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2727 – Am Gravo-Abgrund

2727 – Am Gravo-Abgrund

Titel: 2727 – Am Gravo-Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Trost hätten spenden können. Es war schlimm genug, in einem Gefängnis zu leben, selbst wenn es keine sichtbaren Mauern gab. Aber von den Besatzern entführt und für ihre Herrschaftszwecke instrumentalisiert zu werden, hatte eine neue Qualität des Schreckens.
    Wieder dachte Pri an die Mondbeben ihrer Kindheit. Wie sie sich bei einem besonders starken Mondstoß erschreckt hatte und davongelaufen war, hinein in einen Weinberg. Eine Onryonin hatte ihr helfen wollen, doch Pri hatte sie angeschrien: »Stirb!«
    Ein ehrlicher, urwüchsiger Wunsch in einer grausamen Klarheit, wie Kinder sie manchmal zeigten.
    Und nun wünschte sich Pri genau das wieder, auch wenn sie wusste, dass es unmöglich war.
    Sterbt, dachte sie. Sterbt und gebt uns frei.

4.
    Der verlassene König
    Iacalla. 11. August 1514 NGZ.
     
    Ryotar Fheyrbasd Hannacoy erwachte allein. Das Emot auf seiner Stirn pulsierte, während Hannacoy sich nach denen umdrehte, die lang tot waren. Er war der Letzte seines Schlafrudels.
    Schon vor mehreren Jahren war er für den Nachtzyklus in einen kleineren, fensterlosen Raum ohne Wandschmuck umgezogen. In dem riesigen leeren Saal, den er gegen Ende nur noch mit dem greisen Manthey geteilt hatte, hatte er sich verloren gefühlt. Der Anblick der aufgegebenen Schlafmulden, die wie kalte Seen im Boden lagen, hatte ihn traurig gestimmt.
    Die neue Schlafkammer unterschied sich auf den ersten Blick kaum von der eines durchschnittlichen onryonischen Bürgers. Hannacoy mochte schlichte Gemütlichkeit.
    Die dicken, fensterlosen Mauern sperrten jedes Geräusch aus. Mehrere Servoroboter standen auf Abruf in verborgenen Wandvertiefungen bereit. Neben dem auf einer brusthohen Säule platzierten Kratzstein waren es vor allem die technischen Einrichtungen, die den Schlafraum des Kanzlers zu etwas Besonderem machten.
    Mithilfe des Raumgenius konnte Hannacoy Luna von seiner Schlafmulde aus regieren, wenn er das wollte. Sämtliche Daten und Verbindungen standen ihm innerhalb von Sekunden zur Verfügung, ob von Iacallas Hauptgenius oder von NATHAN.
    Über Hannacoys Schlafmulde kreisten fünf Anuupi an der Zimmerdecke, die den Raum in ein warmes rötliches Licht tauchten. Die biolumineszenten, quallenartigen Kreaturen waren besonders feinfühlig. Sie registrierten die Unterschiede in Hannacoys Biorhythmus und reagierten darauf.
    Hannacoy setzte sich und blickte auf Augenhöhe in das Gesicht eines hölzernen Pyzhurgs, der auf der Kante zur Mulde saß. Wie bei vielen älteren Onryonen ersetzte ihm die Holzpuppe den Schlafwächter. Sie trug ein flirrendes buntes Gewand, das die Einsamkeit ein wenig erträglicher machte. Der regenbogenfarbene Stoff war ein bunter Punkt zu Beginn jeden neuen Tages. Er lenkte Hannacoy von grüblerischen Gedanken an die Verstorbenen ab.
    Natürlich hätte Hannacoy in einem anderen Schlafrudel um Aufnahme bitten können. Jeder Onryone, egal ob lunageboren oder nicht, würde ihn zu sich nehmen. Aber er würde es eben bloß deshalb tun, weil Hannacoy der Ryotar war.
    »Es wäre keine ehrliche Aufnahme, Dennorud«, sagte Hannacoy zu dem hölzernen Pyzhurg.
    Die Puppe blickte ihn stumm aus goldenen Augen an. Ihr ewig gleiches Gesicht blieb freundlich, das Emot kräuselte sich in sanftem Blau.
    Hannacoy erinnerte sich daran, wie sein Vater ihm den hölzernen Pyzhurg geschenkt hatte, in einem Alter, in dem Hannacoy und Dennorud gleich groß gewesen waren. Unvermittelt dachte Hannacoy an seine Mutter. Ob sie noch lebte? Er hoffte es. Seine Eltern waren vor seinem Aufbruch zur Mission in eine der Praeterital-Kolonien gegangen.
    An Tagen wie diesem war Hannacoy der Pyzhurg ein wertvolles Geschenk. Es verband ihn mit der Familie in der Ferne und half ihm, besser mit dem Alleinsein zurechtzukommen. Hohes Alter brachte das Geschenk der Erfahrung und forderte dafür den Tribut, andere loslassen zu können und Frieden mit ihrem Verlust zu schließen. Die anderen gingen voran.
    Hannacoy bedauerte, kein eigenes Kind zu haben, dem er Dennorud vor dem Tod weitergeben konnte. Sein Emot erwärmte sich.
    »Eines Tages, Dennorud, wirst du mich in den letzten Schlaf begleiten – in den Feuerschlaf. Aber bis dahin ist noch Zeit. Du weißt, wie viel es zu tun gibt.«
    Er stand auf und stieg aus der Vertiefung. Das Licht der Anuupi erhellte sich um eine weitere Nuance. Nun lag es wie ein orangegoldener Feuerschein über der schlichten Schlafkammer. Die hellen Wände nahmen die Farbe an.
    »Zumindest hat mich niemand geweckt. Keine neuen

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