hämmerte Vemia Dhao in die Brust. Die Partnerin des Tamaron konnte das unmöglich überleben.
Jetzt. Nun begann Schechters Rolle in diesem Attentat, das nur die Ouvertüre zu dem wahren Anschlag bildete.
Ganz in seiner Identität als der alte Tamanische Ehren-Milizionär und hochverdiente Exsoldat Ghunras-Ghud stürmte der Tomopat los. Er rannte auf den Killer Boocor Vazur zu, der mit einer schweren Waffe feuerte und von keinem Kampfroboter mehr geschützt wurde.
»Rettet den Tamaron!«, schrie Schechter, schrie der alte Ghunras-Ghud. Der Kriegsheld. Der Patriot.
»Rettet Vetris!«
Er behielt alles genau im Auge, und in der Sekunde, in der Boocor Vazur unter der Übermacht fiel, warf sich der Tomopat zwischen den Killer und den Tamaron. Dabei verletzte er sich selbst an einem der künstlichen Arme und an der Schulter – es musste für jedermann so aussehen, als hätte einer der letzten Schüsse des Attentäters ihn getroffen.
Schreiend ging er zu Boden.
Während Boocor Vazur starb, triumphierte Schechter. Der erste Teil seines Plans hatte wunderbar geklappt.
17.08 Uhr
Die entscheidenden Momente waren vorüber. Es hatte keine fünf Minuten gedauert. Nun zogen die weitgehend unbeschädigten Besucherplattformen ab. Aus der Tiefe drangen Schreie empor. Die Menge der Zuschauer floh, trampelte sich gegenseitig nieder.
Uninteressant.
Rettungsgleiter rasten heran.
Interessanter.
Der Tamaron war inzwischen umringt von Soldaten und bestens abgeschirmt. Er wurde von einem Medogleiter aufgenommen, genau wie Schechter und viele weitere Verletzte von anderen Flugmaschinen – Vetris höchstpersönlich bestand darauf, dass auch der Milizionär, der sich in heldenhaftem Einsatz vor ihn geworfen hatte, mitgenommen und bestmöglich versorgt wurde.
Ob Vetris sich wohl ebenso vehement dafür eingesetzt hätte, wenn nicht sämtliche verbliebenen Kameras auf das Geschehen auf der Plattform gerichtet wären?
Sie flogen los, und zumindest der Tamaron wäre in den Stern von Apsuma gebracht worden, um dort seine Verletzungen zu versorgen ...
... doch das verbot sich von selbst. Denn der Stern war kein sicherer Zufluchtsort mehr. Der Tropfen, den Schechter am Vortag im Abwassersystem des Tamaghats hinterlassen hatte, war längst aktiv geworden, hatte seine Einzelteile zusammengesetzt und weiteres metallisches Material eingebaut – eine Bombe von einiger Zerstörungskraft war entstanden. Nicht stark genug, um wirklichen Schaden anzurichten, aber doch, um das Gebäude zumindest teilweise zu beschädigen. Auf die gewaltigen Energieentladungen über dem Thorm hatte der Sensor mit einer Auslösung der Sprengung reagiert. Der Stern von Apsuma galt angesichts der aktuellen terroristischen Aktivitäten nicht mehr als sicher.
Also gab es für die Medogleiter, die vom Ort des Attentats wegflogen, nur ein logisches Ziel, an dem die Verletzten möglichst rasch versorgt werden konnten, weil es die nächstgelegene gut ausgerüstete Klinik war.
Das Tamanische Heilkunsthaus THH Amshor.
18 Uhr
Der terranische Händler A. C. Blumencron biss zu. Ein Tropfen Fett rann von der Erdwurzel und platschte auf seinen Teller zurück.
Lebbovitz, der hünenhafte Asket, schaute missbilligend über den Tisch. »Wie kann man etwas so Gesundes nur derart verderben, indem man es in Butterfett auskocht?«
Blumencron kaute, schluckte. »Vielleicht, weil es sonst nicht schmeckt?«
»Geschmack ist nicht alles.«
Das letzte Stück der fetttriefenden Erdwurzel verschwand in Blumencrons Mund. »Findest du?«
»Ja«, sagte Lebbovitz auf seine typische kühle, genussverneinende Art. So war er halt. Aber er war trotzdem ein guter Mann. Blumencron wollte ihn aus der FRANCESCO DATINI nicht wegdenken. Es brauchte eben einen Partner für seine Geschäfte.
Die beiden Männer ließen ein Nachrichtenholo laufen wie an diesem Tag wohl jeder auf Tefor.
Am Vormittag war das große Thema noch die Katastrophe des zerstörten Klosters im Gässer-See gewesen – nun wurde darüber hin und wieder in einer zehnsekündigen Zwischeneinblendung berichtet, und
Weitere Kostenlose Bücher