274 - Die dunkle Seite des Mondes
Sensor an einer Wohnungstür bedienen und von innen einen Klingelton hören, du Schwachkopf! »Nein, leider nicht«, sagte er stattdessen. »Das Signalfeuer ist ein automatisch generierter Impuls, den das System ausstrahlt, wenn sich ein Schiff mit marsianischer Kennung in den Landeanflug begibt.«
»Oh. Aber… aber Sie sind nur Techniker, kein Pilot. Meine Informationen sind da ganz andere. Also könnten Sie sich durchaus irren und…«
»Er hat recht«, fiel ihm Braxton ins Wort.
»Da ist noch ein Signal.« Diesmal klang Gerber aufgeregter als bei seiner ersten Meldung.
»Sehen Sie?«, sagte Shang. »Ich wusste es. Ich wusste es!«
Braxton ignorierte ihn. »Genauer, Gerber! Was für ein Signal?«
»Ein… ein Tachyonenecho.«
»Tachyonen? Erklären Sie mir das!«
»Tachyonen sind superluminare Elementarteilchen«, dozierte Shang. »Kurioserweise verlieren sie bei ansteigender Geschwindigkeit Energie und…«
»Ich weiß sehr wohl, was Tachyonen sind. Aber danke für die Auffrischung. Lieber würde ich erfahren, was das für ein Echo ist.« Er schwieg für eine Sekunde. »Ach ja, können Sie mir einen Gefallen tun, Herr Shang?«
»Gerne. Welchen denn?«
»Halten Sie die Klappe! Also, Gerber, was ist das für ein Signal? Warum haben wir es vorhin nicht schon geortet?«
Gerber berührte einige Sensoren auf seiner Konsole und studierte die Anzeigen. »Weil wir da nur das Gelände der Mondstation gescannt haben. Das Tachyonenecho befindet sich jedoch in etlichen Kilometern Entfernung. Ich habe es auch eher zufällig entdeckt.«
»Bewegt es sich?«
Die Finger huschten über weitere Tasten. »Nein. Ein ruhendes Signal.«
»Was kann das sein?«, meldete sich erstmals Calora Stanton, die zweite Ärztin, zu Wort.
»Hat das Shuttle nicht mit Tachyonenortung nach Matthew Drax' Tochter gesucht?«, fragte Damon.
Braxton verdrehte die Augen. »Und was soll das mit dem Signal zu tun haben?«
»Keine Ahnung.« Er deutete auf die holografische Darstellung der Mondstation. »Das Shuttle befindet sich an seinem Landeplatz. Vielleicht hat die Crew etwas von der Erde mitgebracht, das sie außerhalb der Station positioniert hat.«
»Und was soll das sein? Warum sollten Sie es so weit draußen abstellen?«
Darauf wusste Damon auch keine Antwort.
»Sollen wir den Landeanflug abbrechen?« , fragte der Kopilot Lyran Gonzales, der trotz des gleichen Nachnamens mit Samantha bestenfalls über hundert Ecken verwandt war.
»Vielleicht hat es etwas mit den technischen Problemen der Station zu tun«, sagte Calora Stanton.
»Ein ruhendes Tachyonensignal? Ich wüsste nicht, wie das der Fall sein könnte!« Braxton zögerte einen Augenblick. Dann hatte er sich entschieden. »Nein, wir führen die Landung wie geplant aus.«
»Wie Sie wünschen, Herr Kommandant.« Dem Kopiloten war anzumerken, dass er davon wenig begeistert war.
Vier Minuten und siebenundzwanzig Sekunden später setzte die CARTER IV auf.
»Gerber, sehen Sie, ob Sie auf den Frequenzen der Helmsender jemanden erreichen.«
Auch dieser Versuch blieb fruchtlos. Also warteten sie darauf, dass ein Mondrover käme, um sie abzuholen. Eine halbe Stunde später warteten sie immer noch. Ließ sich das noch mit einem Ausfall der Funkanlage erklären? Die Zweifel in der Crew wuchsen.
Und so fällte Henry Cedric Braxton eine weitere Entscheidung.
»Wir steigen aus!«
***
Ich bin Alfonso Eduardo Derdugo Alvarez. Ein Gestrandeter.
Ich sehne mich nach Margarita, meiner geliebten Margarita. Manchmal glaube ich, sie am Rand eines Kraters oder am Fuß eines Hügels stehen zu sehen. Dann winkt sie und ruft mir zu. Doch immer, wenn ich zu ihr gehen will, lacht sie und läuft davon.
Ihre schwarzen Haare und die fast schwarzen Augen. Der leichte Geruch nach Gewürzen. Süße Erinnerungen.
Schenkt sie mir durch ihre Anwesenheit Trost an diesem eigentlich trostlosen Ort? Hat sie mir verziehen, dass ich am Morgen des 30. Mayo im Jahre des Herrn 1497 in den Olivenhainen war und sie deshalb nicht vor den Piraten beschützen konnte? Oder läuft sie immer wieder vor mir davon, um mich für ihren Tod zu strafen?
Ich bleibe stehen und schaue in den Himmel. Obwohl die Sonne scheint, ist er schwarz wie die Nacht. Trotzdem sehe ich keine Sterne. Nur eine blaue Scheibe.
Ich erinnere mich an die Conquistadores. An die Überfahrt in die Neue Welt. Unter uns das blaue Meer, über uns der blaue Himmel. Und nachts der helle Mond inmitten der Schwärze.
Zuerst war ich verwirrt von der blauen
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