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275 - Licht und Schatten

275 - Licht und Schatten

Titel: 275 - Licht und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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erste Möglichkeit war illusorisch. Die Angst wütete viel zu stark in ihr, als dass sie sie hätte verdrängen können. Blieb also nur noch…
    Bahafaa ging langsamer und ließ die nachfolgenden Kriegerinnen passieren. Doch als Lusaana, Tumaara und Arjeela zu ihr aufschlossen, musste sie sich erklären.
    »Es ist besser, wenn ich zurückbleibe«, sagte sie. »Ich stecke mit meiner Angst sonst alle anderen an.«
    »Glaubst du, einer von uns wäre ohne Angst?«, fragte die Königin zurück.
    »Meine Gabe verstärkt sie aber noch«, hielt Bahafaa dagegen. »Glaubt mir, es ist besser, wenn ich in einigem Abstand nachkomme.«
    Lusaana nickte zögerlich. »Wie du willst. Falls wir jedoch verfolgt werden…«
    Bahafaa rang sich ein Lächeln ab. »Dann werde ich so schnell zu euch aufschließen, wie ich noch nie im Leben gelaufen bin«, meinte sie.
    »In Ordnung. Viel Glück!« Die Königin der Dreizehn Inseln berührte sie kurz an der Schulter, dann wandte sie sich an einen der beiden Fackelträger: »Überlass ihr deine Fackel, Symon.«
    Der junge Mann tat, wie ihm geheißen, und Bahafaa sah zu, wie die kleine Gruppe vor ihr dem Tunnel weiter folgte. Das Licht der verbliebenen Fackel markierte noch eine Weile ihren Weg, dann verschwand es hinter einer Biegung des Ganges.
    Bahafaa atmete tief durch. Sie war allein.
    Sie wartete noch eine Minute, dann nahm sie ihren Marsch wieder auf, setzte Fuß vor Fuß in dieser dunklen, feuchten Umgebung, wo jenseits des Fackellichts namenloses Grauen zu nisten schien. Als wäre die Dunkelheit mehr als nur die Abwesenheit von Licht. Nervös blickte sie zurück. Falls wir jedoch verfolgt werden…
    Sie schauderte.
    Waren da nicht tappende Schritte hinter ihr?
    Oder bildete sie sich das nur ein? Die Schatten schwebten doch mehr über den Grund, als dass sie gingen. Sie würde sie nicht kommen hören…
    Ich werde sie nicht einmal kommen hören! Die Angst sprang Bahafaa erneut an wie ein wildes Tier. Sekundenlang war sie versucht, wieder zu der Nachhut aufzuschließen, doch dann zwang sie sich zur Ruhe. Es ist alles in Ordnung. Der Zugang zum Labyrinth ist verschlossen und getarnt. Sie werden uns nicht finden…
    Zehn Minuten vergingen, in denen sie vorwärts schlich und kaum zu atmen wagte, aus Furcht, irgendein Geräusch zu überhören. Deshalb fuhr sie regelrecht zusammen, als plötzlich vor ihr eine Stimme lauthals rief.
    »Zurück!«, klang es zu ihr herüber. »Wir müssen zurück!«
    »Was ist da vorne los?«, rief die Königin zurück.
    Es dauerte einen Moment, bis die Antwort kam: »Ein Gangeinbruch! Der nächste Ausgang wurde verschüttet! Juneeda sieht keine Möglichkeit, die Trümmer wegzuräumen!«
    Für Sekunden war Stille. Dann erklang wieder,die Stimme Lusaanas: »Wir gehen ein Stück zurück und nehmen den ersten Ausgang!«
    Bahafaa schauderte. Zurück in Richtung der Festung - und das fast zwanzig Speerwürfe weit! Aber es ging nicht anders, und je schneller sie ins Freie kamen, desto besser.
    Sie drehte sich um und beschritt - nun als neue Vorhut - den Tunnel in umgekehrter Richtung. Lusaana, Tumaara und Arjeela würden wohl bald zu ihr aufschließen und die Spitze übernehmen. Sie hörte, wie sich die Marschkolonne hinter ihr stockend wieder in Bewegung setzte.
    Doch dann -
    - durchfuhr sie blanker Schrecken wie ein Blitz. Als sie vor sich eine diffuse Bewegung am äußersten Rand des Fackellichts gewahrte.
    Erst hoffte sie noch, es wäre vielleicht Dykestraa, die einen Weg gefunden hatte, ihnen zu folgen. Doch was sich da aus dem Dunkel schälte, war kein lebender Mensch. Es war der Schatten eines Hünen, der sich bücken musste, um mit seinem halbstofflichen Kopf nicht in der Tunneldecke zu verschwinden. Und hinter ihm drängten weitere Gestalten heran.
    Die Schatten waren hier!
    Sekundenlang rang Bahafaa nach Luft. Dann endlich löste sich der Schrei aus ihrer Kehle: »Zurück!«, brüllte sie. »Die Schatten kommen!«
    Im nächsten Moment erkannte sie die Tragik ihrer Warnung: Es gab kein Zurück! Der Gang war verschüttet weiter vorn; wohin sollten sie fliehen?
    Trotzdem fuhr Bahafaa herum und rannte los. Schon nach wenigen Schritten traf sie auf die drei Schwestern und die Fackelträger, die die Nachhut gebildet hatten. Sie starrten ihr entsetzt entgegen.
    »Die Schatten sind hinter mir!«, rief Bahafaa. »Lauft um euer Leben!«
    Die beiden Männer wichen bereits zurück, und auch Arjeela machte Anstalten, ihnen zu folgen. Lusaana stand da, als wäre sie schon

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