274 - Die dunkle Seite des Mondes
auf die Waldmenschen und die Erdbarbaren kam.
Nur wenige Tage später war er vollwertiges Mitglied und aufgrund seiner herausragenden Qualifikation Netzwerktechniker im Hauptbüro der Organisation. Er kündigte seine Stelle bei Elysium Daily und widmete sich alleine ProMars.
Das Problem war nur, dass er auf den Rechnern, auf die er Zugriff bekam, nichts, aber auch gar nichts finden konnte, was Chandra in irgendeiner Weise weitergeholfen hätte.
Von Anfang an vermutete er, dass sich alles belastende Material auf dem Computer von Cody Pierre Saintdemar befand, einem hohen Tier in der Führungsriege der Organisation. Doch ausgerechnet dieser Rechner war nicht ins Netzwerk eingebunden.
Also wartete er. Als Saintdemar eines Tages sein Büro für einen Augenblick verließ, schlüpfte Alix hinein, um einen Blick auf das Objekt seiner Begierde zu werfen. Der Computer war in Betrieb, aber mit Passwort vor unbefugtem Zugriff geschützt. Noch am gleichen Abend schrieb Alix ein Programm, bettete es in ein allseits bekanntes Diagnosetool ein und wartete weiter.
Unzählige unerträgliche Versammlungen später war es dann endlich so weit: Cody Pierre Saintdemar rief ihn zu sich, weil ein Problem mit seinem Computer aufgetaucht war. Unter dem sezierenden Blick des großen Chefs setzte sich Alix an den Rechner und startete von seinem Kristall aus das Diagnoseprogramm. Offenbar war der Name des Programms auch Saintdemar ein Begriff, denn Alix spürte förmlich, wie sich der ProMars-Funktionär hinter ihm entspannte, als das vertraute Logo auf dem Bildschirm auftauchte. Er bemerkte nicht, dass Alix ihm gleichzeitig einen unerwünschten Gast auf den Computer schob.
Nach getaner Arbeit überließ er den Sessel wieder Cody Pierre Saintdemar und tat in den nächsten Tagen das, was er schon andauernd tat: warten!
In der Zwischenzeit verrichtete das eingeschmuggelte Programm seinen Dienst. Es speicherte sämtliche Kennwörter, die Saintdemar eingab, und erstellte ein Verzeichnis der für Alix potenziell interessanten Dateien. Dann startete eine Routine, die ein weiteres kleines Computerproblem simulierte.
Erwartungsgemäß rief der große Boss Alix noch einmal zu sich. Der ließ noch ein weiteres Mal die Diagnose laufen, die gleichzeitig unbemerkt die in einer kleinen Datei gesammelten Daten abrief und die Spionageprogramme rückstandsfrei entfernte.
Mit all diesem Wissen in der Hinterhand schrieb der Ermittler eine neue Software. Die sich im Augenblick als lahmer erwies, als er gehofft hatte.
Ladevorgang bei 95%
Nach Monaten in der Gesellschaft bornierter Einfaltspinsel hatte er die Nase voll von ProMars. Er wollte seinen Auftrag so schnell wie möglich abschließen. Ihm war klar, dass die Organisationsführung irgendetwas plante. Denn für das ständig sinkende Ansehen, das ProMars in der Öffentlichkeit genoss, verhielten sich die Oberen erstaunlich ruhig. Zu ruhig. Es sei denn, sie wussten, dass etwas geschehen würde, was ihren ramponierten Ruf wieder aufpolierte. Dem zufriedenen Grinsen in ihren Gesichtern nach zu schließen, stand dieser Augenblick sogar unmittelbar bevor.
Deshalb musste Alix handeln. Deshalb und weil er endlich hier raus wollte!
Also hatte er gewartet, bis Saintdemar wegen einer Konferenz sein Büro verließ, und sich eingeschlichen. Wie hätte er auch ahnen sollen, dass der große Boss nur fünfzehn Minuten später zurückkehren würde?
Wieder ertönten Schritte auf dem Gang. Und diesmal waren es die von Saintdemar. Er hörte es. Er fühlte es. Er wusste es einfach.
Mit fliegendem Blick sah er sich um. Konnte er sich verstecken? Unter dem Schreibtisch? Im Schrank? Im Badezimmer?
Im Badezimmer!
Cody Pierre Saintdemar hatte als Einziger im Gebäude einen eigenen Waschraum neben dem Büro. Wäre das ein geeignetes Versteck?
Alix schüttelte den Kopf. Da saß er in der Falle. Der Raum besaß kein Fenster, und einen zweiten Ausgang schon gar nicht. Außerdem: Was nützte es, wenn er sich versteckte, aber sein Speicherkristall noch munter vor sich hinackerte?
Ladevorgang bei 98%
Die Schritte kamen näher und verstummten schließlich vor der Bürotür.
Das Spiel war aus. Jeden Moment würde er auffliegen.
***
Saintdemar sah der Süßen aus dem Rekrutierungsbüro nach. Zu seiner Schande konnte er sich nicht einmal an ihren Namen erinnern. Sie traf genau seinen Geschmack: hochgewachsen, filigraner Körperbau, intelligent. Wäre er nur ein paar Jahre jünger, würde er sie womöglich öfter in sein
Weitere Kostenlose Bücher