277 - Xij
wenigstens das klang ganz annehmbar.
So ging der Tag herum, bis sich die Loxlees nach und nach in die verschiedensten Ecken zurückzogen, um eine Mütze Schlaf zu nehmen - sofern das bei dem Geheul des Sturmes möglich war. Einige drückten sich Kerzenwachs in die Ohren. Leider nicht alle - sonst hätte der Versuch mit der knarzenden Tür doch noch Chancen gehabt.
Nachdem sie den Musikanten und Sängerinnen Respekt gezollt hatten - den einen mehr, den anderen weniger -, begaben sich Matt, Aruula und Xij in ihre Kammer. Axya hatte andere Dinge zu tun: Sie sprach mit ihrem Vater; wie Matt annahm, über die Zukunft ihrer Dynastie.
An Schlaf war kaum zu denken. Selbst hier hörte man überdeutlich das Toben des Unwetters. Also setzten sie sich zusammen und diskutierten andere Ideen, um in das unterirdische Labyrinth zu gelangen.
Xij pochte auf den harten Betonboden. »Man müsste sich einfach durchgraben können. Oder durchsprengen, mit der Drillermunition. Aber das würde sogar den Sturm übertönen.«
Matt klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Natürlich, das ist es! Wie konnte ich nur so dumm sein?«
»Wie bitte?«, fragte Xij, und auch Aruula runzelte die Stirn.
»Das ist jetzt nicht dein Ernst«, sagte sie. »Du willst hier sprengen ?«
»Aber nein!« Matt winkte ab. »Xij hat mich nur an etwas erinnert. Ich wäre heute Nachmittag beinahe in ein Loch gestürzt. Aruula hat mich rausgezogen.« Er berichtete Xij von ihrem Versuch, Kapitän Pofski auf sich aufmerksam zu machen, und von dem Einbruch in das undefinierbar übel riechende Loch. »Ich hatte den Eindruck, dass es sich um eine große Höhlung handelt«, schloss er. »Und ich möchte wetten, dass es sich um einen Teil des Rüstungslabors handelt.« Er schaute triumphierend in die Runde.
»Hätte es dann nicht eine Betondecke?«, fragte Xij.
»Die in den Jahrhunderten teilweise eingebrochen sein kann«, konterte Matt. »Und dann von Wurzeln und Erde bedeckt wurde.«
»Also gut«, sagte Aruula. »Klingt wie eine Möglichkeit. Was machen wir?«
»Wir nutzen die Nacht und den Sturm.« Matt grinste. »Niemand wird damit rechnen, dass wir uns bei dem Sauwetter draußen herumtreiben.«
»Nicht ohne Grund«, gab Xij zu bedenken. »Aber wie heißt es so schön? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.«
»Das ist die richtige Einstellung«, nickte Matt. »Wir brauchen Lampen und ein langes Seil. Ach ja… und etwas, mit dem wir uns irgendwelches Viehzeug vom Hals halten können. Ich habe ein Zischen von unten gehört, als ich in dem Loch hing.«
Aruula deutete in die Runde: »Mein Schwert, Xijs Nadler, dein Driller und der Kombacter - das sollte doch ausreichen.«
»Kombacter?«, fragte Xij neugierig nach. »Was soll das sein?«
Matt wollte die Existenz der hydreeischen Allzweckwaffe lieber für sich behalten, um keine Begehrlichkeiten zu wecken. Darum bedachte er Aruula mit einem warnenden Blick und sagte dann an Xij gewandt: »Eine nette Spielerei. Zeige ich dir mal, wenn die Zeit dafür ist. - Und jetzt los: Schwärmen wir aus und besorgen uns, was wir brauchen.«
Eine Viertelstunde später trafen sie wieder in ihrem Gemach zusammen. Aruula hatte ein Seil organisiert, Xij einige Fackeln, die sie in ein Öltuch gewickelt hatte. Matt steuerte eine Ölfunzel bei. Außerdem hatte er sich umgesehen.
Er öffnete die Tür und deutete in den Vorraum hinaus. »Eine der Türen dort führt zum Friedhof«, berichtete er. »Durch sie kommen wir ins Freie, ohne dass uns jemand sieht.«
Aruula zog ihr Schwert und musterte es. »Dann lasst uns nicht warten, bis es heller wird. Bringen wir es hinter uns.«
Xij nickte. »Einer für alle - alle für einen.«
Es überraschte Matt nicht mehr, dass sie auch Alexandre Dumas' »Die drei Musketiere« kannte.
Sie schlichen durch den Vorraum, öffneten das Portal - der Wind drückte derart, dass sie sich zu dritt dagegenstemmen mussten - und schauten hinaus.
Der Himmel war ein Mahlstrom aus Wolken. Kein Stern, kein Mond zu sehen. Matt trat schaudernd in den peitschenden Regen hinaus und schob sich an der Außenmauer entlang. Xij und Aruula folgten ihm. Die Lichtung war eiförmig und durchmaß vielleicht fünfhundert Meter. Die Kirche stand am dicken Ei-Ende, der Hügel markierte das spitze.
Es war beinahe so finster wie in einem Kohlenkeller. Die Pfützen waren knöcheltief. Sie huschten mit eingezogenem Kopf weiter. Ständig hörten sie es knacken. Äste und Blattwerk segelten durch die Luft.
Matt stemmte
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